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Atlas der Abwesenheit: Kameruns Kulturerbe in Deutschland

Über 40.000 Objekte aus Kamerun werden heute in öffentlichen Museen der Bundesrepublik Deutschland aufbewahrt – der größte Bestand weltweit. Seit der deutschen Kolonialzeit (1886–1916) lagern sie in den Depots der Institutionen, wurden bisher kaum gezeigt und auch nicht in Publikationen zugänglich gemacht. Die Autor:innen zeichnen erstmalig diese nicht sichtbare Präsenz von Kamerun in deutschen Museen nach. Damit wird auch nachvollzogen, was die Abwesenheit des Kulturerbes für Kamerun bedeutet.
Zahlreiche Karten, Schaubilder und Grafiken veranschaulichen die geografische und statistische Verteilung des materiellen Kulturerbes von Kamerun in Deutschland. Ergänzt werden sie durch Biografien der damaligen Akteure und einen Bildteil mit Fotos der Objekte.

Ulrich Pfisterer

»Rom, wie es war und wie es ist«: Die Erfindung der Vorher-Nachher-Illustration in der Frühen Neuzeit

FONTES, Band 96

Wie sahen die Ruinen Roms zu ihrer Erbauungszeit in der Antike aus? Die Antiquare und Künstler der Frühen Neuzeit versuchten aber Jahrhunderte, in Text und Bild eine Vorstellung der antiken Urbs und ihrer Monumente zu entwerfen. Dieser Beitrag untersucht, wann und wie sich ein druckgraphischer Darstellungsmodus entwickelt hat, der einigermaßen systematisch den rekonstruierten Zustand der Gebäude ihren Ruinen gegenüberstellt – ein Prinzip, das hier als Vorher-Nachher-Illustration bezeichnet wird. Nach vereinzelten Beispielen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts – vor allem von Étienne Dupérac und seinem Umkreis – und wenig erfolgreichen Publikationen von Giovanni Maggi und Pietro Paolo Orlandi erzielten erst die illustrierten Ausgaben von Alessandro Donatis vielfach aufgelegtem Bestseller Roma vetus ac recens ab 1662 den Durchbruch. Dessen Wirkungsgeschichte, aber auch alternative Darstellungsweisen werden bis ins 19. Jahrhundert verfolgt.

Déborah Laks (Hrsg.), Natalia Sassu Suarez Ferri (Hrsg.)

Transmission and Gender: Women Artists as Teachers in the XXth Century

Während der Anteil an Frauen im Bereich des Kunstunterrichts langsam, aber sicher wächst, stehen die spezifische Besonderheit der Werdegänge von Frauen sowie ihre Auswirkungen auf die Vermittlung und das künstlerische Schaffen an der Schnittstelle mehrerer Felder und werfen eine Vielzahl von Fragen auf. Wie sieht die Karriere einer Frau aus, und wie werden die Institutionen durch die Arbeit von Frauen verändert? Wie werden die Hierarchien neu gestaltet, wie wandelt sich das Bezugsfeld der Studierenden, was ermöglichen die neu entwickelten Methoden? Die in dieser Publikation versammelten Aufsätze beleuchten individuelle Werdegänge und zeichnen die Debatten nach, die an den Kunsthochschulen stattfinden, sowie die Entwicklungen, die der Unterricht von Künstlerinnen aufdeckt, vorbereitet oder im Bereich zeitgenössischen künstlerischen Schaffens vollbringt.

Tandis que le champ de l’enseignement de l’art se féminise, lentement mais sûrement, la spécificité des trajectoires féminines et de leurs effets sur la transmission et la création se trouvent au carrefour de plusieurs champs et ouvrent une pluralité de questionnements. A quoi ressemble une carrière féminine, de quelle manière les institutions sont-elles modifiées par l’arrivée des femmes ? Comment les hiérarchies sont-elles repensées, le champ référentiel des élèves évolue-t-il, que permettent les nouvelles méthodes développées ? Les articles réunis mettent en lumière des trajectoires individuelles tout en retraçant plus largement les luttes dont les écoles sont le théâtre et les évolutions que l’enseignement par des artistes femmes révèle, prépare ou accomplit dans le champ de la création contemporaine.

Frédéric Bußmann (Hrsg.), Diana Kopka (Hrsg.)

Matrix Moderne | Ostmoderne: Bauen, baubezogene Kunst und Formgestaltung in Ostdeutschland und dem Europa der Nachkriegszeit

Aurora, Band 3

Das moderne Bauen, die baubezogene Kunst und die Formgestaltung der unmittelbaren Nachkriegszeit haben nach Jahrzehnten der Geringschätzung zuletzt wachsende Anerkennung gefunden. Die Matrix Moderne umfasst eine Vielzahl modernistischer Bewegungen und Stile in Ost- wie in Westeuropa. Die Entwicklungen im Zuge des Neu- oder Wiederaufbaus im Ostblock jedoch bedürfen einer eigenständigen Betrachtung, welche die spezifischen Bedingungen ihrer Entstehung in den Blick nimmt. Das Konzept der Ostmoderne ermöglicht zugleich ein Hinterfragen der bisherigen Maßstäbe für die Aneignung von Tendenzen der internationalen Moderne auf europäischer Ebene. Der vorliegende Band vereint Beiträge der gleichnamigen Tagung der Kunstsammlungen Chemnitz.

Jakob Fuchs (Hrsg.), Christoph Herm (Hrsg.), Ivo Mohrmann (Hrsg.)

Humananatomische Präparate / Human Anatomical Preparations: Geschichte, Herstellungstechniken und Ethik in der Konservierung / History, Manufacturing Techniques and Ethics in Conservation

Humananatomische und -pathologische Präparate stehen seit Jahrhunderten im Dienst von Wissenschaft, Forschung und Lehre. Durch stetig verbesserte und zum Teil aufwändige Verfahren gelang es, immer speziellere Dauerpräparate herzustellen. Die in den europäischen Wissenschaftszentren gegründeten und über Jahrhunderte erweiterten Sammlungen sind von unschätzbarem Wert, jedoch ist die aktuelle Erhaltungssituation vielerorts prekär. Der Band fasst die Vorträge auf der gleichnamigen internationalen Tagung 2021 in Dresden zusammen. Ziel der Tagung war es, Lösungsansätze für die ethisch angemessene Erhaltung und fachgerechte Konservierung humananatomischer und -pathologischer Präparate zu diskutieren und aufzuzeigen.

Sarah Fetzer

„wo ich im Stillen mit Fleiß sammelte, womit ich später öffentlich hervortrat“: Hans von Aufseß (1801–1872) und die Wege seiner Sammeltätigkeit

Im Fokus der Arbeit steht die fast lebenslange Sammeltätigkeit des 1801 geborenen, fränkischen Freiherrn Hans von Aufseß. Seine umfangreiche Sammlung bildet bis heute den Grundstock des von ihm im Jahr 1852 gegründeten Germanischen Nationalmuseums, dem größten kulturgeschichtlichen Museum des deutschen Sprachraums. Neben Aufseß’ Motivation, Netzwerkbildung und Erwerbungsstrategien werden ausgewählte Objektprovenienzen sowie die Präsentationen und der Verbleib seiner Sammlung detailliert untersucht. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der erstmaligen Auswertung seines gesamten archivalischen Nachlasses.

Anja Kregeloh (Hrsg.)

Anatolische Teppiche aus Bistritz/Bistrița: Die Sammlung der Evangelischen Stadtkirche A. B. im Germanischen Nationalmuseum

Die Publikation enthält die Ergebnisse des 2017–2020 durchgeführten interdisziplinären Forschungsprojekts zu den anatolischen Teppichen aus der Evangelischen Kirche A. B. in Bistritz. Auf ihrer Flucht 1944 brachten Mitglieder der Kirchengemeinde die Teppiche neben anderen Wertgegenständen mit und deponierten sie 1952 als Leihgabe im Germanischen Nationalmuseum. Der Bestand konnte nun erstmals eingehend kunsthistorisch und -technologisch untersucht werden. Anhand von Vergleichen mit anderen Sammlungen und der Auswertung von Schriftquellen, insbesondere aus Bistritz, Kronstadt und Hermannstadt, wurde die Sammlung von ihrer Entstehungsgeschichte bis zu ihrer heutigen Bedeutung für die Erinnerung an die Heimat der siebenbürgisch-sächsischen Geflüchteten kulturhistorisch eingeordnet.

Joanna Olchawa (Hrsg.), Julia Saviello (Hrsg.)

Requisiten: Die Inszenierung von Objekten auf der ›Bühne der Kunst‹

Das Gewehr an der Wand in Tschechows Theaterstücken, der Hammer in mittelalterlichen Passionsspielen, der Schild im frühneuzeitlichen Turnier: Objekte begleiten und ermöglichen Handlungen, vor allem innerhalb einer Inszenierung durch Akteur*innen auf einer ›Bühne‹ und vor einem Publikum. Die Beiträge dieses Bandes kreisen um die Materialität und Medialität der Requisiten, ihre Produktionsästhetik, ihre räumliche Inszenierung und die Bühnen, auf denen diese stattfindet, aber auch – ausgehend von der Rezeptionsästhetik – um ihr Verhältnis zu den Betrachter*innen. Es werden sowohl Objekte untersucht, die in theatralen Kontexten Verwendung fanden, als auch Darstellungen ihrer performativen Nutzung; neben realen Orten geraten imaginative Bühnen, etwa solche in Gemälden und Texten, in den Blick; und darüber hinaus finden Aufbewahrungsorte wie der Fundus und das Museum Berücksichtigung, in denen Requisiten auf ganz eigene Art inszeniert und als Protagonisten ihrer eigenen Geschichte in Erscheinung treten.

Claudia Andratschke (Hrsg.), Maik Jachens (Hrsg.)

Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten (China): In vier ostfriesischen Museen und Kultureinrichtungen

Der Band versammelt die Beiträge der gleichnamigen Abschlussveranstaltung sowie die Ergebnisse eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten, durch das Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen unterstützten und von der Museumsstelle der Ostfriesischen Landschaft koordinierten Projekts. Facts & Files, Historisches Forschungsinstitut Berlin, untersuchte dabei rund 500 Objekte in vier ostfriesischen Einrichtungen (Dt. Sielhafenmuseum Carolinensiel, Naturforschende Gesellschaft zu Emden von 1814, Ostfriesisches Teemuseum Norden und Fehn- und Schiffahrtsmuseum Westrhauderfehn) auf mögliche koloniale Kontexte in Bezug zu Qingdao, dem ehemaligen „Schutzgebiet“ des damaligen Deutschen Reiches.

Carolin Ott

Georg Schweigger (1613–1690): Das Werk des Nürnberger Bildhauers im Spiegel der Dürer-Rezeption des 16.–20. Jahrhunderts

Über Jahrhunderte hinweg wurden Georg Schweiggers (1613–1690) kleinplastische Reliefs als Werke Albrecht Dürers hochgeschätzt und in ganz Europa gesammelt. Die frühe kunsthistorische Forschung bewertete die Objekte hingegen als Fälschungen und schrieb sie der sogenannten Dürer-Renaissance zu. Erstmalig erschließt vorliegende Veröffentlichung das gesamte Œuvre des Nürnberger Bildhauers für die Kunstgeschichte und zeigt auf, dass Schweiggers Bezugnahme auf Dürers Kunst höchst originell und keineswegs von betrügerischen Absichten geleitet war. In den äußerst fein ausgearbeiteten Werken und ihren Motiven spiegelt sich das komplexe Denken seiner Zeit, werden vielzählige bildhauerische wie graphische Einflüsse und die Kenntnis internationaler Kunstströmungen fassbar. Die Autorin weist einen luziden Pfad durch die verschlungenen Wege der Dürer-Rezeption vom 16. bis zum 20. Jahrhundert und verortet Schweigger in der süddeutschen Bildhauerkunst des 17. Jahrhunderts neu.

Lisa Hörstmann

(Trans)Nationalism and “Indigenisation”: Ambivalences in South African Settler Primitivism between the 1920s and 1960s

Diese Studie beschreibt die verschiedenen Facetten des südafrikanischen Siedlerprimitivismus sowie die Interaktionen seiner Protagonist:innen, die sich im Spannungsfeld zwischen europäischer Moderne und lokalen traditionellen Kulturen bewegten. Von starken Ambivalenzen geprägt, oszillierten sie zwischen transnationalen und nationalen Herangehensweisen an eine Kunstproduktion, die sich indigene Landschaften, Bevölkerungsgruppen und deren visuelle Kulturen mit dem Ziel der eigenen Indigenisierung aneignete. Ein Schwerpunkt liegt auf den Künstlerinnen Irma Stern und Maggie Laubser, die maßgebend für die Entwicklung der südafrikanischen Moderne waren.

Heike Zech (Hrsg.)

Horizonte - Horizons: Geschichten und Zukunft der Migration / Histories and Future of Migration

Von der Steinzeit zum Weltraumzeitalter: Der Aufbruch ins Unbekannte ist eine menschliche Grunderfahrung – und Teil jeder Familiengeschichte. Wohin gehen? Was mitnehmen? Dieser Band stellt beispielhalft Menschen vor, die sich aus unterschiedlichen Gründen auf den Weg gemacht haben, darunter Kinderbuchautorin Judith Kerr sowie die Künstler Frank Auerbach und Gerhard Richter. Ihre Geschichten zeigen, dass auch Kunst und Kultur ohne Migration undenkbar sind. Entlang der Etappen von Migration, vom Aufbruch bis zur Ankunft, ergründen die Autor*innen des Bandes migrantische Erfahrungen und schließen mit einem Ausblick in die Zukunft, d.h. dem Weg ins All zwischen Science und Fiction.

Jacqueline Klusik-Eckert

Transfer von Bildideen: Zur Kultur des Kopierens in der rudolfinischen Malerei und der Rezeption von Bartholomäus Spranger (1546–1611)

Im Zentrum der Arbeit steht die Rezeption der rudolfinischen Malerei, vorrangig Bartholomäus Sprangers (1546–1611). Mit Hilfe einer neuen, von Warburgs Bildreihen inspirierten Methode werden anonyme Kopien zu neuen Quellen. Geprägt durch die Ästhetik um 1600, allem voran durch das Aemulatio-Prinzip als ein der Kunst eigenes agonales Konzept, dürfen diese Kunstobjekte keinesfalls als bloße Vervielfältigungen geringschätzt werden. Kopien mit Gattungstransfer sind als kreative, teils fantasievolle Übersetzungsleistungen zu verstehen. Schätzt man die Kopien als originäre Objekte mit eigenen Überlieferungsgeschichten, werden sie zu Belegen für eine frühneuzeitliche Kultur des innovativen Kopierens.

Stephanie Herold (Hrsg.), Silke Langenberg (Hrsg.), Daniela Spiegel (Hrsg.)

Avantgarde oder uncool? Denkmalpflege in der Transformationsgesellschaft

Der Band setzt sich unter dem bewusst provokativen Titel „Avantgarde oder uncool?“ mit Traditionen der Selbst- und Fremdwahrnehmung der Denkmalpflege auseinander. Den Hintergrund zu dieser kritischen Bestandsaufnahme bildet die Frage nach der Notwendigkeit einer Neupositionierung der Zunft – nicht nur angesichts aktueller Herausforderungen des Klimawandels, sondern auch des steigenden politischen und gesellschaftlichen Bedürfnisses nach Beteiligung. So versammelt der Band nicht nur Überlegungen zum Selbstverständnis der Profession in Zeiten des Wandels, sondern auch zu fachlichen Positionen in Bezug auf aktuelle Themen wie Partizipation, Klimawandel und Diversität.

Brigitte Sahler

Illusion und Verführung: Die plastischen Arbeiten von Jean-Léon Gérôme

Jean-Léon Gérôme (1824–1904) zählt nach einer langen Phase der Missachtung durch die modernistische Kunstgeschichtsschreibung heute wieder zu den vieldiskutierten Künstlern des 19. Jahrhunderts. Die Monografie bietet erstmals eine systematische Darstellung seiner plastischen Arbeiten, die von dieser Neubewertung bislang weitgehend unberührt geblieben sind. Die Studie umfasst sowohl eine gattungsgeschichtliche Untersuchung der spezifischen Medialität seiner Skulpturen als auch eine kulturwissenschaftliche Ergründung der Annäherung von Antike und Moderne, die sich in den Werken zeigt. Auf diese Weise treten neue Zusammenhänge zutage, welche die Vielschichtigkeit von Gérômes Œuvre offenbaren.

Hubert Locher (Hrsg.), Dominik Lengyel (Hrsg.), Florian Henrich (Hrsg.), Catherine Toulouse (Hrsg.)

Architecture Transformed: Das digitale Bild in der Architektur von 1980-2020

Welchen Einfluss hat das digitale Bild auf das Entwerfen und Visualisieren von Architektur? Wie hat sich die Darstellung von noch nicht gebauter Architektur im Wandel vom analogen zum digitalen Zeitalter verändert? Inwiefern kann dabei von einer medienspezifischen Prägung der Architektur durch die digitalen Entwurfs- und Darstellungswerkzeuge die Rede sein? Diese Fragen stehen im Zentrum dieser ausstellungsbegleitenden Publikation, die anhand einer Auswahl von Abbildungen aus Architekturzeitschriften sowie dem Schinkelwettbewerb die Entwicklung des digitalen Bildes als Medium der Architekturdarstellung der vergangenen vier Jahrzehnte von 1980 bis heute exemplarisch nachzuzeichnen versucht.

Sebastian Bock

Das Adelheidkreuz aus der Benediktinerabtei St. Blasien im Schwarzwald

Gegenstand der Studie ist das sog. Adelheidkreuz aus der Benediktinerabtei St. Blasien im Schwarzwald, eines der bedeutendsten Gemmenkreuze des Hochmittelalters mit einer Kreuzreliquie. Behandelt werden das originäre Erscheinungsbild dieser Zimelie und seine Umgestaltung in der Zeit um 1140/1150. Die zeitgenössische schriftliche Überlieferung zur Herkunft der Kreuzreliquie erfährt eine neue Bewertung. Weitere inhaltliche Schwerpunkte bilden die Frage nach dem Auftraggeber, das Verzeichnis der weiteren im Kreuz bewahrten Reliquien sowie dessen liturgische Funktion. Erörtert wird auch die Zusammengehörigkeit des Gemmenkreuzes mit einer ebenfalls aus St. Blasien stammenden Kasel des 12. Jahrhunderts.

Diletta Gamberini

L’ arte al tempo della ruina: Antonio Tebaldeo e tre poetiche storie di immagini nella Roma del Sacco

FONTES, Band 95

Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf drei bisher unveröffentlichte Sequenzen neulateinischer Epigramme, die das Schicksal dreier Kunstwerke während der Plünderung Roms (Mai 1527-Februar 1528) poetisch aufarbeiten. Die Texte wurden von einem unmittelbaren Zeugen der Gewalttaten verfasst, die die Stadt in jenen Monaten erschütterten, dem ferraresischen Dichter Antonio Tebaldeo, und sie tragen dazu bei, das intellektuelle Profil eines Autors zu erklären, der ein tiefes und anhaltendes Interesse an den Künsten seiner Zeit hatte. Das wichtigste Ergebnis der Untersuchung ist jedoch ein anderes. Durch einen systematischen Vergleich mit den Schriften anderer Humanisten, die sich zur Plünderung geäußert haben, werden diese Epigramme in einen Kontext gestellt, der bisher unbekannte Ereignisse beleuchtet, in die ein illustrer Kreis aus Mäzene, Künstler und Objekte der Stadt Roms unter Papst Clemens dem Siebten involviert waren, sowie eine Episode der Profanierung, die zu jener Zeit eine große literarische Resonanz fand. Die Studie erläutert insbesondere, wie Tebaldeo in diesen Gedichten das Schicksal eines Porträts von Ferrante Gonzaga heraufbeschwört, das der junge kaiserliche Hauptmann als Geschenk für seine Mutter, Isabella d'Este, in Auftrag gegeben hatte, aber auch die Schändung eines Gemäldes der Madonna mit Kind durch einen spanischen Soldaten und schließlich einige bis dahin völlig unbekannte Verwicklungen, die Michelangelos Bacchus betrafen.

Sebastian Bock

Der „Smaragd“ im Münster von Reichenau-Mittelzell

Schon im späten Mittelalter gehörte der „Reichenauer Smaragd“ in der Benediktinerabtei von Reichenau-Mittelzell zu den bekannten Sehenswürdigkeiten der Bodenseeinsel. Neben dem berühmten Sacro Catino in Genua zählte man ihn lange Zeit zu den größten Smaragden weltweit. Die Studie behandelt die Berichte über das Stück sowie seine Aufbewahrung und Präsentation ab dem 15. Jahrhundert. Weitere inhaltliche Schwerpunkte bilden die langanhaltende Propagierung des Stückes als außergewöhnliche Naturalie, überaus große Kostbarkeit sowie als wichtiges Zeugnis der Abteigeschichte. Dargelegt wird darüber hinaus, wie der „Smaragd“ im Zeitalter der Aufklärung endgültig als „bloßer“ Glasfluss erkannt worden ist.

Birgit Verwiebe (Hrsg.)

Die Sammlung der Nationalgalerie zum langen 19. Jahrhundert: Erwerbung, Forschung, Dokumentation, Vermittlung

Zur Zeit ihrer Gründung besaß die Nationalgalerie zunächst nationale und internationale Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der Folge wurde der Bestand durch Werke jeweils aktueller Kunstströmungen erweitert. Anlässlich der Veröffentlichung des Bestandskataloges zur Malerei des 19. Jahrhunderts fand 2017 ein Kolloquium statt, das zentrale Aspekte der Sammlungsgeschichte der Nationalgalerie in den Fokus rückte. Die Vorträge befassten sich u.a. mit verschiedenen Sammlungsteilen, mit Katalogen und Dokumentationen, mit Erwerbungspraktiken, mit der Pluralität der Moderne, mit Popularisierungs- und Vermittlungsstrategien. Die Beiträge dieser Tagung werden in diesem Band der Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Sabine Siemer

Die Passionsdarstellungen von Albrecht Dürer: Theologie und Rezeptionsästhetik

Warum steht in Dürers Passionsfolgen die Höllenfahrt Christi unmittelbar hinter der Kreuzigung und nicht, wie theologisch und traditionell-künstlerisch zu erwarten, vor der Auferstehung? Diese Frage war der Anstoß für die interdisziplinäre Dissertation zu Albrecht Dürers Passionsdarstellungen. Darin wird einerseits untersucht, welche theologischen Botschaften der Nürnberger Künstler in seinen Passionswerken vermittelt und inwiefern er dabei schon (vor-)reformatorische Ideen realisiert. Andererseits wird gefragt, wie Dürer den Betrachter in seinen Darstellungen einbezieht und ihn – angeregt durch das neue Menschenbild des Humanismus – zu einem neuen, eigenständigen Nachdenken über die Passion Jesu herausfordert.

Adelheid Rasche

Luxus in Seide: Mode des 18. Jahrhunderts

Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum, Band 19

Ein unveröffentlichtes Seidenkleid im seltenen Schnitt einer „Taille-Andrienne“ und ein rotseidener Reifrock mit Fischbein von 1750 stehen im Mittelpunkt des Buches, ergänzt durch Schmuck und Accessoires, darunter ein früher Sonnenschirm aus blau bedrucktem Leinen. Drei ausgewählte Berufszweige – Schneider, Sticker*innen und Seidenweber – werden näher vorgestellt. So erschließt sich die komplexe Bedeutung der Damenmode des 18. Jahrhunderts, die zum einen der Standesrepräsentation diente und zugleich hohen wirtschaftlichen und kulturellen Wert besaß. Anhand von rund 100 Objekten aus der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums gibt der Band einen fundierten Einblick in den französisch geprägten Kleiderluxus der Rokokozeit.

Sebastian Bock

Das Markusgrab im Münster von Reichenau-Mittelzell

Gegenstand der Studie ist der im späten 15. Jahrhundert errichtete Grab-Altar für die Gebeine des Heiligen Evangelisten Markus in der ehemaligen Benediktiner-Abteikirche von Reichenau-Mittelzell. Behandelt werden neben dem Standort, der Herstellung und der Datierung dieses spätgotischen Monumentes auch seine ungewöhnliche Gestaltung und die Nutzung seiner Altarkammer. Weitere inhaltliche Schwerpunkte bilden das Aufkommen und die Verwendung von Markusreliquien im Mittelalter nördlich der Alpen sowie die damit verbundenen Auswirkungen. Erörtert wird darüber hinaus die Verehrung des Hl. Markus und die Ausbildung seines Kultes auf der Reichenau sowie die Errichtung des Markusaltares im historischen Kontext.

Sebastian Bock

Das Faldistorium des Kardinals Raimund Peraudi

Gegenstand der Studie ist das Faldistorium von Kardinal Raimund Peraudi (1435–1506), welches dieser als legatus a latere bei seiner Legationsreise durch Deutschland 1501-1504 zur Verkündung des Plenarablasses mit sich geführt hat. Behandelt werden neben den materialen und technischen Befunden auch die Inschriften des Stückes. Weitere inhaltliche Schwerpunkte bilden die bislang unbekannte Provenienz und die Verwendungszwecke des Sitzes sowie seine Bedeutung als Amtssitz eines Kardinallegaten. Erörtert werden zudem die kunsthistorische Stellung des Objektes, die Frage seines Produktionssortes sowie die Möglichkeiten, welche zur Verbringung des Stuhles in den Konstanzer Münsterschatz führten.

Thomas Kirchner (Hrsg.), Sophie Raux (Hrsg.), Marlen Schneider (Hrsg.)

L'art de l’Ancien Régime: Sortir du rang !

Die Kunstgeschichte zum Ancien Regime befasste sich bislang hauptsächlich mit den wichtigsten Akteuren dieser Epoche, den „Schönen Künsten“, den gut dokumentierten Institutionen, Paris und anderen Hauptstädten sowie den europäischen Höfen. Das vorliegende Buch lädt dazu ein, diese Kunstgeschichte „von oben“ kritisch zu hinterfragen und traditionelle Methoden mit den Ansätzen anderer Disziplinen zu verknüpfen: mit der Sozialgeschichte, der Anthropologie, der materiellen und visuellen Kultur, der Wissenschafts- und Technikgeschichte, der Netzwerkanalyse und den Gender Studies. Das methodische und thematische Leitmotiv lautet „sortir du rang (aus der Reihe tanzen)“, um den historiografischen Rahmen zu überdenken, sich über den etablierten Kanon und die akademischen Normen hinwegzusetzen, Randbereiche zu erkunden und den Blick zu verlagern. Die achtzehn in diesem Band versammelten Beiträge beziehen sich auf ein breites Spektrum von Medien, Genres und Objekten und sind darauf ausgerichtet, die visuelle und materielle Kultur der Epoche in ihrer ganzen Fülle und Komplexität zu erfassen.

L’histoire de l’art de l’Ancien Régime s’est principalement focalisée sur les grands acteurs, les « beaux-arts », les institutions les mieux documentées, Paris, d’autres capitales et les cours. Le présent ouvrage invite à dépasser cette histoire « par le haut », en faisant dialoguer les cadres analytiques de l’histoire de l’art avec les approches de l’histoire sociale, de l’anthropologie, de la culture matérielle et visuelle, de l’histoire des sciences et des techniques, de la sociologie des réseaux et des études de genre. Revisiter les cadres historiographiques, défier les canons et les normes académiques, interroger les marges, décentrer le regard, en un mot « sortir du rang » – tel en est le fil conducteur méthodologique et thématique. Déployées autour d’un large éventail de médias, de genres, d’objets, les dix-huit contributions réunies dans ce volume s’attachent à saisir la culture visuelle et matérielle de l’époque dans sa richesse et sa complexité.

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