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Autoren
Sebastian Bock

Das Adelheidkreuz aus der Benediktinerabtei St. Blasien im Schwarzwald

Gegenstand der Studie ist das sog. Adelheidkreuz aus der Benediktinerabtei St. Blasien im Schwarzwald, eines der bedeutendsten Gemmenkreuze des Hochmittelalters mit einer Kreuzreliquie. Behandelt werden das originäre Erscheinungsbild dieser Zimelie und seine Umgestaltung in der Zeit um 1140/1150. Die zeitgenössische schriftliche Überlieferung zur Herkunft der Kreuzreliquie erfährt eine neue Bewertung. Weitere inhaltliche Schwerpunkte bilden die Frage nach dem Auftraggeber, das Verzeichnis der weiteren im Kreuz bewahrten Reliquien sowie dessen liturgische Funktion. Erörtert wird auch die Zusammengehörigkeit des Gemmenkreuzes mit einer ebenfalls aus St. Blasien stammenden Kasel des 12. Jahrhunderts.

Diletta Gamberini

L’ arte al tempo della ruina: Antonio Tebaldeo e tre poetiche storie di immagini nella Roma del Sacco

FONTES, Band 95

Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf drei bisher unveröffentlichte Sequenzen neulateinischer Epigramme, die das Schicksal dreier Kunstwerke während der Plünderung Roms (Mai 1527-Februar 1528) poetisch aufarbeiten. Die Texte wurden von einem unmittelbaren Zeugen der Gewalttaten verfasst, die die Stadt in jenen Monaten erschütterten, dem ferraresischen Dichter Antonio Tebaldeo, und sie tragen dazu bei, das intellektuelle Profil eines Autors zu erklären, der ein tiefes und anhaltendes Interesse an den Künsten seiner Zeit hatte. Das wichtigste Ergebnis der Untersuchung ist jedoch ein anderes. Durch einen systematischen Vergleich mit den Schriften anderer Humanisten, die sich zur Plünderung geäußert haben, werden diese Epigramme in einen Kontext gestellt, der bisher unbekannte Ereignisse beleuchtet, in die ein illustrer Kreis aus Mäzene, Künstler und Objekte der Stadt Roms unter Papst Clemens dem Siebten involviert waren, sowie eine Episode der Profanierung, die zu jener Zeit eine große literarische Resonanz fand. Die Studie erläutert insbesondere, wie Tebaldeo in diesen Gedichten das Schicksal eines Porträts von Ferrante Gonzaga heraufbeschwört, das der junge kaiserliche Hauptmann als Geschenk für seine Mutter, Isabella d'Este, in Auftrag gegeben hatte, aber auch die Schändung eines Gemäldes der Madonna mit Kind durch einen spanischen Soldaten und schließlich einige bis dahin völlig unbekannte Verwicklungen, die Michelangelos Bacchus betrafen.

Sebastian Bock

Der „Smaragd“ im Münster von Reichenau-Mittelzell

Schon im späten Mittelalter gehörte der „Reichenauer Smaragd“ in der Benediktinerabtei von Reichenau-Mittelzell zu den bekannten Sehenswürdigkeiten der Bodenseeinsel. Neben dem berühmten Sacro Catino in Genua zählte man ihn lange Zeit zu den größten Smaragden weltweit. Die Studie behandelt die Berichte über das Stück sowie seine Aufbewahrung und Präsentation ab dem 15. Jahrhundert. Weitere inhaltliche Schwerpunkte bilden die langanhaltende Propagierung des Stückes als außergewöhnliche Naturalie, überaus große Kostbarkeit sowie als wichtiges Zeugnis der Abteigeschichte. Dargelegt wird darüber hinaus, wie der „Smaragd“ im Zeitalter der Aufklärung endgültig als „bloßer“ Glasfluss erkannt worden ist.

Sabine Siemer

Die Passionsdarstellungen von Albrecht Dürer: Theologie und Rezeptionsästhetik

Warum steht in Dürers Passionsfolgen die Höllenfahrt Christi unmittelbar hinter der Kreuzigung und nicht, wie theologisch und traditionell-künstlerisch zu erwarten, vor der Auferstehung? Diese Frage war der Anstoß für die interdisziplinäre Dissertation zu Albrecht Dürers Passionsdarstellungen. Darin wird einerseits untersucht, welche theologischen Botschaften der Nürnberger Künstler in seinen Passionswerken vermittelt und inwiefern er dabei schon (vor-)reformatorische Ideen realisiert. Andererseits wird gefragt, wie Dürer den Betrachter in seinen Darstellungen einbezieht und ihn – angeregt durch das neue Menschenbild des Humanismus – zu einem neuen, eigenständigen Nachdenken über die Passion Jesu herausfordert.

Birgit Verwiebe (Hrsg.)

Die Sammlung der Nationalgalerie zum langen 19. Jahrhundert: Erwerbung, Forschung, Dokumentation, Vermittlung

Zur Zeit ihrer Gründung besaß die Nationalgalerie zunächst nationale und internationale Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der Folge wurde der Bestand durch Werke jeweils aktueller Kunstströmungen erweitert. Anlässlich der Veröffentlichung des Bestandskataloges zur Malerei des 19. Jahrhunderts fand 2017 ein Kolloquium statt, das zentrale Aspekte der Sammlungsgeschichte der Nationalgalerie in den Fokus rückte. Die Vorträge befassten sich u.a. mit verschiedenen Sammlungsteilen, mit Katalogen und Dokumentationen, mit Erwerbungspraktiken, mit der Pluralität der Moderne, mit Popularisierungs- und Vermittlungsstrategien. Die Beiträge dieser Tagung werden in diesem Band der Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Adelheid Rasche

Luxus in Seide: Mode des 18. Jahrhunderts

Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum, Band 19

Ein unveröffentlichtes Seidenkleid im seltenen Schnitt einer „Taille-Andrienne“ und ein rotseidener Reifrock mit Fischbein von 1750 stehen im Mittelpunkt des Buches, ergänzt durch Schmuck und Accessoires, darunter ein früher Sonnenschirm aus blau bedrucktem Leinen. Drei ausgewählte Berufszweige – Schneider, Sticker*innen und Seidenweber – werden näher vorgestellt. So erschließt sich die komplexe Bedeutung der Damenmode des 18. Jahrhunderts, die zum einen der Standesrepräsentation diente und zugleich hohen wirtschaftlichen und kulturellen Wert besaß. Anhand von rund 100 Objekten aus der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums gibt der Band einen fundierten Einblick in den französisch geprägten Kleiderluxus der Rokokozeit.

Sebastian Bock

Das Markusgrab im Münster von Reichenau-Mittelzell

Gegenstand der Studie ist der im späten 15. Jahrhundert errichtete Grab-Altar für die Gebeine des Heiligen Evangelisten Markus in der ehemaligen Benediktiner-Abteikirche von Reichenau-Mittelzell. Behandelt werden neben dem Standort, der Herstellung und der Datierung dieses spätgotischen Monumentes auch seine ungewöhnliche Gestaltung und die Nutzung seiner Altarkammer. Weitere inhaltliche Schwerpunkte bilden das Aufkommen und die Verwendung von Markusreliquien im Mittelalter nördlich der Alpen sowie die damit verbundenen Auswirkungen. Erörtert wird darüber hinaus die Verehrung des Hl. Markus und die Ausbildung seines Kultes auf der Reichenau sowie die Errichtung des Markusaltares im historischen Kontext.

Sebastian Bock

Das Faldistorium des Kardinals Raimund Peraudi

Gegenstand der Studie ist das Faldistorium von Kardinal Raimund Peraudi (1435–1506), welches dieser als legatus a latere bei seiner Legationsreise durch Deutschland 1501-1504 zur Verkündung des Plenarablasses mit sich geführt hat. Behandelt werden neben den materialen und technischen Befunden auch die Inschriften des Stückes. Weitere inhaltliche Schwerpunkte bilden die bislang unbekannte Provenienz und die Verwendungszwecke des Sitzes sowie seine Bedeutung als Amtssitz eines Kardinallegaten. Erörtert werden zudem die kunsthistorische Stellung des Objektes, die Frage seines Produktionssortes sowie die Möglichkeiten, welche zur Verbringung des Stuhles in den Konstanzer Münsterschatz führten.

Thomas Kirchner (Hrsg.), Sophie Raux (Hrsg.), Marlen Schneider (Hrsg.)

L'art de l’Ancien Régime: Sortir du rang !

Die Kunstgeschichte zum Ancien Regime befasste sich bislang hauptsächlich mit den wichtigsten Akteuren dieser Epoche, den „Schönen Künsten“, den gut dokumentierten Institutionen, Paris und anderen Hauptstädten sowie den europäischen Höfen. Das vorliegende Buch lädt dazu ein, diese Kunstgeschichte „von oben“ kritisch zu hinterfragen und traditionelle Methoden mit den Ansätzen anderer Disziplinen zu verknüpfen: mit der Sozialgeschichte, der Anthropologie, der materiellen und visuellen Kultur, der Wissenschafts- und Technikgeschichte, der Netzwerkanalyse und den Gender Studies. Das methodische und thematische Leitmotiv lautet „sortir du rang (aus der Reihe tanzen)“, um den historiografischen Rahmen zu überdenken, sich über den etablierten Kanon und die akademischen Normen hinwegzusetzen, Randbereiche zu erkunden und den Blick zu verlagern. Die achtzehn in diesem Band versammelten Beiträge beziehen sich auf ein breites Spektrum von Medien, Genres und Objekten und sind darauf ausgerichtet, die visuelle und materielle Kultur der Epoche in ihrer ganzen Fülle und Komplexität zu erfassen.

L’histoire de l’art de l’Ancien Régime s’est principalement focalisée sur les grands acteurs, les « beaux-arts », les institutions les mieux documentées, Paris, d’autres capitales et les cours. Le présent ouvrage invite à dépasser cette histoire « par le haut », en faisant dialoguer les cadres analytiques de l’histoire de l’art avec les approches de l’histoire sociale, de l’anthropologie, de la culture matérielle et visuelle, de l’histoire des sciences et des techniques, de la sociologie des réseaux et des études de genre. Revisiter les cadres historiographiques, défier les canons et les normes académiques, interroger les marges, décentrer le regard, en un mot « sortir du rang » – tel en est le fil conducteur méthodologique et thématique. Déployées autour d’un large éventail de médias, de genres, d’objets, les dix-huit contributions réunies dans ce volume s’attachent à saisir la culture visuelle et matérielle de l’époque dans sa richesse et sa complexité.

Esther Meier (Hrsg.), Adelheid Rasche (Hrsg.)

Stoff der Protestanten: Textilien und Kleidung in den lutherischen und reformierten Konfessionen

Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Band 46

Textilien und Kleidung kommen im Christentum eine bedeutende Rolle zu. Nach der Reformation erlangten verschiedene textile und vestimentäre Gattungen auch für Lutheraner und Reformierte einen bekenntnisspezifischen Charakter. Je nachdem, in welchen Räumen und von welchen Akteuren und Akteurinnen sie gebraucht wurden, fanden in ihnen theologische Überzeugungen und kirchlicher Kult, gesellschaftliche Ordnung und politische Machtbekundung, religiöses Wissen und wirtschaftliches Kalkül ihren Ausdruck. Der Tagungsband beinhaltet Beiträge, die die vielfältigen Bedeutungsebenen von Kleidung und Textilien in den protestantischen Konfessionen von der Reformationszeit bis um 1900 analysieren.

Marcello Beato

Profane Wandmalerei im Raum Bozen um 1400: Mit einem Katalog der profanen Wandgemälde des Mittelalters im historischen Tirol

Innerhalb der europäischen Kunstgeschichte kommt der mittelalterlichen profanen Wandmalerei des Tiroler Raumes eine herausragende Bedeutung zu. Dies gründet auf verschiedenen Faktoren, zum Beispiel dem frühen Überlieferungsbeginn, dem Umfang und dem verhältnismäßig guten Erhaltungszustand zahlreicher Zyklen. Unter den erhaltenen profanen Wandmalereien nehmen diejenigen, die um 1400 in der Stadt Bozen und in deren näherer Umgebung entstanden sind, eine besondere Stellung ein. Hier ist um diese Zeit eine sehr umfangreiche und qualitätsvolle Produktion nachweisbar, die bislang zum Teil jedoch nur wenig Beachtung fand. Die vorliegende Arbeit bietet die erste kunsthistorische Studie, die den Bozner Bestand in seiner Gesamtheit und Komplexität behandelt und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich macht.

Lisa Beißwanger (Hrsg.), Alexandra Karentzos (Hrsg.), Christiane Salge (Hrsg.)

Zwischen Enklave und Vernetzung: Kunstgeschichte an der TU Darmstadt

Die Kunstgeschichte an der Technischen Universität Darmstadt blickt auf eine 150-jährige Geschichte zurück. Dieses Jubiläum war der Ausgangspunkt für ein Forschungsprojekt und ein Symposium, deren Ergebnisse dieser Band vorstellt.

Eine Besonderheit der Kunstgeschichte in Darmstadt ist, dass sie nicht an einem Institut angesiedelt ist, sondern durch zwei Professuren an den Fachbereichen Architektur und Humanwissenschaften repräsentiert wird. Der vorliegende Band perspektiviert diese außergewöhnliche Konstellation historisch und vertritt die These, dass gerade der Status als kunstgeschichtliche „Enklave“ zu intensiver Vernetzung geführt hat.

Moritz Lampe

The Involuntary Self-Portrait: Automimesis and Self-Referentiality in the Art Literature of the Italian Renaissance

Automimesis oder die Idee, dass „jeder Maler sich selbst malt“, war eine Vorstellung, die in der Kunstliteratur der italienischen Renaissance immer wieder formuliert wurde. Zunächst als Makel von Malern interpretiert, der einer exakten Nachahmung der Natur entgegenstand, wurde die körperliche oder geistige Ähnlichkeit eines Künstlers mit seinem Werk jedoch schon bald positiv aufgefasst. Anhand von Künstlerbiografien, Kunsttraktaten und Kunstwerken untersucht diese Studie die Gründe für diesen Paradigmenwechsel und zeichnet nach, wie frühneuzeitliche Ideen unser Verständnis von der Autonomie der Künste bis heute prägen.

Lisa Dieckmann (Hrsg.), Bettina Pfleging (Hrsg.), Georg Schelbert (Hrsg.), Thorsten Wübbena (Hrsg.)

4D: Dimensionen | Disziplinen | Digitalität | Daten

Vor 20 Jahren wurde prometheus als verteiltes digitales Bildarchiv für Kunstgeschichte und bildbasierte Disziplinen ins Leben gerufen und damit ein grundlegender Schritt für den digitalen Wandel in den jeweiligen Fächern vollzogen. Seitdem bilden sich die Konturen einer zukünftigen digital gestützten Wissenschaft deutlicher heraus. Die Digital Humanities erweitern das Methodenfeld der Geisteswissenschaften, interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Beantwortung von Forschungsfragen setzt sich zunehmend durch und mit dem Aufbau einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur werden die Fundamente für ein sich im Wandel befindendes Wissenschaftssystem geschaffen.
Die Jubiläumstagung 2021 hat den Wandel der Wissenschaften unter vier Perspektiven (4D) diskutiert und ist bewusst über die Fachgrenzen der Kunstgeschichte hinausgegangen.

Bei dieser Publikation erscheinen die Beiträge sukzessive. Sie sind redigiert, im finalen Layout und werden unverändert in den Gesamtband übernommen. Jeder Early-View-Artikel erhält einen persistenten DOI und ist damit voll zitierfähig, es können lediglich noch keine Seiten angegeben werden. Erst wenn alle Beiträge vorliegen, werden sie mit Seitenzahlen versehen. Bitte verwenden Sie die im PDF angegebene Zitierempfehlung für den Early View. Neben dem E-Book (PDF) wird auch eine Printausgabe erscheinen.

Lucy Wasensteiner (Hrsg.), Meike Hopp (Hrsg.), Alice Cazzola (Hrsg.)

Wenn Bilder sprechen: Provenienzforschung zu Max Liebermann und seinem Netzwerk

Dank einer Förderung des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste führt die Liebermann-Villa am Wannsee seit 2020 ein Provenienzforschungsprojekt zur Überprüfung der Objekte in der Sammlung der Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin e.V. auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut durch. Der vorliegende Band geht aus einer 2021 stattgefundenen Konferenz „Provenienzforschung zu Max Liebermann und seinem Netzwerk. Berichte aus der Praxis“ in Kooperation mit der Technischen Universität Berlin hervor und erscheint anlässlich der Ausstellung „Wenn Bilder sprechen. Provenienzforschung zur Sammlung der Liebermann-Villa“ (Liebermann-Villa am Wannsee, Oktober 2022 bis März 2023). Im Vordergrund stehen die Provenienzforschung zu Max Liebermann und seinem Netzwerk im Archiv, im Kunsthandel, im Museum und in der Universität.

Roger Fayet (Hrsg.), Regula Krähenbühl (Hrsg.)

Kunst und Material. Konzepte, Prozesse, Arbeitsteilungen

Outlines, Band 12

Medienvielfalt, ein erweiterter Werkbegriff und ein gewandeltes Verständnis von Kreativität prägen die Kunst seit der Moderne. Daraus erwachsen neue, für die Rezeption und die Erhaltung eines Werks sowie für den Begriff der Autorschaft und die Idee des Authentischen folgenreiche Herausforderungen. Durch das Auseinandertreten von Entwurf und Herstellung im aktuellen Kunstschaffen etabliert sich zudem eine neue Form arbeitsteiliger Produktion mit vielfältigen Implikationen. Die Beiträge im vorliegenden Band zeigen, dass solche Entwicklungen innovative, interdisziplinär abgestützte Herangehensweisen an der Schnittstelle von Technikgeschichte, Konservierungswissenschaft und Kunstgeschichte verlangen.

Ismene Wyss

Social Media Performance: YouTube und Instagram als Ort künstlerischer Aufführungen

Digitale Prozesse haben in Bezug auf die Produktion, Präsentation und Rezeption von Kunst seit der digitalen Revolution substantiell an Bedeutung gewonnen. Die Allgegenwärtigkeit der sozialen Medien in unserem Alltag hat zur Folge, dass auch die Praktiken von zeitgenössischen Künstler:innen durch die online präsentierten Lebensstile und Kommunikationsformen wie auch deren spezifische Ästhetik geprägt werden und diese selbst mitprägen. Ismene Wyss fokussiert auf Kunstwerke mit einem dezidierten Einbezug von Social Media in den künstlerischen Entstehungsprozess. Dabei werden (insbesondere solche) gegenwärtigen Positionen analysiert, die soziale Medien auf performative Art und Weise einsetzen: die «Social Media Performance». Diesem Buch liegt die These zugrunde, dass die spezifische performative Nutzung von Social Media eine künstlerische Strategie der Gegenwart ist, die digitalisierte Gesellschaften reflektiert und hinterfragt. Anhand der künstlerischen Positionen von Amalia Ulman, Molly Soda, Arvida Bytröm und Leah Schrager wird analysiert, wie soziale Medien in die künstlerische Praxis seit 2010 Eingang finden und diskutiert Konsequenzen einer solchen Kunstproduktion für die Kunstgeschichte der Gegenwart.

Gefördert durch den SNF (Schweizerischer Nationalfonds)

Anneli Kraft

Das gute Glas. Design digital sammeln und erforschen: Eine designhistorische Betrachtung und Entwicklung einer digitalen Infrastruktur zur Analyse von Trinkgläsern

Unter der Prämisse der guten Form wurden in der Nachkriegszeit Alltagsgegenstände mit verschiedenen Designpreisen ausgezeichnet oder in Ausstellungen gezeigt, um für gute Gestaltung zu sensibilisieren. Die Trinkgläser aus dieser Zeit stehen hier im Fokus. Was ist ein gutes Glas? Dieser Frage geht die Autorin anhand von damals verfassten Richtlinien und prämierten Gläsern nach. Zusätzlich legt sie die Entwicklung des digitalen Instrumentariums dar, das für die Forschung und den Vergleich der Objekte zum Einsatz kam. Dazu gehört die Typisierung von Trinkgläsern sowie eine genaue Formzuschreibung.
Diese designhistorische Betrachtung zeigt auf, wie zeitgemäße Forschung zu einem spezifischen Fachgebiet in Museen aussehen könnte.

Barbara Preisig

Mobil, autonom, vernetzt: Kritik und ökonomische lnnovation in Ephemera der Konzeptkunst, 1966-1975

Jan Dibbets, Adrian Piper, Daniel Buren und Eleanor Antin schufen zwischen 1966 und 1975 in hoher Auflage gedruckte Anzeigen und Ausstellungsankündigungen. Diese Ephemera – gleichzeitig Kunstwerke, Werbeinstrumente und Dokumentationen für künstlerische Aktionen – stehen exemplarisch für die kommunikationsbasierte, flexible und mobile Praxis der Konzeptkunst.
Das Buch zeigt mit Blick auf die ökonomische Entwicklung der Zeit, wie die KünstlerInnen Formen immaterieller Arbeit exemplarisch vorwegnahmen. Die Ephemera zeugen von einem komplexen Verhältnis zwischen der Kritik an hierarchischen Organisationsstrukturen und der Forderung nach Authentizität und Individualität. Autonomiebestreben und Institutionskritik bilden hierbei keinen Gegensatz zu ökonomischer Innovation. Sie sind Bedingung einer postfordistischen Gegenwart.

Gefördert durch den SNF (Schweizerischer Nationalfonds)

Andreas Beyer (Hrsg.), Godehard Janzing (Hrsg.), Andrea Pinotti (Hrsg.), Céline Trautmann-Waller (Hrsg.)

Le monument en débat: Théories et pratiques de la monumentalisation en Allemagne et en Autriche après 1945

Zweifelsohne wird das Denkmal als erinnerungskulturelles Medium in wenigen europäischen Ländern so akut und virulent verhandelt wie in Deutschland und Österreich nach 1945. Die Debatten reichen von der unabdingbaren Erinnerung an die Shoah über Fragen nach der Nutzung nationalsozialistischer und stalinistischer Überreste bis hin zu jüngsten Wiederaufbauprojekten und sind Ausdruck unseres ethischen wie politischen Verhältnisses zur Geschichte. Was also sagen Denkmäler, ihre Gestaltung, Wiedererrichtung oder Zerstörung aus und wie gestalten sie unsere Zukunft? Anhand diverser Fallstudien sucht dieser Tagungsband nach einem gegenwärtigen Denkmalbegriff jenseits seiner nationalen Wurzeln.

Il existe peu de pays en Europe où la question du monument comme medium de la mémoire historique se soit posée de manière aussi aiguë et virulente qu’en Allemagne et en Autriche après 1945. Expressions de notre rapport éthique et politique à l’histoire, les débats interrogent la nécessité de la mémoire de la Shoah, l’usage possible des résidus encombrants du national-socialisme et du stalinisme ou encore de récents projets de reconstruction. Qu’est-ce qu’un monument « dit » ou « ne dit pas », et en quoi sa création, sa modification ou sa destruction engagent-elles notre avenir ? Les études de cas allemands et autrichiens rassemblées ici tentent une définition actuelle du monument, au-delà de son enracinement national.

Isabelle Dolezalek (Hrsg.), Tobias Mörike (Hrsg.), Wibke Schrape (Hrsg.), Tulga Beyerle (Hrsg.)

Sammlungsgeschichten: Islamische Kunst im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (1873–1915)

Der Band Sammlungsgeschichten. Islamische Kunst im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (1873–1915) blickt auf die Wege der Werke aus West- und Zentralasien ins Museum. Elf Einzelstudien beleuchten die Interessen des MK&G Gründungsdirektors Justus Brinckmann, sie spüren seinen Ankäufen nach und betrachten die Biografien einzelner Objekte – darunter ein Prachtkoran oder Fliesen eines Mausoleums aus Buchara. Im Mittelpunkt stehen die Verbindungen lokaler und globaler Netzwerke mit der Geschichte des Kunsthandels.

David Nelting (Hrsg.), Valeska von Rosen (Hrsg.)

Gattungsmischungen – Hybridisierungen – Amalgamierungen: Perspektiven auf das Verhältnis von Traditionen und Novationen in Bild, Text und Musik des Barock

Wie inszenieren Texte, Bilder und musikalische Kompositionen das Verhältnis von ›Altem‹ und ›Neuem‹ in Zeiten, in denen sich mit den Gattungsordnungen auch die ästhetischen Sicherheiten auflösen? Wie setzen sie ›Novationen‹ in anderen diskursiven Ordnungen, etwa religiösen oder gesellschaftlich-politischen, ins Werk und machen damit auch epistemischen Wandel sichtbar? Und wie lassen sich diese Prozesse historisch angemessen beschreiben, ohne auf moderne Fortschritts-teleologien zurückzugreifen?
Diesen Grundfragen der historisch ausgerichteten Literatur-, Kunst- und Musikwissenschaft geht der vorliegende Sammelband nach. Er untersucht mit Schwerpunkt auf dem italienischen 17. Jahrhundert mit Ausblicken auf Shakespeares Sommernachtstraum sowie den englischen Antiquarismus systematische Verschränkungen von Traditionen und Novationen und deren mediale Modellierungen. Im Fokus steht die ›neue‹ Bildsprache der sich naturalistisch inszenierenden, emphatisch mit der Tradition brechenden, de facto aber neue ausbildenden Malweise der Caravaggio-Nachfolge. Im Bereich der Literatur entsteht eine ›neue‹ Dichtungstheorie und -praxis, welche mit einem Autor wie Giovan Battista Marino zwar einerseits ausdrücklich an Regel- und Wertesysteme des Humanismus anschließt, diese aber andererseits im spielerischen Rückbezug auf die Tradition gleichsam in die Leere laufen lässt und durch einen barocken ›Subjektivismus‹ ersetzt. Für die Musik ist die unerhörte Experimentierfreude von Claudio Monteverdi beispielhaft, der in seinen Madrigalen alte und neue Kompositions- und Musizierpraktiken hybridisiert und Third Spaces barocker Polyvalenz eröffnet.
Als überwölbendes Merkmal der barocken Neuerungsphänomene erweist sich das Prinzip der Gattungsmischung. Die Möglichkeiten reichen dabei von Hybridisierungen, in denen das Spannungspotential des Verschiedenen sichtbar ausgestellt wird, bis zu Amalgamierungen, in denen die Differenzqualität der unterschiedlichen Bezugssysteme zugunsten neuer ästhetischer Harmonie bis zur Unkenntlichkeit überspielt wird.

Christina Leber (Hrsg.), Katrin Thomschke (Hrsg.)

Licht ins Dunkel: Wohin entwickelt sich die künstlerische Fotografie?

Der vorliegende Band versammelt die Beiträge des gleichnamigen Symposiums am 8. und 9. Oktober 2020, veranstaltet von der DZ BANK Kunstsammlung, der heutigen Kunststiftung DZ BANK. Künstlerinnen und Künstler, Kuratorinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich der Kunst- und Kulturwissenschaften sowie der Philosophie haben sich der Frage nach der Zukunft fotografischer Ausdrucksformen gestellt. In ihren Aufsätzen beleuchten sie aus unterschiedlichen Perspektiven aktuelle Tendenzen, die in einem Spannungsverhältnis zwischen der Immaterialität des digitalen Bildes und einer wiederkehrenden Betonung von Materialität/Stofflichkeit angesiedelt sind. Dabei werden ebenso Begrifflichkeiten wie die Auflösung tradierter Gattungsgrenzen thematisiert.

Juliane Wenzl

Facettierungen: Bewegung, Raum, Zeit und Erzählung in David Hockneys Joiner Photographs

David Hockneys joiner photographs sind Bilder zwischen Einzelbild und Sequenz, die im Zusammenspiel einen räumlichen und zeitlichen Eindruck des zu Sehenden entstehen lassen. Die Bildensembles sind zugleich monoszenisch und polychron, sie zeigen raumzeitliche Brüche und lassen Relationen instabil werden. Einzelfotografien werden so zu komplexen Bildstrukturen zusammengefügt, die neue semantische Felder eröffnen und zur Narrativierung auffordern. Die Autorin liest die joiners mit Deleuzes Theorien des Bewegungs- und Zeitbildes und erörtert, inwiefern ihnen Erzählung inhärent ist.

Karoline Beltinger

Hans Emmenegger. «Maltechnik-Notizbuch» und Werkprozess 1901–1905

Mit dem Ziel, seine Maltechnik weiterzuentwickeln und die Haltbarkeit seiner Gemälde zu verbessern, dokumentierte der Schweizer Maler Hans Emmenegger (1866–1940) zwischen 1901 und 1905 akribisch seine Arbeitsprozesse, Materialien und Techniken. Sein «Maltechnik-Notizbuch» wurde am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft in Zürich ausgewertet und mit den Ergebnissen technologischer Gemäldeanalysen verknüpft. Der vorliegende Band präsentiert die Ergebnisse dieser Forschungen. Erläutert werden Emmeneggers Suche nach Sujets, die Funktion von Studien, der Malvorgang, sein Ringen um das Bildkolorit, seine technischen Versuchsreihen und vieles mehr.

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