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Markus Egg

Das hallstattzeitliche Fürstengrab von Strettweg bei Judenburg in der Obersteiermark

Strettweg in der Obersteiermark war 1851/52 Schauplatz einer der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen Österreichs. Das reich ausgestattete Prunkgrab aus der Eisenzeit (um 600 v. Chr.) enthielt neben vielen anderen Gegenständen den berühmten "Kultwagen" – ein einzigartiges Meisterwerk hallstattzeitlichen Kunsthandwerks.

Die reichen Metallbeigaben sind Waffen, Pferdegeschirr- und Wagenteile, Bronze- und Tongefäße – also klassische Prestigegüter hallstattzeitlicher Eliten. Grabbeigaben der weiblichen Tracht lassen auf Totenopfer schließen. Weitreichende Kulturkontakte in die Hallstatt-Kulturen nördlich der Alpen, nach Oberitalien sowie in die antike Welt lassen sich nachweisen.

Birgit Regner-Kamlah

Das Erdwerk der Michelsberger Kultur von Bruchsal „Aue“: Eine lange Geschichte

Am nordöstlichen Rand des badischen Städtchens Bruchsal wurde 1986 im Gewann „Aue“ durch Luftbildbefliegung ein Doppelgrabenwerk der Michelsberger Kultur (etwa 4300–3600 v. Chr.) entdeckt. In den Jahren 1987–1993 konnten die noch auf etwa 550 m Länge erhaltenen Gräben annähernd vollständig archäologisch untersucht werden. Überraschend war die Auffindung von sechs Grabgruben am Rande und unter der Sohle des äußeren Grabens mit den Skeletten von neun Kindern und sieben Erwachsenen in teils geordneter, teils irregulärer Lage.

Die sorgfältig dokumentierte Ausgrabung machte es möglich, die Baugeschichte der Grabenanlage detailliert nachzuvollziehen. Die Analyse der Befunde offenbarte, dass das Erdwerk zu keiner Zeit in der heute erhaltenen Gestalt existierte, sondern dass diese das Ergebnis vielfältiger anthropogener und natürlicher Umformungen über einen Zeitraum von sechs Jahrhunderten hinweg ist. Die Diskussion um die Funktion der Michelsberger Erdwerke kann allerdings auch in Bruchsal „Aue“ nicht entschieden werden – Hinweise auf eine profane Siedlungsnutzung mit Defensivcharakter sind ebenso vorhanden wie auf kultisch-rituelle Handlungen.

Thomas Zimmermann

Die bronze- und früheisenzeitlichen Troiafunde der SammlungHeinrich-Schliemann im Römisch-Germanischen Zentralmuseum

Bei den im vorliegenden Band publizierten Troiafunden handelt es sich, abgesehen von Gipskopien verschiedener Keramiken, um so genannte Dubletten, also Zwillingsstücke von Keramiken und Kleinfunden aus dem Bestand der Berliner Museen, die im Zuge der Abschlussinventarisierung in den Jahren 1895-1900 an 35 europäische Museen und Forschungsinstitute vergeben wurden, um die Kernsammlung in Berlin besser zu gliedern und übersichtlicher zu gestalten. Die Mainzer Troiasammlung besteht aus teils fragmentierter, teils in den Werkstätten des Forschungsinstituts restaurierter Keramik der Besiedlungsphasen Troia I bis VIIb2, also der Schichten der frühen Bronze- bis frühen Eisenzeit nach anatolischer Terminologie. Der Bestand an Kleinfunden umfasst Objekte aus Ton, Stein und Muschelkalk.

»Die bronze- und früheisenzeitlichen Troiafunde der Sammlung Heinrich Schliemann im Römisch-Germanischen Zentralmuseum« versteht sich als zeitgemäßer Beitrag zur Aufarbeitung des gewaltigen, bislang nur ansatzweise kritisch gewürdigten archäologischen Erbes Heinrich Schliemanns.

Martina Sensburg, Frank Moseler

Die Konzentrationen IIb und IV des Magdalénien-Fundplatzes Gönnersdorf (Mittelrhein)

Der Magdalénien-Fundplatz Gönnersdorf bietet aufgrund seines Fundreichtums und der außergewöhnlich guten Erhaltung einzigartige Möglichkeiten der räumlichen Analyse eines jungpaläolithischen Siedlungsareals. Während die Konzentration IV bereits Gegenstand einer 1997 erschienenen Untersuchung war, handelt es sich bei Konzentration IIb um eine bislang unerforschte Siedlungsstruktur.

Die Konzentration IIb stellt eine Teilfläche der Großkonzentration II dar, deren zentrale Siedlungsstruktur (Konzentration IIa) bereits 2007 ausführlich behandelt wurde (Monogr. RGZM 69). Im Vordergrund steht nun, die Funktion der Siedlungsstrukturen in Konzentration IIb zu klären sowie ihr zeitliches und räumliches Verhältnisses zu den benachbarten Konzentrationen IIa und III.

Eine erneute räumliche Analyse von Konzentration IV erschien sinnvoll, da sich besonders digitale Analyseverfahren seit der Erstbearbeitung erheblich verfeinert haben, und nun einige vormals unbehandelte Teilaspekte untersucht werden konnten. Das führte hinsichtlich der Beziehung zwischen latenten und evidenten Befunden sowie der Artefaktherstellung in K–IV zu detaillierten Ergebnissen.

Diamantis Panagiotopoulos (Hrsg.), Pietro M. Militello (Hrsg.)

Modelling Archaeological Landscapes: Bridging Past and Present in two Mediterranean Islands

Die wachsende Bedeutung von kulturellen (auch archäologischen) Landschaften hat die Archäologie in den letzten Jahren vor neue große Herausforderungen gestellt, denen man nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und auf der Basis von partizipatorischen Initiativen begegnen kann. Die dringende Notwendigkeit, effektive Konzepte zur Erschließung von archäologischen Stätten und ihrer natürlichen Umgebung zu entwickeln, kann der Anlass sein, um die zerstörerischen Methoden der Archäologie mit kreativen Strategien zu erweitern und dadurch das Profil dieser Disziplin in Forschung und Lehre drastisch zu verändern. Diese Überlegungen standen im Vordergrund des vorliegenden Bandes, der die Ergebnisse des Projekts „Modelling Archaeological Landscapes. Bridging Past and Present in Two Mediterranean Islands“ vorstellt, welches von den Universitäten von Heidelberg und Catania im Jahr 2018 durchgeführt und vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) gefördert wurde.

Anna Elena Reuter

Einheit in der Vielfalt? Zur Kulturpflanzennutzung im Byzantinischen Reich unter besonderer Berücksichtigung archäobotanischer Untersuchungen in Caričin Grad (Justiniana Prima)

Pflanzen haben große Bedeutung im menschlichen Alltag, sie dienen nicht nur als Nahrungslieferanten, sondern auch als Roh- und Baustoffe, Brennstoffe oder Futtermittel für den Haustierbestand. Verschiedene Pflanzenspektren können daher Einblicke in das Alltagsleben der Menschen geben, deren kulturelle Vorlieben oder in die Umweltbedingungen. Die Studie befasst sich mit der Kulturpflanzennutzung im Byzantinischen Reich basierend auf archäobotanischen Daten und hat zwei grundlegende Schwerpunkte: zum einen die archäobotanische Analyse von Makroresten aus der frühbyzantinischen Stadt Caričin Grad in Südserbien, anhand derer die Ernährung der Stadtbevölkerung sowie landwirtschaftliche Praktiken rekonstruiert werden. Zum anderen wird ein literaturbasierter überregionaler und diachroner Überblick zur Kulturpflanzennutzung im Byzantinischen Reich (395–1453) gegeben. In der Auswertung auf regionaler Ebene werden charakteristische Merkmale der Kulturpflanzennutzung jeder Region und der jeweiligen Epochen vor dem historischen Hintergrund und den vorherrschenden Umweltbedingungen ausgearbeitet und anschließend in einen überregionalen und diachronen Überblick überführt.

Die Burgruine Scheidegg bei Gelterkinden: Bericht über die Forschungen 1970–74

Abseits der grossen Verkehrsströme liegt die Burgruine Scheidegg auf einem bewaldeten Höhenzug, hoch über der Gemeinde Tecknau im obersten Teil des Ergolztales. Unter der Leitung der Kantonsarchäologie Basel-Landschaft wurde die Ruine 1970–74 untersucht. Aufgrund der bestimmbaren Kleinfunde liegt die Entstehungszeit der Burg zwischen 1220 und 1230. Den Untergang fand sie um 1320 in einer (natürlichen) Brandkatastrophe. Das zeigt sich neben der mächtigen Brand- und Schuttschicht in einem Fundensemble, das alle Bereiche des Alltagslebens der Burgbewohner erfasst. Bemerkenswert ist das Auffinden von Skelettteilen von 7 Pferden, die vermutlich beim Brand elendiglich zu Grunde gingen. Architektonisch zeichnet sich die Burg durch einen grossen Wohnturm aus, der an den Ecken mit Rundpfeilern verstärkt war, und einen Burghof, in den eine mächtige Filterzisterne eingebaut war.

Martin Schönfelder

Das spätkeltische Wagengrab von Boé (Dép. Lot-et-Garonne): Studien zu Wagen und Wagengräbern der jüngeren Latènezeit

1959 wurde in Aquitanien beim Oppidum Agen ein Komplex entdeckt, der als reiches Grab identifiziert werden konnte; eine Nachgrabung von R. Boudet bestätigte dies 1990. Das Grab kann wohl einem rex der Nitiobrogen zugewiesen werden, der ca. 50-35 v. Chr beigesetzt wurde. Die Keramik umfasst Amphoren (Dressel 1B, Lamboglia 2), italische (u.a. Campana B) und einheimische Formen. Die Metallfunde sind außergewöhnlich reich. Ein vierrädriger Prunkwagen, dessen Konstruktion der von Dejbjerg ähnelt, konnte rekonstruiert werden. Wagen stellen seit der Bronzezeit wichtige Bestandteile reicher Gräber dar. Wagenfunde aus Latène C/D wurden für Mitteleuropa gesammelt und methodisch analysiert; die Gräber wurden in ihren Kontext eingeordnet.

Werner Meyer

Das Castel Grande in Bellinzona: Bericht über die Ausgrabungen und Banuntersuchungen von 1967

Die Talsperre von Bellinzona gehört zu den grossartigsten mittelalterlichen Wehranlagen der Schweiz. Immer wieder ist um den Besitz dieses festen Platzes gestritten worden. Hier dröhnte der Schritt des römischen Legionärs, hier zogen germanische und rätische Horden vorbei, hier versuchten die jeweiligen Herren Italiens, fremde Eindringlinge aufzuhalten. Erst als um 1500 Bellinzona an die Eidgenossen überging, kehrten ruhigere Zeiten ein, worauf die Festungswerke allmählich ihren militärischen Wert verloren.

Der vorliegende Bericht kann keinen Anspruch darauf erheben, eine vollständige Geschichte von Castel Grande zu bieten. Denn die Boden- und Bauuntersuchungen beschränkten sich infolge von Baumassnahmen auf den Südtrakt der Burg. Die Bodenuntersuchungen erbrachten Bauphasen vom 4. bis zum 11. Jh., die Untersuchungen an den Mauern zeigten Elemente von der 1. Hälfte des 13. Jh. bis zum Ende des 15. Jh. Die Kleinfunde machen eine prähistorische Besiedlung des Hügels wahrscheinlich und belegen eine Benützung von augusteischer Zeit bis in die Gegenwart. Das hochmittelalterliche Fundgut verrät deutlich Einflüsse aus dem nördlichen Alpenvorland (Ofenkacheln) und aus Italien (Majolika). Seit dem 13. Jh. verstärkt sich deutlich das lombardisch-italienische Element und findet im 15. Jh. den Höhepunkt; nicht nur im Fundgut, sondern in der baulichen Ausgestaltung der Wehranlage.

Martin Street

Plaidter Hummerich: an early Weichselian Middle Palaeolithic site in the Central Rhineland Germany

Der mittelpaläolithische Fundplatz Plaidter Hummerich lag auf dem Gipfel des namengebenden heute fast ganz abgebauten Osteifel-Vulkanes. Angrenzend im Osten ist die flache Landschaft des Neuwieder Beckens sowie das Rheintal. Ausgrabungen 1983-1986 der mehrschichtigen eiszeitlichen Ablagerungen der Kraterfüllung bargen etwa 3,000 Einzelfunde von Tierresten sowie 2,000 Funde aus lithischen Materialien. Letztere geben Einsicht in das technologische Können der Neandertaler, die verwendeten Gesteine weisen auf eine weiträumige Mobilität. Die Reste von überwiegend großen Pflanzenfressern – Wildrind, Pferd, Rothirsch – belegen das reichlich vorhandene Wildvorkommen als verfügbare Nahrungsbasis.

Harald Meller (Hrsg.), Johannes Krause (Hrsg.), Wolfgang Haak (Hrsg.), Roberto Risch (Hrsg.)

Kinship, Sex, and Biological Relatedness : The contribution of archaeogenetics to the understanding of social and biological relations. 15. Mitteldeutscher Archäologentag vom 6. bis 8. Oktober 2022 in Halle (Saale)

Zwischenmenschliche Beziehungen sind seit jeher die Grundlage gesellschaftlichen Zusammenlebens. Der Verwandtschaft – ob biologisch oder sozial – kommt dabei eine ganz besondere Bedeutung zu. In der Archäologie konnten diese immateriellen Verbindungen bisher nur selten zweifelsfrei nachgewiesen werden. Die Archäogenetik hat jedoch in den letzten Jahren Methoden und Verfahren entwickelt, die es bei guter DNA-Erhaltung erlauben, den Grad genetischer Nähe zwischen zwei Menschen zu bestimmen, die in der Vergangenheit gelebt haben.
Die hier gesammelten Beiträge schöpfen ihr Wissen zum Thema Verwandtschaft aus Anthropologie, Archäologie, Genetik sowie der Geschichts- und Sozialwissenschaft. Sie verdeutlichen anhand von aktuellen oder bereits bekannten Fundplätzen, welche Rückschlüsse die neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse einerseits ermöglichen, zeigen andererseits aber auch deren Grenzen bei der Interpretation von (prä-)historischen Gesellschaften auf.

Jörg Biel (Hrsg.), Erwin Keefer (Hrsg.)

Hochdorf X: Das bronzene Sitzmöbel aus dem Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf (Kr. Ludwigsburg)

Mehr als vier Jahrzehnte nach der Ausgrabung vollendet die Vorlage der in letzter Funktion als Totenliege genutzten Sitzbank die grundlegenden Publikationen zum Inventar des späthallstattzeitlichen Kammergrabes von Hochdorf (um 530 v. Chr.). Den Kern des vorliegenden Sammelbands bildet ein Katalog zum Gesamtbild des einzigartigen Möbelstücks, der auf digitalen bildgebenden Verfahren fußt. Um ihn gruppieren sich detaillierte Beschreibungen zu Befund, Bergung, Restaurierung und Fertigungstechnik, die in der Darstellung eines Nachbaus des Stückes schließen. Vertiefend treten textilarchäologische Analysen der reichen Anhaftungen auf der Totenliege hinzu. Einen weiteren Schwerpunkt stellen archäometallurgische Untersuchungen der Möbelteile sowie der eisernen Substruktion dar. Fragen nach der Herkunft des Objektes werden in einer kulturgeschichtlichen Studie zu seinen südalpinen und italischen Vorbildern und zur Interpretation des Bildprogramms diskutiert. Den Band beschließen bioarchäologische Beiträge zu dem Toten aus dem Zentralgrab sowie weiteren Bestattungen aus dem Hügelbereich.

 

Imma Kilian-Dirlmeier

Kleinfunde aus dem Itonia-Heilgtum bei Philia (Thessalien)

Steinstelen mit Inschriften des thessalischen Koinon sichern die Lokalisierung des Itonia-Heilgtums, des Stammenheiligtums der Thessaler, beim Dorf Philia, Nomos Karditsa (Thessalien). Ab 1960 wurde das Areal des Heiligtums durch Tiefpflügen bis zum gewachsenen Boden aufgerissen und von Raubgräbern intensiv geplündert. Teile der Ausbeute sind in europäische und amerikanische Museen gelangt. Bei den systematischen Rettungsgrabungen 1963-67 konnte D. Theocharis nur noch geringe Reste von Stratigraphie und ungestörten Befunden dokumentieren. Die Bearbeitung der Kleinfunde konzentriert sich deshalb auf die chrono-typologische Bestimmung. Weiter werden die Funktionen – Votiv, Kultgerät, Werkzeug u.ä. – behandelt sowie die Frage nach dem Personenkreis der Besucher gestellt. Aussagen zum diachronen Verlauf des Kultbetriebs können sich auf die Funde und auf die literarische Überlieferung stützen.

Sait Can Kutsal (Hrsg.), Fedor Schlimbach (Hrsg.)

Preguntando se llega a Roma: Festschrift für Achim Arbeiter zum 65. Geburtstag

Der Band enthält fünfzehn Aufsätze von Schülern und (ehemaligen) Mitarbeitern Achim Arbeiters, der 2023 seinen 65. Geburtstag und zugleich auch sein 25-jähriges Jubiläum als Professor für ‚Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte‘ an der Georg-August-Universität Göttingen feiert. Die Beiträge befassen sich mit ikonographischen und ikonologischen Aspekten von Bildwerken, mit stilistischen, typologischen und ikonographischen Aspekten von Architektur, mit Siedlungsarchäologie, Musik, antiken Traditionen in christlichen Heiligenkulten und der mehrfachen Belegung von Gräbern. Chronologisch reichen die Studien von der Spätantike bis ins Mittelalter, geographisch führen sie von der Levante über Nordafrika, den Balkan und Italien bis auf die Iberische Halbinsel.

Giacomo Bardelli

I tripodi a verghette in Etruria e in Italia centrale: Origini, tipologia e caratteristiche

Die Etrusker waren hervorragende Bronzehandwerker: Das beweisen sowohl zahlreiche archäologische Funde als auch antike Schriftquellen. Vor allem zwischen dem 6. und dem 5. Jahrhundert v. Chr. erreichten die etruskischen Bronzewerkstätten ein sehr hohes handwerkliches Niveau und spezialisierten sich auf die Herstellung von Hausrat und Bankettzubehör, die in allen Ecken des Mittelmeerraumes und nördlich der Alpen exportiert wurden.

Zu den wertvollsten Schöpfungen der etruskischen Bronzehandwerker gehörten die Stabdreifüße, eine Art Ständer, die aus mehreren gegossenen Teilen zusammengebaut und mit kleinen figürlichen Dekorationen verziert wurden. Als eines der wichtigsten und bedeutungsvollsten Elemente des Bankettzubehörs waren sie oft Teil von üppigen Grabausstattungen innerhalb und außerhalb Etruriens und aufgrund ihres symbolischen Werts wurden sie sogar in Heiligtümern geweiht. Ihre Eigenart geht vor allem aus den figürlichen Darstellungen hervor, die sie zierten und gleichzeitig als Träger von mythologischen Geschichten kennzeichneten.

Eine detaillierte Studie klärt die typologischen Zusammenhänge dieser etruskischen Kunstwerke mit ihren Vorbildern aus dem Nahen Osten und aus Griechenland auf, indem alle ihre technologischen und stilistischen Aspekte sorgfältig untersucht werden. Somit wird die Bedeutung der Stabdreifüße und ihre Natur von Prestigeobjekten für die etruskischen und nicht-etruskischen Eliten vollständig enthüllt.

Carola Jäggi (Hrsg.), Andrea Rumo (Hrsg.), Sabine Sommerer (Hrsg.)

Platz Da! Genese und Materialität des öffentlichen Platzes in der mittelalterlichen Stadt

In der Forschung sind mittelalterliche Platzanlagen als Orte von Öffentlichkeit und Herrschaftsrepräsentation, als «Schauplätze» von Ritualen und sozialen Interaktionen in jüngster Zeit vielfach thematisiert worden. Im vorliegenden Band sind zu diesem Thema 16 Beiträge einer Tagung von 2017 in Zürich zusammengetragen worden.
Bisweilen wurde die Genese und Materialität der konkreten Plätze aus dem Blick verloren. Nur selten wurde danach gefragt, wann, wo und durch wen Plätze angelegt wurden, durch welche physischen Elemente sie begrenzt wurden, woher sie zugänglich waren, wie die Platzfläche befestigt war und wie sich ihr physisches Erscheinungsbild durch die Jahrhunderte hindurch veränderte.
In der Tagung ging es um Plätze als physische Elemente im Gefüge mittelalterlicher Städte. Ganz bewusst werden einzelne Städte als Untersuchungseinheiten in den Blick genommen und die jeweiligen städtischen Freiflächen in ihrem Werden und Funktionieren im konkreten urbanistischen Kontext verglichen. Dass dafür archäologische Befunde genauso wie historische Quellen herangezogen werden, versteht sich von selbst.

Silvia Diani

La decorazione pittorica e in stucco della Necropoli Laurentina di Ostia

Der Schwerpunkt des Buches liegt auf den Stuckarbeiten und der bemalten Dekoration der Nekropole Laurentina in Ostia. Die Nekropole wurde fast ausschließlich von Sklaven, Liberti (Freigelassenen) und ihren Familien genutzt und ist aufgrund ihrer langen Nutzungsdauer (1. Jh. v. Chr. - 3. Jh. n. Chr.) von besonderem Interesse. Die ikonographischen und ikonologischen Analysen der Ausschmückungen werden durch einen Katalog der verschiedenen Bestattungen unterstützt, in dem sie ausführlich beschrieben werden und der auch eine archivarische Dokumentation der verlorenen Belege enthält. Darüber hinaus bereichern die Ergebnisse der multispektralen Bildgebung und der 3D-Rekonstruktion ausgewählter Gräber die Beschreibung und Untersuchung der Nekropole und ergänzen sie. Letztendlich wirft das Buch nicht nur ein neues Licht auf die Geschichte und die Entwicklung der Nekropole Laurentina, sondern ermöglicht auch die Untersuchung der bestehenden wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Abhängigkeiten zwischen Freigelassenen und Aristokraten.

Szilvia Bíró

Die zivilen Vici in Pannonien

Die zivilen Vici zeigen in Bauformen und Siedlungsstrukturen in den Westprovinzen andere Charakteristika als die in den Ostprovinzen. Als Bindeglied musste Pannonien eine besondere Bedeutung zukommen. Hier findet man eher dörfliche Siedlungen mit starken vorrömischen Wurzeln neben den »traditionellen« kleinstädtischen Siedlungen.
Aufgrund der Ergebnisse der zahlreichen Ausgrabungen jüngerer Zeit beleuchtet diese Studie die Rolle der Zivilvici im wirtschaftlichen Leben der Provinz, die Charakteristika von Bauwesen und Siedlungsstruktur bzw. ihre gesellschaftliche Zusammensetzung. Hinsichtlich des Romanisierungsprozesses wurden auch das Weiterleben verschiedener vorrömischer Elemente in den Vici und die Veränderung vorrömischer Siedlungs­strukturen untersucht.

Imma Kilian-Dirlmeier

Die bronzezeitlichen Gräber bei Nidri auf Leukas: Ausgrabungen von W. Dörpfeld 1903-1913

Diese Monographie ist eine Neubearbeitung der von W. Dörpfeld ausgegrabenen und publizierten bronzezeitlichen Gräber in der Nidri-Ebene auf der Insel Leukas (Levkada). Dazu wurde zusätzlich Dörpfelds Dokumentation in Tagebüchern, Notizheften und mit Photographien ausgewertet. Damit ergeben sich neue Einsichten in die Grabarchitektur, die Grabinventare, die Belegungsabfolge und soziale Strukturen nicht nur der Rundgräber der R-Nekropole, sondern auch des Grabhügels S und des Gräberbezirks F. Die Provenienz der Grabbeigaben ist Evidenz für weitreichende Kontakte mit den Kykladen, der Schwarzmeerregion, dem griechischen Festland und Gebieten an der Ostküste der Adria. Es stellt sich die Frage, welches die entscheidenden Faktoren waren, auf denen Macht und Reichtum der Elitte auf einer kleinen Insel an der Peripherie der ägäischen FH II-Kultur beruhten.

Martin A. Guggisberg (Hrsg.), Marta Billo-Imbach (Hrsg.)

Burial Taphonomy and Post-Funeral Practices in Pre-Roman Italy: Problems and Perspectives. Papers of the International Workshop held at the University of Basel, January 12th, 2021

Der Band umfasst Aufsätze mit Einzelbeiträgen der Autoren, die sich mit taphonomischen Prozessen sowie mit post-funeralen Praktiken und der Wiederbenutzung von Gräbern befassen. Es wird gezeigt, dass neben dem Erhaltungszustand auch die Untersuchungsmethoden von enormer Bedeutung sind, um z.B. Mehrfachbestattungen erkennen zu können. Auch das Phänomen eines geschlossenen Kontextes, wie es bei der Entdeckung eines Grabes schnell angenommen wird, ist bei den vorgestellten Beispielen nicht gegeben. Die wissenschaftlichen Analysen und Auswertungen helfen, sowohl die biologischen als auch die kulturellen Prozesse zu verstehen, die nach dem Tod eines Individuums geschehen oder durchgeführt werden.

Martin Renger (Hrsg.), Stefan Schreiber (Hrsg.), Alexander Veling (Hrsg.)

Theorie | Archäologie | Reflexion 1: Kontroversen und Ansätze im deutschsprachigen Diskurs

Der Doppelband „Theorie | Archäologie | Reflexion. Kontroversen und Ansätze im deutschsprachigen Diskurs“ widmet sich der Diversität an Zugängen, die den archäologischen Theoriediskurs heute und in naher Zukunft prägen. Dazu versammelt er wegweisende Beiträge, spannende Gedankenexperimente und erste theoretische Annäherungen quer durch das archäologische Fächerspektrum. Dabei kommen sowohl etablierte als auch Nachwuchswissenschaftler*innen zu Wort, um neue Impulse und Ansätze in den Diskurs einzuspeisen oder bestehende Zugänge zu diskutieren. Die Beiträge in Band 1 fokussieren auf die Fachbestimmungen und disziplinären Verortungen, auf die Standpunkte und Positionierungen sowie auf Fragen der Ethik und Verantwortung der Archäologien.

Markus Egg

Italische Helme

Am Beispiel der italischen Helme lassen sich das Einflussgebiet der Etrusker im Picenum, in Oberitalien und im Alpenraum sowie die Interaktionen zwischen den unterschiedlichen Kulturgruppen nachzeichnen.
Die Etrusker entwickelten im 7. Jh. v.Chr. den Helmtyp mit umlaufender Krempe; im Lauf des 6. Jhs. kam eine Kehle zur Befestigung des Kamms hinzu. Typisch für die archaische Stufe war der Negauer Helm. Er verschwand in Mittelitalien im 4. Jh., blieb aber im Alpenraum bis ins 1. Jh. v.Chr. in Gebrauch. Im Tiroler Raum und in der Ostschweiz fanden sich die Helme nicht wie sonst üblich als Prestigegüter in Gräbern, sondern in Opferplätzen, oft durch Feuer stark beschädigt. Ähnlich wie in Griechenland waren solche im Krieg erbeuteten Helme eine hochwertige Weihegabe.

Band 1, siehe.

Markus Egg

Italische Helme

Am Beispiel der italischen Helme lassen sich das Einflussgebiet der Etrusker im Picenum, in Oberitalien und im Alpenraum sowie die Interaktionen zwischen den unterschiedlichen Kulturgruppen nachzeichnen.
Die Etrusker entwickelten im 7. Jh. v.Chr. den Helmtyp mit umlaufender Krempe; im Lauf des 6. Jhs. kam eine Kehle zur Befestigung des Kamms hinzu. Typisch für die archaische Stufe war der Negauer Helm. Er verschwand in Mittelitalien im 4. Jh., blieb aber im Alpenraum bis ins 1. Jh. v.Chr. in Gebrauch. Im Tiroler Raum und in der Ostschweiz fanden sich die Helme nicht wie sonst üblich als Prestigegüter in Gräbern, sondern in Opferplätzen, oft durch Feuer stark beschädigt. Ähnlich wie in Griechenland waren solche im Krieg erbeuteten Helme eine hochwertige Weihegabe.

Band 2, siehe.

Andreas Thiedmann

Die eisenzeitliche bis hochmittelalterliche Siedlung bei Fritzlar-Geismar, Schwalm-Eder-Kreis: Die Siedlungsbefunde aus den Grabungen der Jahre 1973–1980

Von 1973–1980 wurde von der hessischen Landesarchäologie in der Region um die nordhessische Stadt Fritzlar das Areal des mehr als eineinhalb Jahrtausende kontinuierlich genutzten, wohl 6 bis 7 Hektar umfassenden Siedlungsplatzes „Alt-Geismar“ ausgegraben. Andreas Thiedmann legt im Rahmen der wissenschaftlichen Studie die Dokumentation und Auswertung der Befunde dieses für die Siedlungsarchäologie in Hessen so wichtigen Komplexes vor. Die umfangreiche Abhandlung gewährt detaillierte Einblicke in verschiedenste Aspekte einer dörflichen Siedlung und liefert viele neue Erkenntnisse zu deren überregionaler Einbindung und kontinuierlicher Entwicklung von der Eisenzeit bis in die Regierungszeit der Salier.

Lothar Sperber

Studien zur spätbronzezeitlichen Chronologie im westlichen Mitteleuropa und in Westeuropa

Die Studien entstanden als Vorarbeit zu einer Untersuchung der bronzezeitlichen Flussfunde vom nördlichen Oberrhein. Ausgehend von der seit 1987 vom Autor vertretenen Spätbronzezeitchronologie, von der (auf die Schweiz und ihr engstes Umland begrenzten) Ha B-Chronologie der schweizerischen Forschung und von Dendrodaten auch für Bz D, wurden die Möglichkeiten der Stufengliederung, die Zeitansätze der Stufengrenzen und die überregionale Gültigkeit dieser Stufen und Stufengrenzen nochmals ausgelotet. Es geht nicht um eine systematische Umschreibung der Stufeninhalte, sondern um den prinzipiellen Nachweis, dass die an Rhein, Mosel und in der Schweiz greifbare engmaschige Stufenfolge in Stufentakten von meist 60 Jahren weiträumig auf die Urnenfelderkultur übertragbar ist, und im Weiteren auch der Chronologie der Atlantischen Bronzezeit als Maßstab dienen kann.

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