Archäologische Quellen

Archäologische Quellen

Die Archäologischen Quellen (Arch. Quellen) sind die 2017 begründete Monografienreihe der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e.V. (DGUF), die der Vorlage von “Quellen” dient, d. h. von Grabungsdokumentationen, Grabungsfunden und ähnlichem, ohne dass deren Publikation von tiefgehenden wissenschaftlichen Analysen begleitet sein muss. Die Quellen geben nur knappe Deutungen des Gefundenen, sie bieten das Rohmaterial für vertiefende wissenschaftliche Analysen, die dann in weiteren Publikationen erfolgen können. Die Archäologischen Quellen erscheinen in einer Druckausgabe und online im Golden Open Access. In die Online-Ausgabe werden bei Bedarf auch Ergänzende Materialien, wie z. B. großformatige Grabungspläne, und Open Data aufgenommen.

Ungezählte Grabungen wandern ohne eine weitere Bearbeitung ins Archiv, in der Hoffnung, dass irgendwann einmal z. B. ein Examenskandidat die Mühen der Aufarbeitung und Publikation übernimmt. Da es weitaus mehr Grabungen als Examenskandidaten gibt, verbleiben allzu viele Ausgrabungen ohne eine realistische Aussicht, zeitnah bearbeitet und veröffentlicht zu werden, im Archiv. Ein stetig wachsender Berg, bislang ohne eine Perspektive, in absehbarer Zeit abgetragen zu werden.

Wenn wir uns vor Augen führen, wie viel Material über lange Jahre nicht in archäologische Forschung einfließt und diese vorantreiben kann, wird uns bewusst, wie unglücklich die beschriebene Situation ist. Die Endlagerung von Grabungen im Archiv ist sachlich ebenso korrekt wie für unterschiedlichste Interessengruppen völlig unbefriedigend. Wie soll man überdies der Politik, den Investoren und den Bürgerinnen und Bürgern verständlich machen, dass eine professionelle Archäologie zwingend erforderlich ist und auch finanziert werden muss, wenn doch gleichzeitig die Archive überquellen? Wie soll man vermitteln, dass archäologische Funde in Archiven und in Landesbesitz sein müssen, wenn sie über Jahrzehnte nicht einmal ausgewertet werden?

Vor diesem Hintergrund ist diese Schriftenreihe entstanden. Wir publizieren mit den "Archäologischen Quellen" die Grabungsberichte in ihrem Ist-Zustand ohne langwierige wissenschaftliche Auswertung. Fachleuten wie auch interessierten Bürgern sind sie im Golden Open Access und mit der Standardlizenz CC BY leicht zugänglich, Anregungen für weitergehende Forschungen gehen von ihnen aus, die Archäologie legt umfassend öffentlich und nachprüfbar Rechenschaft ab über das, was sie alltäglich tut, und die Ausgräber gewinnen sichtbar die wohlverdiente Autorenschaft an ihren Produkten.

Bibliographische Angaben

Book/Buch

Herausgeber
Frank Siegmund & Diane Scherzler
DGUF-Verlag
An der Lay 4
D - 54578 Kerpen-Loogh

Tel. +49 (0) 6593 - 989 642
Fax +49 (0) 6593 - 989 643
verlag[at]dguf.de

ISSN
ISSN (online): 2566-5588
ISSN (Print): 2566-557X

Bisher erschienen

Erwin Cziesla

Dauerthal, Wallmow, Klockow, Dreesch, Rosow und Bietikow – verursacherfinanzierte Grabungen mit bandkeramischen Funden und Befunden aus der Uckermark, Brandenburg

In der Uckermark zeigten sich beim Abtrag von 1,5 Millionen qm Oberboden sechs Fundstellen mit bandkeramischen Befunden. Zwei Grubenhäuser belegen einen Haustyp mit Pfostenstellungen und Wandbewurf: einfache, überdachte Arbeitsbereiche, die bei der Schlachtung, Milchveredlung und Nahrungszubereitung in Garöfen genutzt wurden. Der Fundplatz Dauerthal lieferte ausschließlich Haustiere. Die Rinder wurden vor Ort geschlachtet, zerlegt und die Häute zu Leder verarbeitet. Das Fehlen bestimmter Körperteile ist auffällig und wird interpretiert. Es liegen keine Pfostenstellungen von Langhäusern vor, anderenorts ein Charakterbefund dieser Kultur. Die Keramik zeigt keine Unterschiede zu den Nachbarräumen, der Kontakt zu den indigenen Jägern-und-Sammlern ist über Trapeze und schrägendretuschierte Klingen belegt.

Edith Krämer

Zwischen zwei Rittergütern: eine hochmittelalterliche Hofstelle in Mönchengladbach-Wanlo

Das Buch publiziert den Grabungsbericht zu einer Hofstelle des 10. bis 13. Jahrhunderts bei Mönchengladbach-Wanlo im Regierungsbezirk Düsseldorf. Freigelegt wurde der Ausschnitt einer für das Hochmittelalter typischen Anlage aus locker gestreuten Gebäuden in Form von ebenerdigen Pfostenbauten und einem in den Boden eingetieften Haustyp, begleitet von Gruben, zwei Brunnen sowie einem im Rheinland verbreiteten Ofentyp. Das Hofareal war von Gräben umgrenzt und lag an einer alten Wegführung östlich der oberen Niers, etwa auf halber Strecke zwischen ehemaligen Rittersitzen in Wanlo und dem südlich gelegenen Keyenberg.
Entdeckt wurde die Fundstelle durch den geplanten Neubau der Landesstraße L354n zwischen Wanlo und Erkelenz-Kahlhausen im Zuge des Tagebaus Garzweiler. Die RWE Power AG beauftragte die Firma Archaeonet in Bonn mit der Durchführung der denkmalschutzrechtlich beauflagten Maßnahme.

Erwin Cziesla

Drei Holzkeller aus der Mitte des 15. Jahrhunderts in der Schlosskirchstraße von Cottbus

Im Jahr 1994 fand im Südosten der Cottbuser Altstadt eine archäologische Untersuchung durch die Firma „Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH“ statt, bei der auch drei Holzkeller – an der Schlosskirchstraße gelegen – dokumentiert wurden. Diese Holzkeller waren hervorragend erhalten, da bei einer Brandkatastrophe die oberen Stockwerke inklusive der Kachelöfen in die Keller stürzten und dabei die Feuer erstickten. Wie die Analyse ausführt, wurden die Holzkeller – vermutlich durch eine spezialisierte Baukolonne – um 1458 errichtet und brannten am 19. Sept. 1468 aus. Da in den folgenden Jahrhunderten keine unterkellerten Gebäude in den drei Baufeldern errichtet wurden, hatte sich die hölzerne Kellerkonstruktion samt dem Inhalt weitestgehend erhalten. Am besten überliefert ist ein kleiner Holzkeller, der einen Treppenzugang („Kellerhals“) vom Hinterhof aus hatte, und in dem Fässer, eine Truhe und landwirtschaftliche Geräte an den Wänden aufgereiht standen. Hinzu kommen Vorratsgefäße aus Ton auf umlaufenden Regalen. Die Keller warten mit z. T. ungewöhnlichen Funden auf. So fanden sich Militaria, aber auch wertvolles Tafelgeschirr Waldenburger Provenienz. Das Highlight ist ein reich verzierter Steinzeugkrug der ostdeutschen Spätgotik, verziert mit einem bärtigen Männerkopf. Somit stammen alle Funde aus einem Zeitfenster von nur 10 Jahren, ein seltener Glücksfall im Hinblick auf die spätmittelalterliche Keramikchronologie.

Sebastian Hornung, Johannes Gilhaus, Bettina Glunz-Hüsken

Rituell oder profan? Ein bronzezeitlicher Fundplatz in der bayerischen Donau-Aue: Berichte über die archäologischen Untersuchungen im Gesamtprojekt der Gas-Loopleitung von Forchheim nach Finsing, Trassenabschnitt 26 bei Gaden, Gde. Pförring, Lkr. Eichstätt

Die Verlegung der 75 km langen Gas-Loopleitung von Forchheim nach Finsing in Bayern in den Jahren 2017-18 förderte den Ausschnitt einer bronzezeitlichen Siedlung in der Donau-Aue zu Tage (ca. 2000–1650 v. Chr.). Der vorliegende Grabungsbericht beschreibt umfassend die Grabungsmethoden, Befunde und Funde, ergänzt durch erste Auswertungen des in Pförring, Landkreis Eichstätt liegenden Fundplatzes. Im Fokus stehen Brandstellen, Keramikkonzentrationen, kleinstteilige kalzinierte Knochenfragmente, eine Steinsetzung sowie Pfostenstellungen, die einen früh- bis mittelbronzezeitlichen Platz mit aufgehender Bebauung bezeugen. Schließlich steht die entscheidende Frage nach dem Charakter der Befunde im Raum: rituell oder profan? Außergewöhnlich hoch ist die Menge der archäometrischen Beprobung (Geologie, Botanik, 14C-Datierung), die ideale Voraussetzungen für zukünftige wissenschaftliche Forschungen bietet.

Ergänzende Materialien finden Sie unter nachstehendem Open Data-Link: https://doi.org/10.11588/data/JZFWWW

Erwin Cziesla

Archäologie auf der Ortsumfahrung Passow (Lkr. Uckermark, Bundesland Brandenburg)

In den Jahren 2003 bis 2005 wurde die Umgehungstrasse bei Passow (Lkr. Uckermark) prospektiert, anschließend fanden fünf Flächengrabungen statt, wobei ca. 1.350 archäologische Befunde in sechs getrennten Arealen dokumentiert wurden.

Aus den Fundstellen Passow 27 und 6 stammen die ältesten Funde: spätmesolithische Steinartefakte. Außerdem jungsteinzeitliche Keramikdepots und Einzelgräber. Aber die meisten Befunde datieren in den Übergang von der jüngeren Bronzezeit zur älteren Eisenzeit, wobei zwei räumlich getrennte Bereiche erkennbar sind: (1) Eng beieinander liegende, mit Keramik verfüllte Gruben, die auch Sonderfunde wie die Reste von Sumpfschildkröten und menschliche Knochen enthielten. (2) Linear angeordnete, mit Steinen verfüllte Grubenreihen. Exemplarisch untersuchte Gruben belegen, dass die Steine nicht in den Gruben zersprungen sind, sondern hier nur zur Ablage kamen. Zusammen mit den neolithischen Keramik-Deponierungen und Gräbern auch aus der Umgebung - wie u.a. den nur ausschnitthaft untersuchten Fundstellen Passow 26 und Passow 20 - wird eine ritualisierte Landschaft rekonstruiert, die seit ca. 4.000 v. Chr. Bestand hatte und bis in die Römische Kaiserzeit (Grubenbefunde und ein Brunnen) von Bedeutung war.

Weitere Siedlungsbefunde der römischen Kaiserzeit stammen aus Wendemark 10 und Passow 25. Befunde eines frühslawischen Dorfes nehmen einen anderen Bereich auf dem Fundplatz Passow 27 ein, und sie gehören nicht mehr der ritualisierten Landschaft an. Weitere slawische technische Anlagen stammen linken Seite der Welse aus Wendemark 10.

Die Grabungsberichte unterschiedlicher Autoren wurden 2007 der Denkmalbehörde übergeben und dort archiviert. Seitdem hat sich niemand den Ergebnissen angenommen: ein Fall für die „Archäologischen Quellen“.

Mirko Geisendorf

Der eisenzeitliche Siedlungsplatz von Schwerte-Wandhofen (Kreis Unna)

Im Frühjahr 2017 wurde im Zuge einer archäologischen Ausgrabung durch die Firma ARCHBAU in Schwerte-Wandhofen (Kreis Unna, NRW) ein ungewöhnlicher Siedlungsplatz aus der Eisenzeit (ca. 8. – 1. Jh. v. Chr.) freigelegt, der für die Besiedlungs- und Heimatgeschichte des östlichen Ruhrgebietes von großer Bedeutung ist. Bei der durch einen Investor finanzierten Ausgrabung wurden für Westfalen bisher einmalige Befunde aufgedeckt: ein ungewöhnlicher 18-Pfosten-Bau und ein sehr großer Erdofen. Der Ausgräber Mirko Geisendorf deutet seine Beobachtungen in Summe so, dass hier vermutlich eine größere Personengruppe aus dem näheren Umland zusammenkommen konnte, um Hochzeiten, Geburten oder religiöse Festlichkeiten abzuhalten. Die vorliegende Publikation macht die Grabungsergebnisse schnell und knapp der Öffentlichkeit zugänglich. Das Buch ist sowohl gedruckt als auch im Open Access zugänglich.

Melanie Eigen

Die eisenzeitliche und römische Siedlung von Tönisvorst‐Vorst (Kreis Viersen)

Das Buch publiziert in einer neuartigen Weise die archäologische Ausgrabung in Tönisvorst-Vorst (Kreis Viersen, Nordrhein-Westfalen) vom Sommer 2015, bei der eine eisenzeitliche (ca. 7. – 1. Jh. v.Chr.) und eine ihr folgende ländliche römische Siedlung (ca. 1. – 3. Jh. n.Chr.) freigelegt wurden. Es handelt sich um eine vom Investor finanzierte Ausgrabung, die von der Firma Archbau ausgeführt wurde. Finanzielle Mittel für eine vertiefte wissenschaftliche Auswertung der Grabung waren nicht vorhanden. Statt die Dokumentation nun wie üblich ausschließlich dem zuständigen staatlichen Archiv zu übergeben, wird sie mit dieser Publikation samt einer sehr knappen Analyse öffentlich zugänglich gemacht. So können Fachkolleginnen und -kollegen, die an verwandten Themen forschen, sich leicht und schnell informieren, was in Tönisvorst-Vorst ergraben wurde, mit den Ergebnissen weiterarbeiten und über die Fundstelle forschen. Bürgerinnen und Bürger aus der Region können sich mittels des vorliegenden Bandes über die Geschichte ihrer Heimatregion informieren.

Zugehörige Forschungsdaten finden Sie unter nachstehendem Open Data-Link:

http://dx.doi.org/10.11588/data/UWPXVH