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365 Titel
Autoren
Lieselotte E. Saurma-Jeltsch

Alexander der Große und sein Wunderpferd Bucephalus: Spätmittelalterliche Buchmaler gestalten eine Wesensverwandtschaft zwischen Mensch und Tier

Das Wunderpferd Bucephalus, das redet, Ereignisse voraussieht, Tränen vergießt und über unglaubliche Kräfte verfügt, führt Alexander den Großen siegreich durch seine Erfolge. In der mittelalterlichen Ritterkultur sind enge Beziehungen zwischen Ross und Reiter selbstverständlich. Die Wesensverwandtschaft, das Spiel mit Grenzen und Verschmelzungen zwischen Mensch und Tier, wie es in der Alexander-Literatur geschildert wird, bedarf allerdings der Erklärung. Insbesondere in den spätmittelalterlichen Illustrationen, in denen Alexander der Große den Rezipienten als Vorbild, nicht selten sogar Urahn dient, muss diese ungewöhnliche Überblendung zweier Wesen mit mysteriöser Abkunft in vertraute kulturelle Muster eingebunden werden. Mit faszinierender Kreativität debattieren die Buchmaler im frühhumanistischen Augsburg und im höfischen Paris das Unerklärliche dieses Ausnahmepaars.

Wolfgang F. Kersten

Photographic Thought Pieces II: Kenneth C. & Sabina R. Korfmann-Bodenmann: “Through Different Lenses”, Eight Portfolios, 2021–2023

»Nichts ist ohne das Wort«: Das Durchdenken der Fotografie gehört für das Künstlerpaar Korfmann-Bodenmann in ihrem langfristig angelegten Projekt «Through Different Lenses» zu den zentralen Arbeitsprinzipien. Dabei nehmen die praktischen Interaktionen, die intellektuellen Dialoge und last but not least die pure Freude am Denken eine zentrale Bedeutung ein. Es geht in den gemeinsam durchgeführten Fotoprojekten stets darum, das Selbst in Beziehung zum Anderen zu verstehen und zu verwirklichen, anstatt sich zu isolieren und den Anderen auszuschliessen. – Die dezidiert wissenschaftlich konzipierte Publikation präsentiert und analysiert acht Portfolios aus den Jahren 2021 bis 2023 mit 192 Fotografien.

Sarah Kreiseler

Das zweite Original: Fotografische Kunstreproduktion von Wilhelm Weimar

Im Mittelpunkt steht ein erstmals erschlossenes Konvolut von Glasplattennegativen Wilhelm Weimars (1857–1917). Der Zeichner und spätere Fotograf erstellte ab 1883 Reproduktionen von Kunstobjekten vom Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Das Buch beleuchtet den Gebrauch und die Zirkulation dieser Aufnahmen, ihre Wahrnehmung sowie den medientechnischen Wandel von der Zeichnung zur systematischen Nutzung von Fotografien. Als Dokumente der Zeitgeschichte geben die Negative und Abzüge Hinweise auf die Entwicklung des fotografischen Handwerks um 1900 und spiegeln den damaligen Anspruch wider, möglichst objektive Bilder anzufertigen. Galten sie damals als reines Anschauungsmaterial, erfahren sie nun eine kulturwissenschaftliche Neubewertung als anerkannte Foto-Objekte: Sie werden zu einem zweiten Original. Doch wie lässt sich diese Anerkennung im digitalen Raum sichtbar fortsetzen?

Zu dieser Dissertation gehört ein Katalog, der auf ART-Dok. Publikationsplattform Kunst- und Bildwissenschaften dauerhaft frei verfügbar (Open Access) ist. DOI: https://doi.org/10.11588/artdok.00009760

Thomas Hensel

Albrecht Dürers Traumgesicht von 1525: Ein Bildexperiment zwischen Kontingenz und Kalkül

HYBRIDS, Band 3

Das Traumgesicht gilt als eines der bedeutendsten Bilder Albrecht Dürers. Zu Papier gebracht im Jahr 1525, in einer Zeit gewaltigster Panik vor dem Weltuntergang, wird Dürers Aquarell einer Sintflut gemeinhin als Niederschlag einer unmittelbar persönlichen Vision des Künstlers interpretiert. Das vorliegende Buch schlägt eine konträre Deutung vor. Unter Bezugnahme auf andere Werke der Reformationszeit wie Michael Ostendorfers berühmten Holzschnitt der Wallfahrt zur Schönen Maria‛ von Regensburg wird das Traumgesicht als ein höchst konstruiertes, ambigues Bild und als nichts Geringeres als eine Summe von Dürers Kunsttheorie verstanden.

Lukas Töpfer

Die Beiwerke der Leere – Die Beiwerke des Lebens: Paratext und Parergon: Konstellationen der Konzeptkunst

Dieses Buch untersucht die Funktion und den Status der Beiwerke sowie die Transformation und Zerstreuung des Werks in der New Yorker Konzeptkunst der Jahre 1966 bis 1972. Im Zentrum stehen Auseinandersetzungen mit je einem paradigmatischen Werkkomplex von On Kawara („Today“), Lee Lozano („Drawing for Lucy’s Peace Show“) und Lawrence Weiner („Done Without“). Ergänzt werden sie um theoretisch-methodische Fallstudien zu Gérard Genettes „Paratext“ und Jacques Derridas „Parergon“, die eine bis dato noch immer unterbestimmte Zone der Transaktion zwischen Exponat und Diskurs, Text und Kontext sowie Werk und Deutungsrahmen fokussieren helfen. Es wird im Einzelnen begründet, warum konzeptuelle Kunstwerke eher als offene und vielteilige „parergonale Konstellationen“ beschrieben werden sollten und wie in ihnen die Aufteilung in ein scheinbar vorrangiges Werk und seine scheinbar nachrangigen Beiwerke parasitär und paradox außer Kraft gesetzt ist.

Sabine Coady Schäbitz (Hrsg.), Svenja Hönig (Hrsg.)

Heritage and Democracy: Jahrestagung 2024

Demokratie ist ein zerbrechliches Gebilde. Das Gleiche gilt für das kulturelle Erbe. Die Ausweisung, Interpretation und Verwaltung von Kulturerbe wird stets von politischen Umständen beeinflusst. Demokratie kann verschiedene Formen annehmen, aber allen gemeinsam ist die Betonung der Mitbestimmung des Volkes, des Demos, bei der Gestaltung der Politik und Ausrichtung des Staates. Unabhängig davon, wie in demokratischen Gesellschaften mit dem Kulturerbe umgegangen wird, muss es der Kontrolle durch die Öffentlichkeit unterliegen, was auch einen Dialog und Diskurs über die Fachkreise hinaus einschließt. Dies wirft die Frage auf: Wer definiert, interpretiert, nutzt oder instrumentalisiert das Kulturerbe und zu welchem Zweck? Die Publikation „Heritage and Democracy” vereint interdisziplinäre Perspektiven zu diesem Thema und untersucht das Kulturerbe unter den Gesichtspunkten des öffentlichen Wohls, der Zivilgesellschaft, der Politik und des Staatswesens.

Katharina Weinstock

Post-Readymade

Namenlose Grabsteine; ein Turnschuh, auf dem statt des Markennamens Balenciaga das Wort ‚Belanciege‘ steht; ein ‚lächelnder‘ Achat, der auf Ebay für eine Million Dollar gelistet ist… Mit Werken von Luke Willis Thompson, Hito Steyerl und Lindsay Lawson vor Augen führt Katharina Weinstock die Rezeptions- und Transformationsgeschichten von Duchamps ‚Readymade‘ und Bretons ‚Objet Trouvé‘ parallel, um aus ihrem Zusammenspiel den neuen Begriff ‚Post-Readymade‘ zu entwickeln, mit dem heutige Spielweisen der Kunst mit Fundobjekten greifbar werden. Statt von Kunstobjekten auf Sockeln handelt dieses Buch von driftenden, prekären, beredsamen Dingen und den mit ihnen verwobenen menschlichen Schicksalen.

Johannes Pommeranz (Hrsg.), Anne Sowodniok (Hrsg.)

Fastnacht: Tanz und Spiele in Nürnberg

Im Frühhumanismus hatte sich die Reichsstadt zu einer deutschen Fastnachtshochburg entwickelt – mit dem von 1449 bis 1539 aufgeführten Schembartlauf (Maskenlauf) als Höhepunkt. Zeitgleich zu den ab 1475 von Mottowagen begleiteten Umzügen bildeten sich die Nürnberger Fastnachtspiele zu einem weiteren Schwerpunkt der örtlichen Fastnachtskultur aus. Und damit nicht genug: Handwerker zogen in eigenen Rotten durch die Stadt und führten zudem folkloristische Tänze auf, die Patrizier liefen nicht nur ihren Maskenlauf, sie bewiesen sich auch in Turnieren wie dem Gesellenstechen, und der Nürnberger Stadtrat hatte auf alles ein Auge. Denn die Fastnacht als verkehrte Welt war ein Gegenentwurf zur sozialen Ordnung und stellte somit die städtischen Normen auf den Kopf. Den Widerspruch, dass die Fastnacht zugleich dem Machterhalt des Rats diente, erklärt dieser Band.
Die Beiträge fußen auf den im November 2024 gehaltenen Vorträgen der Tagung Fastnacht in Nürnberg: Mehr als der Schembartlauf im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.

Michael G. Gromotka

Die Geschichte der Kirchenausstattung von S. Pietro in Perugia: Räumliche Disposition und Gestaltung der Raumhülle und Einrichtungsgegenstände. Ein exemplarischer Beitrag zur Kircheninnenraumforschung

Die Innenräume italienischer Kirchen sind regelmäßig Gegenstand umfassender Umgestaltungskampagnen geworden. Dabei wurden die Raumhülle sowie die Einrichtungsgegenstände wechselnden Repräsentationsbedürfnissen, religiösen und profanen Nutzungen und verändertem künstlerischem Geschmack angepasst. Die vorliegende Schrift untersucht dieses Phänomen am Beispiel der Kirche S. Pietro in Perugia und skizziert dabei auch die übergreifende Geschichte der Kircheninnenräume in Umbrien, Mailand, Venetien und Rom. Besondere Berücksichtigung erfährt die frühwissenschaftliche Beschäftigung mit italienischer Kirchen- und Heiligengeschichte sowie die Baugesetzgebung der Cassinensischen Kongregation.

Stephan Lehmann (Hrsg.), Olaf Peters (Hrsg.)

Olympiapark Berlin 1936: Vorläufe, Fragen, Kontexte, Antworten

Dieser Band geht auf eine Tagung im Jahr 2023 in Halle zurück. Thema war die Kunstausstattung des Berliner Olympiaparks von 1936 und ihr kultureller Kontext. Die künstlerische Ausgestaltung des Berliner Olympiaparks wird darin erstmals in den kulturellen Kontext der künstlerischen Bewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingebettet. Sie steht in der Kontinuität der neu gegründeten Olympischen Spiele von 1896, bei denen die Grundlagen für die Olympia-Ikonografie geschaffen wurden. Dies betrifft die Entwicklung des Parks in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und der Nachkriegszeit. Die Instrumentalisierung der Spiele von 1936 durch den NS-Staat rückte jedoch die ‚Zeitschichten‘ des Olympiaparks in den Hintergrund.

Michael G. Gromotka

Die Geschichte der Kirchenausstattung von S. Pietro in Perugia: Räumliche Disposition und Gestaltung der Raumhülle und Einrichtungsgegenstände. Ein exemplarischer Beitrag  zur Kircheninnenraumforschung

Mit zahlreichen Fotografien, Grafiken und Rekonstruktionen dokumentieren die vorliegenden Bildbände den Kircheninnenraum von S. Pietro in Perugia in seinem heutigen und in historischen Zuständen. Außerdem erfassen sie die Innenräume zahlreicher weiterer Kirchen der umbrischen Romanik samt ihren späteren Transformationen und von solchen Kirchen, die in Mailand, Venetien, der Toskana und Rom besonders im 16. und 17. Jahrhundert umgestaltet worden sind. Damit liefert der vorliegende Katalog nicht nur die notwendigen Bildbelege für die ersten beiden Textbände, sondern kann auch als Ausgangspunkt für weitere Forschungen zur übergreifenden Geschichte der Kircheninnenräume in Italien dienen.

Ulrich Pfisterer

Mandrake - The Plant as Artist: A Natural History of Image-Making in Early Modern Europe

HYBRIDS, Band 2

Pflanzen produzieren Bilder, die Natur ist eine Künstlerin. Was sich wie ein Bekenntnis aktueller Öko-Art liest, beschäftigte bereits die Frühe Neuzeit intensiv: Gibt es doch in der Natur vielfach Formen, die an eine menschliche Gestalt erinnern – etwa die Mandragora oder Alraunwurzel. Erklärungen reichten von Aberglauben über Spekulationen zu göttlichen Botschaften in der Schöpfung bis hin zu wissenschaftlichen Theorien. Nachgedacht wurde zugleich über das Verhältnis von Natur- versus Kunstprodukten und über die Bedingungen genauen Beobachtens. Ein Höhepunkt dieser Diskussionen ist die Publikation einer anthropomorphen Rübe 1670 in der ersten naturwissenschaftlichen Zeitschrift Deutschlands.
Deutsche Version: https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1369

Amalia Barboza (Hrsg.), Mariel Rodriguez (Hrsg.)

Umwege / Detours: Künstlerische Wissenspraktiken als dekoloniale Strategien. Artistic Knowledge Practices as Decolonial Strategies

Dieses Buch versammelt Beiträge von Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Kulturschafenden, die Wege der Dekolonisierung des Wissens durch kunstbasierte Praktiken und aktivistische Strategien erkunden. Wie vereinen sich Ansätze der künstlerischen Forschung mit dekolonialen Strategien? Über das Nicht-Gesagte, das situierte Wissen, das Wissen des Körpers und das transformative Wissen. Über geteilte Dérives und Umwege.

Lukas Töpfer

Die Menschlichkeit des Massenmörders: Zur Normalisierung und Neutralisierung der Shoah in Jonathan Glazers „The Zone of Interest“

Wenige Filme der vergangenen Jahre haben derart gegensätzliche Reaktionen hervorgerufen wie Jonathan Glazers ebenso hart kritisierte wie hochgelobte Auschwitz-Auseinandersetzung „The Zone of Interest“ (2023). Einerseits wurde der Film als ungewöhnlich präzise Rekonstruktion der Vergangenheit begriffen, andererseits als kontroverser Kommentar zur Gegenwart. Das vorliegende Buch widmet sich auf Basis eines sorgfältigen Abgleichs mit den historischen Quellen, die sich zum Kommandanten des Vernichtungslagers Auschwitz und zu seiner Familie erhalten haben, insbesondere einer Frage, die der Film aufzuwerfen scheint. Provokant verkürzt, klingt die Frage so: Sind wir alle wie Rudolf Höß?

Angela Matyssek (Hrsg.), Franciska Nowel Camino (Hrsg.)

Wann fängt Kunst an? Das variable Frühwerk in der Gegenwartskunst

Mit dem Begriff Frühwerk wird eine Werkgruppe bezeichnet, die den Anfang eines künstlerischen Œuvres bildet. Die Ausgangsthese dieses Sammelbandes ist, dass es sich dabei um eine variable und retrospektive Konstruktion handelt: Denn das Frühwerk avanciert erst dann zu einem Interessensfeld von Künstler*innen, Kurator*innen und Kunsthistoriker*innen, wenn ein Hauptwerk und d. h. künstlerische Relevanz festgestellt sind, eine Entwicklung und Kontinuitäten gesucht werden. Die Frage, was ein Frühwerk ausmacht und die verschiedenen Praktiken im Umgang mit frühen Arbeiten stehen im Zentrum der Texte.

Benno Baumbauer (Hrsg.), Marie-Therese Feist (Hrsg.), Sven Jakstat (Hrsg.)

Nürnberg GLOBAL 1300-1600

Katalog zur Ausstellung: Nürnberg GLOBAL 1300-1600, GNM Nürnberg, 25.09.2025 - 22.03.2026

Nürnberg entwickelte sich zwischen 1300 und 1600 zu einem global vernetzten Handelszentrum. Wirtschaft, Politik, Kunst und Kultur waren eng miteinander verwoben. Anhand faszinierender künstlerischer Objekte zeichnet der Katalog die expandierenden Netzwerke der Stadt vom späten Mittelalter bis zur Renaissancezeit nach.
Der Erfolg als internationales Wissenszentrum und innovativer Industriestandort ermöglichte die kulturelle Blüte Nürnbergs zur Zeit Albrecht Dürers. Doch auch die Ausbeutung von Ressourcen im Bergbau, der Boom des Waffenhandels und frühe koloniale Aktivitäten bildeten zentrale Voraussetzungen dieses Aufstiegs. Der Katalog beleuchtet diese wenig erforschten Facetten der Stadtgeschichte und reflektiert kritisch die Rolle Nürnbergs in einer zunehmend globalisierten Welt.

Daniela Bohde (Hrsg.)

„Uf falsch papir erhecht“: Zeichnungen in Hell und Dunkel auf farbig grundierten Papieren im oberdeutschen Raum um 1500

Redaktionelle Mitarbeit: Rostislav Tumanov

Zeichnungen auf farbigen Gründen sind ein auffälliges Phänomen in der Kunst der Frühen Neuzeit. Gerade in der deutschen Kunst um 1500 wurde die Möglichkeit, auch mit weißer Farbe auf den farbig grundierten Papieren zu arbeiten, für besonders kunstfertige Blätter genutzt. 
Die hier versammelten Beiträge stammen von Kunsthistoriker:innen aus Universitäten und Museen sowie von Kunsttechnolog:innen, die im Rahmen eines Forschungsnetzwerks über mehrere Jahre die Originale in europäischen Sammlungen untersucht haben. Die zehn Texte bieten einerseits ausführliche Einführungen in Technik und medialen Eigenheiten der Blätter sowie die zeitgenössische Begrifflichkeit. Andererseits enthalten sie Fallstudien zu Künstlern wie Altdorfer, Baldung, Dürer und Holbein d. J. sowie zu besonderen Motiven, zur Beziehung zur Druckgraphik, zu Inschriften und zur Kopierpraxis.

Stefanie Schneider (Hrsg.), Ricarda Vollmer (Hrsg.), Henry Kaap (Hrsg.), Christa Syrer (Hrsg.)

Hyperframes: Kunsthistorische Bezugsgefüge: Hubertus Kohle zur Verabschiedung

Hubertus Kohle zählt zu den profiliertesten Kunsthistorikern seiner Generation. Als Forscher und Hochschullehrer hat er das Fach nachhaltig geprägt, indem er die neuere Kunstgeschichte weiterentwickelt und als Wegbereiter der digitalen Kunstgeschichte richtungsweisende Impulse gegeben hat. Die Publikation Hyperframes, erschienen anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand, verweist auf die vielfältigen Rahmungen unseres Kunstverständnisses – ästhetische, politische, mediale –, und auf übergreifende Strukturen, die Kohles wissenschaftliches Arbeiten kennzeichnen. Darüber hinaus ordnen die Beiträge den Geehrten selbst in die kunsthistorischen Bezugsgefüge ein, die Gegenstand seiner Forschung und seines Wirkens sind.

Stefanie Schneider

Art and the Artificial Eye: Algorithmic Views of the Human Posture

Gerade in der Kunstgeschichte ist die menschliche Gestalt nahezu allgegenwärtig, nicht nur als Darstellungsobjekt, sondern auch als Bedeutungsträger – zusammen mit den Körperhaltungen, die von ihr ausgehen. Dennoch hat der kunsthistorische Diskurs die Körperhaltung als eigenständigen Untersuchungsgegenstand weitgehend vernachlässigt. Dieses Desiderat zu schließen, hat sich das Buch zum Ziel gesetzt: Durch die Nutzung des ‚künstlichen Auges‘ informatischer Methoden wird versucht, einen virtuellen Möglichkeitsraum – von Assoziationen, Bezügen und Ähnlichkeiten – für die historische Einbettung der menschlichen Figur, und ihrer Körperhaltung, in der bildenden Kunst zu konstruieren.

Antje Schmidt (Hrsg.), Tulga Beyerle (Hrsg.)

NEO Collections: From Reimagining Digital Collections to Transforming Museum Practices / Von der Neugestaltung digitaler Sammlungen zur Veränderung von Museumspraktiken

Mit dem Projekt NEO Collections hat sich das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) gemeinsam mit dem Übersee-Museum Bremen und dem Nationalmuseum in Stockholm auf den Weg gemacht, den Zugang zu ihren Sammlungen neu zu denken und neue Wege der Zusammenarbeit zu entdecken - untereinander, innerhalb der Museen, mit interdisziplinären Teams und mit externen Communities. 
Die Publikation beleuchtet die Herausforderungen des offenen Ansatzes und die Möglichkeiten einer sinnstiftenden Auseinanderstzung mit den Sammlungen. Der Schwerpunkt liegt auf den verschiedenen Methoden und Formaten, die während des Projekts im MK&G erprobt wurden, wie unter anderem ein Fellowship und ein Data Exploration Sprint.

Carla Cugini (Hrsg.), Benjamin Dodenhoff (Hrsg.)

Irene und Peter Ludwig. Zeitgenössische Kunst in & aus der DDR: Regina Wyrwoll im Gespräch mit Zeitzeugen

Mit dem Aufbau einer mehr als 2.000 Werke umfassenden Sammlung von Kunst aus der DDR und mit Leihgaben zeitgenössischer Positionen aus den USA und Westeuropa an Institutionen jenseits des Eisernen Vorhangs initiierten Irene und Peter Ludwig seit Mitte der 1970er-Jahre Orte der Begegnung - zwischen zwei Staaten, Systemen und künstlerischen Welten.
Zwölf Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erinnern sich im Gespräch mit Regina Wyrwoll an diese Aktivitäten des Sammlerpaares. Ergänzt durch bislang unveröffentlichte Dokumente, Archivfotos und einleitende Texte entsteht so ein facettenreiches Panorama eines einzigartigen Kapitels deutsch-deutscher Kunstgeschichte.

Elsa van Wezel

Die Besucher des Alten und Neuen Museums in Berlin 1830‒1880: Band 2: Das Museum als Ort der Kommunikation

1830 eröffnete das erste öffentliche Museum in Preußen, das heutige Alte Museum, wenige Jahre später das Neue Museum. Wer aber waren die Besuchenden? Bisher war dies in der Museumsgeschichte eine Leerstelle, die von Elsa van Wezels Studie nun gefüllt wird. Band 1 untersucht das Museum als neue, allen Gesellschaftsschichten frei zugängliche Institution. Band 2 beschreibt das Museum als Ort des Austausches: Wie kommunizierten die Museen zwischen 1830 und 1880 über Kataloge und Verzeichnisse mit ihrem Publikum? Welche Inhalte wollte man auf welchem Wege vermitteln? Beide Bände dokumentieren die Anfangsschritte dessen, was wir heute als museale Maßnahmen der Bildung und Vermittlung begreifen.

Sofya Dmitrieva (Hrsg.), Markus A. Castor (Hrsg.), Anne Klammt (Hrsg.)

The Académie Royale Art Collection: Vol. I Reception Pieces

Der erste Band der geplanten Folge zur Académie royale de peinture et de sculpture, der Geschichte, Zusammensetzung und Anordnung ihrer Kunstsammlung, widmet sich den Aufnahmestücken. Sie bilden neben den der Akademie geschenkten Kunstwerken, Auftragsporträts von Mäzenen, Gemälden und Flachreliefs, den mit dem Prix de Rome ausgezeichneten Werke, neben Zeichnungen und Gipsabgüssen klassischer Skulpturen und anderen Gegenständen die Akademiesammlung, das konzeptuelle Rückgrat der akademischen Arbeit. Heute bietet die Sammlungsgeschichte wertvolle Einblicke in den ästhetischen Kanon, die pädagogischen Ausbildungspraktiken und die Netzwerke hinter den Kulissen der Académie. Die Aufnahmestücke verkörpern die Aufnahmepraxis der Académie, ihre internen Hierarchien und sind Schlüssel zum Verständnis der Sammlung als Ganzes, aber auch als solche faszinierende und oft übersehene Studienobjekte mit eigenem Recht. Die Autoren des Bandes, Hannah Williams, Melissa Hyde, Catherine Girard, Mark Ledbury, Susanna Caviglia, Yuriko Jackall, Alden Gordon und Antoine Gallay beleuchten die Rolle der Aufnahmewerke für die Académie und darüber hinaus.

Daniela Keiser (Hrsg.), Stella Jungmann (Hrsg.)

Bleu Blau Blue Bellelay: Expérimentations en cyanotype / Experimente mit Cyanotypie

Welche Erfahrungen und Geschichten lassen sich anhand des fotografischen Verfahrens der Cyanotypie der Ortschaft Bellelay im Berner Jura, der Klosteranlage und der dort bis 2022 untergebrachten Psychiatrischen Klinik erzählen? Die 14 Beiträge von Studierenden an der Universität Zürich, bestehend aus Essays und Cyanotypien, eröffnen ein vielstimmiges blaues Kaleidoskop. Vor Ort sind wissenschaftliche wie künstlerische, dokumentarische wie poetische Arbeiten entstanden, die hier präsentiert werden. Dieses Buch bietet in der institutionellen Übergangszeit der Abtei von Bellelay eine Brücke zwischen dem historischen Gefüge und dem heutigen kulturellen Raum des Austausches.

Neville Rowley (Hrsg.)

Der Engel der Geschichte: Walter Benjamin, Paul Klee und die Berliner Engel 80 Jahre nach Kriegsende

Begleitband zur Ausstellung im Bode-Museum, Berlin (8.5.-13.7.2025).
Im Mittelpunkt steht ein Hauptwerk der Kunst des 20. Jahrhunderts, Paul Klees Angelus Novus (1920), das dem Berliner Philosophen Walter Benjamin (1892–1940) gehörte, diesen ins Exil begleitete und von ihm in einem seiner letzten Texte als „Engel der Geschichte“ beschrieben wurde. Neben diesem Aquarell von Klee thematisiert der Band Engel aus den Berliner Museen, die während des Zweiten Weltkriegs durch Feuer beschädigt oder zerstört wurden.

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