Busch, Alexandra W.

Alexandra W. Busch (Hrsg.), Jochen Griesbach (Hrsg.), Johannes Lipps (Hrsg.)

Urbanitas – urbane Qualitäten: Die antike Stadt als kulturelle Selbstverwirklichung

Die schier unüberschaubare Anzahl antiker Städte lässt keinen Zweifel daran, wo im klassischen Altertum das Leben pulsierte. Worin genau die große Anziehungskraft der Städte bestand, lässt sich allerdings nur anhand seltener Äußerungen in den Schriftquellen erahnen: Abgesehen von den vielfältigen Unterhaltungsangeboten, mit denen die Städte aufwarten konnten, ist dort stets von Verfeinerungen die Rede, sei es im gesellschaftlichen Miteinander oder in der Gestaltung der materiellen Welt. Aber wie lassen sich solche Facetten urbaner Kultur auch archäologisch nachweisen? Der Tagungsband wendet sich der Frage antiker urbanitas exemplarisch von verschiedenen Seiten zu: Zum einen gilt das Augenmerk all denjenigen architektonisch greifbaren Installationen, die ein kultiviertes Leben jenseits ökonomischer Kriterien der Nützlichkeit erkennen lassen. Zum anderen wird beleuchtet, mit welchen Mitteln sich die  Städte ein eigenes Selbstbewusstsein verschafft haben, das von Stolz, Prestigedrang und nachhaltigem Wir-Gefühl zeugt. Schließlich geht es aber auch ganz einfach um die Frage: Was macht die Stadt in den Augen der antiken Menschen zur Stadt? Welche urbanen Qualitäten mussten erfüllt sein, damit ein Gemeinwesen den Anspruch erheben konnte, sich auf Augenhöhe mit anderen Städten zu befinden? Die hier gesammelten Beiträge, die nicht nur die  großen Zentren, sondern auch Städte verschiedenster Größenordnungen bis an die Peripherie der Mittelmeerwelt im Zeitraum vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis in die Spätantike in den Blick nehmen, geben unterschiedliche Antworten  darauf: Es gibt durchaus wiedererkennbare Muster und verbindliche Normvorstellungen, aber nicht minder eigenwillige Lösungen und Sonderwege, dank derer die Städte ein eigenes Image entwickeln konnten.

Horst Wolfgang Böhme

Die spätantiken Gürtel mit kerbschnittverzierten Metallbeschlägen: Studien zu Militärgürteln des 4.-5. Jahrhunderts

Kerbschnittverzierte Gürtelbeschläge dienten als repräsentative und symbolträchtige spätrömische Militärgürtel; sie wurden in Gallien speziell für Elitetruppen des Feldheeres entworfen, hielten sich abgewandelt bis ins 1. Drittel des 5. Jhs. und sind v.a. bei Militärstandorten sowie entlang der Reichsgrenze zu finden. Durch Truppenverlegungen und Mobilität von Heeresverbänden verbreiteten sich die »Kerbschnittgürtel« in viele Regionen des Weströmischen Reiches. Veteranen brachten sie in ihre jeweiligen Heimatorte. Kerbschnittgürtel geben dank ihrer geplanten Gestaltung und ihres gelenkten Wandels Auskunft über die Struktur und Wirksamkeit der spätantiken Armee bis zur Mitte des 5. Jhs.

 

Matylda Gierszewska-Noszczyńska (Hrsg.), Lutz Grunwald (Hrsg.)

Zwischen Machtzentren und Produktionsorten: Wirtschaftsaspekte von der römischen Epoche bis in das Hochmittelalter am Rhein und in seinen Nachbarregionen

Am 12. November 2018 wurde in Ingelheim am Rhein ein Kooperationsabkommen zwischen der dort ansässigen Forschungsstelle Kaiserpfalz und dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, unterzeichnet. Damit wurden jene engen Verbindungen schriftlich verstetigt, die schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen den Mainzer Wissenschaftlern und den Erforschern der Ingelheimer Kaiserpfalz bestanden hatten. Im Fokus der zukünftigen Kooperation stehen besonders europäische Wirtschaftsaspekte und Themen der überregionalen Materialforschung. Erste Früchte dieser Zusammenarbeit konnten bei interdisziplinär angelegten Tagungen am 12. und 13. November 2018 in Ingelheim sowie am 28. und 29. November 2019 in Mayen vorgestellt werden. Diese Veranstaltungen dienten zugleich dem intensiven Austausch mit Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland. Die Resultate beider Tagungen sind in diesem Tagungsband zusammengeführt. In 25 Fachbeiträgen werden die Grundlagen des Handels im Rheinland und seinen Nachbarregionen sowie die Vorgänge des Warenaustausches zwischen Machtzentren, ländlichen Regionen und Produktionsstätten im Zeitraum von der römischen Epoche bis in das Hochmittelalter aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Sowohl für die großräumigen Entwicklungstendenzen und die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Wirtschaftsregionen als auch für die Produktionsstätten und die Vermarktungsrouten bieten die Beiträge richtungsweisende Ausführungen, grundlegende Darstellungen und außergewöhnliche Beschreibungen. Sie bilden die Basis für zukünftige Forschungen in an das Rheinland anschließenden Teilen Europas, die im Rahmen der Kooperation geplant sind und in weiteren Tagungen ihren Niederschlag finden sollen.