Nickel, Rainer
Kofferpacken mit Ovid: Anregungen zur Herstellung von Annäherungstexten
Das „Kofferpacken“ ist ein beliebtes Gesellschaftsspiel: Ein Spieler sagt einen einfachen Satz, der nächste wiederholt den Satz und fügt zugleich eine kleine Erweiterung hinzu, der dritte wiederholt den ursprünglichen Satz mit der ersten Erweiterung und erweitert seinerseits das bisher vorliegende Sprachgebilde usw. In diesem Sinne lässt sich auch der Zugang zu einem lateinischen Text gewinnen. Dieser wird in seine syntaktisch‑semantischen Teile (Sätze, Kola) zerlegt und Schritt für Schritt wieder „konstruiert“.
Die graphische Steuerung der einzelnen Schritte erfolgt dadurch, dass bestimmte Teile eines Textabschnitts zunächst ausgeblendet bleiben. Mit jedem Schritt nimmt die Menge der ausgeblendeten Wörter ab, bis im letzten Schritt eine Sequenz von mehreren Versen vollständig sichtbar ist.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass man mit überschaubaren Wortverbindungen und kürzeren Sätzen beginnt, die Schritt für Schritt an Umfang zunehmen und sich somit dem Original nach und nach annähern.
Übersetzen und Übersetzung: Anregungen zur Reflexion der Übersetzungspraxis im altsprachlichen Unterricht
Dieser Band befasst sich mit einem wichtigen Aspekt der Ars didactica: Er diskutiert zwar keine neuen „Übersetzungsmethoden", will aber dazu anregen, das Übersetzen als eine unverzichtbare Kulturtechnik zu lehren und zu lernen. Er will dazu ermuntern, das Übersetzen nicht auf die informationstheoretischen bzw. nachrichtentechnischen Vorgänge des Rekodierens und Dekodierens zu reduzieren, sondern als eine anspruchsvolle und bisweilen auch kreative Leistung ernst zu nehmen, seine ästhetische Dimension nicht aus den Augen zu verlieren und den Respekt vor dem Original erkennen zu lassen
Semantische und pragmatische Aspekte des Übersetzens lateinischer Texte
Die vorliegende Beschreibung semantischer und pragmatischer Aspekte des Interpretierens und Übersetzens basiert auf einer zweisprachig-kontrastiven Präsentation zahlreicher Textbeispiele. So wird der Leser ohne Umwege mit dem Problem der Abweichungen und Übereinstimmungen zwischen Ausgangs- und Zielsprache konfrontiert und darin geübt, die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten bei der Auseinandersetzung mit lateinischen Texten zu meistern. Die sprachlichen Äußerungen, die wir heute als Schreibakte durch historische Kommunikation zu verstehen versuchen, waren in ihrer ursprünglichen Kommunikationssituation Sprechakte und sind als solche vom heutigen Leser zu rekonstruieren. Dazu bietet die vorliegende Textgrammatik Anregungen und Anleitungen.