Engel, Max

Max Engel (Hrsg.), Friederike Stock (Hrsg.), Helmut Brückner (Hrsg.)

Coastal Geoarchaeology in the Mediterranean – on the Interdependence of Landscape Dynamics, Harbour Installations and Economic Prosperity in the Littoral Realm: Panel 2.3

Die Küsten des Mittelmeers sind hochdynamische Landschaftbereiche, die sich innerhalb der vergangenen etwa sechs Jahrtausende im Fall progradierender Deltaebenen um bis zu mehrere Zehner Kilometer lateral verschoben haben. Dieser Prozess führte zur Gefährdung zahlreicher antiker Hafenanlagen und schließlich auch zu deren Trennung von der Küste, was schwerwiegende politische und ökonomische Folgen für die städtischen Zentren und ihr Hinterland mit sich brachte. Gleichzeitig führte der Anstieg des relativen Meeresspiegels stellenweise zur Versalzung von Grundwasserleitern und demnach zu nachteiligen Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion. Diese Sammlung an Beiträgen des Panel 2.3 „Coastal geoarchaeology in the Mediterranean – on the interdependence of landscape dynamics, harbour installations and economic prosperity in the littoral realm“ behandelt diese Themen für verschiedene B+ereiche des Mittelmeerraums in den letzten 2500 Jahren. Die dargestellten Studien zeigen erfolgreich, wie geowissenschaftliche Daten entweder zur Lokalisierung von Häfen beitragen oder wie sie die Interpretation archäologischer Überreste und Literaturquellen antiker Autoren maßgeblich unterstützen. Jeder Beitrag ist insofern ein eindrucksvolles Beispiel für die Relevanz interdisziplinärer Ansätze in der Archäologie, wie sie im Konzept der Geoarchäologie zusammengefasst sind.

Römische Landnutzung im antiken Industrierevier der Osteifel

Seit Beginn der Römischen Kaiserzeit erlebte die Gegend zwischen Mayen am Rande der Eifel und Andernach am Rhein eine enorme Steigerung ihrer wirtschaftlichen Aktivität. In kurzer Zeit entstand dort ein Industrierevier, von dem aus weite Gebiete in den römischen Nordwestprovinzen mit hochwertigen Basaltlava-Mühlsteinen, leichten Tuffsteinen und später auch mit hitzebeständiger Keramik versorgt wurden. Steinbrüche wurden neu angelegt, Land- und Wasserwege ausgebaut, bestehende Absatzräume ausgedehnt und andere erst noch erschlossen. Auf Rückschläge im 3. und 4. Jahrhundert folgten weitere Boomphasen.

Wie konnten die zahlreichen Arbeiter und ihre Familien ernährt werden, und welche Folgen hatte der Erfolg der Stein- und der energieintensiven Keramikindustrie für die Umwelt? Um dies zu klären, wurden zwei römische Villen am Nordrand der Mayener Mühlsteinbrüche mit geophysikalischen Messungen, Grabungen, geoarchäologischen und botanischen Untersuchungen erforscht und ihr gesamtes Umfeld erkundet. Die Ergebnisse präsentiert dieses Buch. Die Bewohner der villa Mendig, »Im Winkel« waren selbst an der Herstellung von Mühlsteinen beteiligt. In der Spätantike dürfte eine Flächendrainage dort einen Umschlagplatz für Mühlsteine am Segbach trocken gehalten haben, während ein wehrhafter Speicherbau die Versorgung der Steinbrucharbeiter sicherstellte. In der villa Mendig, »Lungenkärchen« residierten Steinbruchbesitzer. Sie erwies sich als Axialhofanlage mit imposantem Wasserbecken. Begehungen führten ebenso zur Auffindung des zu »Lungenkärchen« gehörenden Begräbnisplatzes mit Monumenten aus Lothringer Kalkstein wie zur Entdeckung eines bislang unbekannten vicus »Im Terl«.