Henning, Agnes
Sammeln um jeden Preis: Die Entstehung der archäologischen Sammlung an der Berliner Universität im Kontext des Antikenhandels im frühen 20. Jahrhundert
In jüngster Vergangenheit hat die Frage nach der Herkunft historischer Sammlungsbestände an Relevanz
gewonnen. Das vorliegende Buch widmet sich dem Handel mit Antiken zu Beginn des 20. Jahrhunderts am
Beispiel der archäologischen Sammlungen des Winckelmann-Instituts der Humboldt-Universität zu Berlin.
Dabei stehen die Fragen im Fokus: Welche Akteur*innen waren beteiligt? Wo kauften sie die Antiken?
Wie waren Handel und Ausfuhr aus den Ländern rund um das Mittelmeer möglich? Gleichzeitig werden
der damalige Kunstmarkt, die Reisebedingungen, die Werdegänge der beteiligten Archäolog*innen und
die Antikengesetze analysiert, so dass ein komplexes Bild des Antikenhandelns dieser Epoche entsteht.
Urbanitas – urbane Qualitäten: Die antike Stadt als kulturelle Selbstverwirklichung
Die schier unüberschaubare Anzahl antiker Städte lässt keinen Zweifel daran, wo im klassischen Altertum das Leben pulsierte. Worin genau die große Anziehungskraft der Städte bestand, lässt sich allerdings nur anhand seltener Äußerungen in den Schriftquellen erahnen: Abgesehen von den vielfältigen Unterhaltungsangeboten, mit denen die Städte aufwarten konnten, ist dort stets von Verfeinerungen die Rede, sei es im gesellschaftlichen Miteinander oder in der Gestaltung der materiellen Welt. Aber wie lassen sich solche Facetten urbaner Kultur auch archäologisch nachweisen? Der Tagungsband wendet sich der Frage antiker urbanitas exemplarisch von verschiedenen Seiten zu: Zum einen gilt das Augenmerk all denjenigen architektonisch greifbaren Installationen, die ein kultiviertes Leben jenseits ökonomischer Kriterien der Nützlichkeit erkennen lassen. Zum anderen wird beleuchtet, mit welchen Mitteln sich die Städte ein eigenes Selbstbewusstsein verschafft haben, das von Stolz, Prestigedrang und nachhaltigem Wir-Gefühl zeugt. Schließlich geht es aber auch ganz einfach um die Frage: Was macht die Stadt in den Augen der antiken Menschen zur Stadt? Welche urbanen Qualitäten mussten erfüllt sein, damit ein Gemeinwesen den Anspruch erheben konnte, sich auf Augenhöhe mit anderen Städten zu befinden? Die hier gesammelten Beiträge, die nicht nur die großen Zentren, sondern auch Städte verschiedenster Größenordnungen bis an die Peripherie der Mittelmeerwelt im Zeitraum vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis in die Spätantike in den Blick nehmen, geben unterschiedliche Antworten darauf: Es gibt durchaus wiedererkennbare Muster und verbindliche Normvorstellungen, aber nicht minder eigenwillige Lösungen und Sonderwege, dank derer die Städte ein eigenes Image entwickeln konnten.