Rahrig, Max
Das Digitale und die Denkmalpflege: Bestandserfassung – Denkmalvermittlung – Datenarchivierung – Rekonstruktion verlorener Objekte
Die „digitale Revolution“ ist längst in vollem Gange. Für die Denkmalpflege haben digitale Anwendungen neue Perspektiven geöffnet, etwa in der interaktiven Visualisierung verlorener Zustände, im Monitoring bedrohter Stätten und Artefakte oder in der komplexen Vernetzung heterogener Wissensbestände. Deutlicher werden inzwischen auch Grenzen und ungelöste Probleme im Einsatz digitaler Technologien, etwa was die Nachhaltigkeit der rapide wachsenden Datenmengen betrifft.
Doch haben wir es in Bezug auf die Digitalisierung nicht in erster Linie mit einer nur „technischen“ Neuerung zu tun. So wird das Bemühen um das digitale Erbe, mit dem Auftrag zur Dokumentation, Erforschung und Publizierung von Kulturgütern, nicht nur die Institution Museum transformieren. Zu beobachten ist auch, dass sich mit der neuen Fülle an digital erzeugten Bildern die wissenschaftlichen Standards verändern. Ein weiterer unterschätzter Aspekt der digitalen Revolution ist eine Umschichtung der Aufmerksamkeiten auf dem „Markt“ der Wissenschaften.
Die wohl auffälligste Folge des digitalen Versprechens einer genauen und verlustfreien Reproduktion des Verlorenen ist, dass bei jeder spektakulären Zerstörung von bekannten Monumenten reflexhaft die Forderung nach einer Rekonstruktion aufkommt. Deutlich wird hier, dass dem Digitalen eine innere Affinität zur Rekonstruktion innewohnt, insofern seine Leistungsfähigkeit in der Übersetzung aller Informationen in einen binären Code, in der angeblich verlustfreien Speicherung und Kopie beruht. Im digitalen Zeitalter wird die Unterscheidung von Original und Kopie so an Relevanz verlieren – auch zu dem Preis einer totalen Manipulierbarkeit der Daten, wie der Realität.
Digitale Raumdarstellung: Barocke Deckenmalerei und Virtual Reality
Barocke Deckenmalerei als architekturgebundene Malerei läßt sich in digitalen Raumdarstellungen dokumentieren und erforschen. Datengetriebene digitale Raumdarstellungen sind ein recht neues Medium, das seine spezifischen Darstellungsqualitäten zwar erst entwickelt, dabei aber in vielen Bereichen bereits längst seinen Einzug in den Alltag gehalten hat. Digitale Rekonstruktionen von herrschaftlichen Innenräumen sind in Schlössern und Museen bereits vielfach anzutreffen. Der Band gibt einen umfassenden Einblick in Techniken und Praktiken der digitalen Rekonstruktion aus der Perspektive des Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland und diskutiert aktuelle und zukünftige Herausforderungen des Forschungsfeldes. Neben praktischen Zugängen bietet er reflektierende und bildwissenschaftliche Zugänge zu Thema. Mithilfe von digitalen Raumdarstellungen lassen sich neue, bisher eher randständige Forschungsfragen beantworten. Für Forschung, Forschungskommunikation, Vermittlung und Citizen Science bieten sich noch ungehobene Möglichkeiten, die im Band immer wieder aufgeworfen werden. Anstelle eines allgemeinen Überblicks bietet der Band einen konkreten, forschungsgeleiteten und kunsthistorischen Zugang zum Thema Virtual Reality.