Hartmann, Dietrich Klaus
Archäologisch-baugeschichtliche Studie zu den Dorfkirchen im ehemaligen Bistum Konstanz
Der Osten des ehemaligen Bistums Konstanz (ca. 585 bis 1821) ist eine auch heute noch weitgehend ländlich geprägte Region mit einer reichen, bis auf das Frühmittelalter zurückgehenden Kirchenlandschaft. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden an vielen dieser Kirchen archäologische Untersuchungen vorgenommen, deren Ergebnisse allerdings bislang nicht allgemein verfügbar waren. Der vorliegende Band gibt für das Gebiet des Regierungsbezirks Tübingen eine vollständige Übersicht über diese Forschungen.
Die Auswertung vergleicht im Detail die unterschiedlichen Entstehungsbedingungen der Kirchen. Neben der Aussagekraft der verschiedenen Bauformen wird auch das Umfeld der Kirchen genauer betrachtet. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Existenz zugehöriger frühmittelalterlicher Siedlungsspuren. Weiterhin wird untersucht, inwieweit lokaler klösterlicher Besitz Einfluss auf die Bauentwicklung nimmt. Das Ergebnis ist ein umfassender Überblick über die frühe Entwicklung des Kirchenbaus innerhalb einer geschlossenen historischen Landschaft. In drei Folgebänden dieser Reihe werden die Kirchen St. Georg in Burladingen, St. Vitus in Schmiechen und St. Peter und Paul in Nusplingen, die den Ausgangspunkt dieser Untersuchung bildeten, ausführlich vorgestellt werden.
Zugehörige Forschungsdaten finden Sie unter nachstehendem Open Data-Link:
https://doi.org/10.11588/data/ENNK5V
Die ehemalige katholische Pfarrkirche St. Georg in Burladingen
Die ehemalige Pfarrkirche St. Georg in Burladingen auf der Zollernalb (Baden-Württemberg) ist in ihrem heutigen Erscheinungsbild ein Bau des Spätbarocks. Die im Jahr 1982 vorgenommenen archäologischen Untersuchungen wiesen jedoch eine Reihe von Vorgängerbauten nach, deren frühester sich in das 8. Jahrhundert datieren lässt. Mehr als drei Jahrzehnte nach der Ausgrabung erfolgt in diesem Band eine detaillierte Auswertung. Danach kann in Burladingen eine für die schwäbischen Alb typische Geschichte und Bauabfolge einer ländlichen Kirche nachgewiesen werden. Am Anfang steht im 8. Jahrhundert ein einfacher frühmittelalterlicher Kirchenbau, der seinerseits auf einem bereits bestehenden Friedhof errichtet wurde. Es folgen mehrere hoch- und spätmittelalterliche Bauphasen, bevor in der frühen Neuzeit ein grundlegender Neubau zum heutigen Aussehen der Kirche führte. Die für eine Kirchengrabung ungewöhnlich große Anzahl an Funden – insbesondere Keramik – bereichert das für diesen Raum bislang eher spärlich bekannte Material. St. Georg in Burladingen ist ein wichtiger Mosaikstein für die Erforschung der ländlichen Kirchen im südöstlichen Baden-Württemberg, worüber der Autor im Jahr 2019 eine zusammenfassende Übersicht veröffentlicht hat.
Die katholische Pfarrkirche St. Vitus in Schmiechen, Stadt Schelklingen
Die katholische Pfarrkirche St. Vitus im Ortsteil Schmiechen, Stadt Schelklingen (Alb-Donau-Kreis), ist in ihrem heutigen Erscheinungsbild eine Mischung verschiedener Epochen, von der Gotik bis zur Moderne. Die im Zuge einer Neugestaltung und Erweiterung 1990 und 1992 vorgenommenen archäologischen Untersuchungen wiesen eine Reihe von Vorgängerbauten nach, deren frühester sich ins 9. Jahrhundert datieren lässt. Dem ersten Kirchenbau, der seinerseits auf einem bereits bestehenden Friedhof und auf Fundamentresten unbekannter Zeitstellung errichtet wurde, folgten mehrere hoch- und spätmittelalterliche Bauphasen, bevor die Kirche in der Gegenwart durch seitliche Anbauten stark erweitert wurde. Eine Besonderheit für eine Kirche im ländlichen Raum ist die im 12. Jahrhundert im Rahmen einer Erweiterung errichtete kleine tonnengewölbte Krypta. Die während der Grabung im Kircheninneren erfassten Funde,
insbesondere die Keramik, sind eine wertvolle Ergänzung des bisher für die betreffende Region eher spärlich vorhandenen Materials. Damit ist die vorliegende Untersuchung ein wichtiger Baustein für die Erforschung der ländlichen Kirchenlandschaft des südöstlichen Baden-Württembergs.