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Die Germanisierung der Frühgeschichte
Frühmittelalterliche Grabfunde in den Arbeiten von Wilhelm und Ludwig Lindenschmit
Die Brüder Wilhelm und Ludwig Lindenschmit gelten bis in die Gegenwart als Pioniere der Frühmittelalterarchäologie. Insbesondere ihre Monografie zum Gräberfeld von Selzen in Rheinhessen aus dem Jahr 1848 gilt als Meilenstein dieses archäologischen Forschungszweigs. In chronologischer Hinsicht sowie als Musterbeispiel einer Gräberfeldpublikation setzte dieses Werk in der Tat Maßstäbe. Problematisch ist jedoch die historische bzw. ethnische Interpretation des Fundstoffs, die ebenfalls bis in jüngere Zeit als vorbildhaft angesehen wurde. Bei näherer Betrachtung beruht diese Deutung vor allem auf drei Argumenten: einerseits der rassekundlichen Deutung der Skelettfunde, andererseits der These, dass nationale Kunststile existieren, sowie zum Dritten einer germanozentrischen Interpretation der Schriftquellen.