Eberle, Martin
Treffpunkt Rom 1810: Die Geschichte eines Künstlerstammbuchs
Kataloge der Museumslandschaft Hessen Kassel, Band 68, hrsg. von Museumslandschaft Hessen Kassel
2019 konnte die Museumslandschaft Hessen Kassel ein unpubliziertes Künstlerstammbuch erwerben, das der livländische Adlige Wilhelm von Blankenhagen (1761–1840) 1810 in Rom zusammentrug. Die Sammlung umfasst über 30 Zeichnungen von so bedeutenden Künstlern wie Thorvaldsen, Koch oder den Lukasbrüdern Overbeck und Pforr. Russische oder livländische Künstler wie Matwejeff oder Grass sind ebenso vertreten wie der englische Archäologe und Griechenlandreisende Dodwell. Wie Schick oder Rauch stammen die meisten Künstler aus dem Umfeld Caroline von Humboldts.
Die Bedeutung des Albums für die Forschung ist nicht zu unterschätzen. Durch eine ausgezeichnete Quellenlage veranschaulicht es beispielhaft das Beziehungsgeflecht der Künstler des Humboldt-Kreises.
» …denn der Ausverkauf ist bereits weit fortgeschritten...«: Die vergessenen Erwerbungen der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel in Paris 1941/1942
Mit der Besetzung Frankreichs im Sommer 1940 setzte, dank Wegfall vermögender Käufer und eines von den Deutschen festgelegten günstigen Wechselkurses, ein Run der Deutschen auf den Pariser Kunstmarkt ein. Zahlreiche Kunstsammler und auch Mitarbeiter deutscher Museen reisten nach Paris und verfielen in einen Kaufrausch. Hans Möbius, Archäologe und stellvertretender Direktor der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel, der als Mitarbeiter des Kunstschutzes 1941 nach Paris beordert wurde, nutzte ebenfalls die günstige Gelegenheit.
Der Band, der in Zusammenhang mit der gleichnamigen Ausstellung in Kassel entstanden ist, widmet sich dem Thema und stellt anhand von erhaltenen Dokumenten und Fotos die Umstände der Erwerbungen vor sowie die Vorgänge der Rückgabe an Frankreich nach dem Kriegsende. Im Zentrum stehen dabei die in Kassel verbliebenen Kunstwerke und Bücher. Warum wurden diese nicht zurückgegeben? Was wissen wir über deren Erwerb? Und wie gehen wir heute mit ihnen um?
Vieles ist im Zusammenhang der Pariser Erwerbungen noch offen, was im internationalen Netzwerk der Provenienzforschung zukünftig erarbeitet werden wird.
Jérôme Napoléon - und die Kunst und Kultur im Königreich Westphalen / et l’art et la culture dans le Royaume de Westphalie: Kolloquiumsakten und Archive / Colloque et recueil d’archives
Das nur sechs Jahre existierende Königreich Westphalen unter dem jüngsten der Napoleoniden Jérôme Bonaparte (1784–1860) – bekannt als „König Lustik“ − ist ein Musterbeispiel für den künstlerischen wie kulturellen Transfer zwischen Frankreich und Deutschland. Die in diesem Band versammelten Texte gehen den Fragen des französischen Vorbilds und Einflusses sowie den lokalen Tendenzen der Assimilation oder der Abwandlung des vielfältigen Kulturlebens in der westphälischen Hauptstadt und seinen Provinzen nach. Sekundiert durch eine Auswahl der die Themen »Kunst und Kultur unter König Jérôme« betreffenden Archive in Deutschland und Frankreich, bietet sich ein entscheidendes Fundament für das genaue Ausloten des Verhältnisses von Zentrum und Peripherie im napoleonisch geprägten Europa.
Malgré ses six années d’existence, le royaume de Westphalie dirigé par le plus jeune des Napoléonides Jérôme Bonaparte (1784-1860), surnommé le « König Lustik », apparaît comme un exemple paradigmatique des transferts artistiques et culturels entre la France et l’Allemagne. Les textes réunis dans le présent volume explorent les modèles et influences françaises de même que les tendances locales à l’assimilation ou à la modification de la vie culturelle multiforme de la capitale westphalienne et de ses provinces. Étayée par une sélection d'archives conservée en Allemagne et en France traitant de la thématique de « l'art et de la culture sous le roi Jérôme Napoléon », cette étude aspire à fournir une base essentielle pour l'exploration précise de la relation entre centre et périphérie dans l'Europe napoléonienne.