Ilisch, Peter

Wolfgang Ebel-Zepezauer, Christoph Grünewald, Peter Ilisch, Johann-Sebastian Kühlborn, Bettina Tremmel

Augusteische Marschlager und Siedlungen des 1. bis 9. Jahrhunderts in Dorsten-Holsterhausen: Die Ausgrabungen 1999 bis 2002

Ihre bis dahin größte Ausgrabung führte die LWL-Archäologie für Westfalen von 1999 bis 2002 am Kreskenhof in Dorsten-Holsterhausen durch. Auf 120.000 Quadratmetern wurden fünf römische Marschlager sowie kaiserzeitliche und mittelalterliche Siedlungsspuren mit mehreren tausend Funden und Befunden untersucht.
Vier der fünf römischen Lager waren so groß, dass sie die Soldaten von mehr als einer Legion aufnehmen konnten. Die ersten Zeugnisse der römischen Besatzung stammen aus der Zeit des Drususfeldzuges. Von den Funden ist ein mit 36 Silberdenaren gefüllter Geldbeutel besonders erwähnenswert, der den Legionärssold zweier Monate beinhaltete und aus der Statthalter-Zeit des Varus in Germanien stammt.
Erst ein halbes Jahrhundert nach Abzug der römischen Truppen entwickelte sich in Holsterhausen eine kleine germanische Ansiedlung mit Grubenhäusern, Pfostenspeichern sowie größeren Pfostenbauten. Die Grubenhäuser sind nach einigen Jahrzehnten weiterverlegt worden, was bisher einmalig ist – ebenso wie die großflächige Verteilung der Gebäude innerhalb der germanischen Siedlung.

 

 

Die römischen Töpfereien von Haltern

Von 1990 bis 1993 wurde vor der porta praetoria des Hauptlagers Haltern ein Töpfereibezirk entdeckt und archäologisch untersucht, der zeitgleich mit dem Lager bestand. Eindeutige Werkstattgebäude konnte nicht dokumentiert werden, da Gebäudestrukturen nur angeschnitten wurden. Freigelegt wurden aber mehrere Öfen und Keramik. Die Palette der produzierten Typen ist deutlich breiter als bei anderen augusteischen Militärtöpfereien, zugleich sind einige, wie die Kochtopftypen Ha 56 bis 58, in einer regelrechten Massenproduktion hergestellt worden.
Der gesamte Töpfereibezirk T8 wurde noch in römischer Zeit einplaniert. Es wurden Skelette von 24 wahrscheinlich männlichen Individuen und einem Hund geborgen, die ohne Beigaben in die Arbeitsgrube des Ofens 10 geworfen und mit dem Schutt bedeckt worden waren. Da sowohl Germanen als auch Römer ihre eigenen Toten verbrannt und bestattet hätten, handelt es sich vermutlich um germanische Krieger, die nach einem Angriff vergraben wurden.
Anthropologische, archäomagnetische, geochemische und mineralische Untersuchungen von Funden und Befunden runden die Auswertung ab.