Coppa, Alfredo

Joachim Weidig

Bazzano – ein Gräberfeld bei L’Aquila (Abruzzen): Die Bestattungen des 8.-5. Jahrhunderts v. Chr.

Bazzano bei L'Aquila gehört zu den größten vorrömischen Bestattungsplätzen im apenninischen Mittelitalien und übertrifft in der Zahl der Gräber sogar die Nekropolen von Fossa und Campovalano.
Über 500 Bestattungen der orientalisierenden und archa­ischen Zeit (8.-5. Jahrhundert v. Chr.) aus den Grabungen der Soprintendenza per i Beni Archeologici dell'Abruzzo von 1992-2004 werden in dieser Publikation erstmals vorgelegt und ausgewertet.
Vor allem etruskische Keramikimporte und deren lokale Adaptionen ermöglichen innerhalb einer absoluten Chronologie eine feinere Datierung der Gräber mit ihren älter wirkenden traditionellen italischen Schmuckelementen und Waffen. Dadurch kann auch die anhand von Seriationen und Gräberüberschneidungen erstellte Belegungs­abfolge der Nekropole in vier Hauptphasen besser mit den bestehenden Chronologie­systemen verglichen werden.
Neben Fragen zu Bestattungsbräuchen und Sozialstrukturen ist der Hauptteil der Arbeit der Klassifizierung und zeitlichen Einordnung von typischen mittelitalischen Objekten gewidmet, die weit über Bazzano hinaus verbreitet sind. Mit den ergänzenden anthro­pologischen Beiträgen wird das Bild einer mobilen eisenzeitlichen Bevölkerung entworfen, die sich in ihrer Lebensführung von den in der benachbarten Nekropole von Fossa bestattenden Individuen unterschied. Möglicherweise geht dies auf eine ausge­prägte Weidewirtschaft, auf Transhumanz oder aber auf eine sehr aktive Kriegerschicht zurück, deren Stellung auch durch die hohe Anzahl von waffenführenden Gräbern hervorgehoben wird.

Ute Kelp (Hrsg.), Wolf-Rüdiger Teegen (Hrsg.)

Wealthy and Healthy? Methodological Approaches to Non-Élite Burials: Panel 1.2

Die Analyse antiker Gesellschaften jenseits politischer Systeme, Hauptakteure und Eliten ist in hohem Maße auf archäologische Hinterlassenschaften angewiesen. Zahlreich erhalten sind Gräber und Grabdenkmäler, die als Primärzeugnisse eine aussagekräftige antike Quellengattung darstellen. Allerdings können Nekropolen und Bestattungen weder als Spiegel sozialer Verhältnisse gewertet werden, noch ist eine dichotomische Darstellung der Gesellschaft als Gegensatz zwischen reichen Eliten und einer Masse von mehr oder weniger Armen angemessen. Stattdessen ist eine Kombination verschiedener Kriterien für eine weiterführende Gräberanalyse notwendig. Insbesondere menschliche Skelette sind erstklassige bio-historische Quellen, denn Wohlstand und Gesundheit stehen auch in der Antike in unmittelbarem Zusammenhang und menschliche Überreste verraten anhand der Untersuchung von Ernährung und Gesundheit viel über den Status der Verstorbenen.

Die Beiträge in diesem Band thematisieren das Verhältnis zwischen materieller Kultur, Gesundheit und gesellschaftlichem Status, wobei in der Funeralarchäologie verschiedene methodische Ansätze aus den archäologisch-historischen Wissenschaften sowie den Sozial- und Naturwissenschaften zur Anwendung kommen. Die Gräber nicht zur Elite zählender Bevölkerungsgruppen werden zum einen mit Blick auf das soziale Gefüge und den Lebensstil der Verstorbenen erforscht, zum anderen hinsichtlich der Vorstellungen und Ideologien der Hinterbliebenen, die im Bestattungsvorgang und durch die Praktiken am Grab zum Ausdruck kommen. Der Band vereinigt eine Reihe von Fallstudien, die als Kontextanalysen deutlich über den Grabbereich hinausweisen.