HYBRIDS
Grenzüberschreitungen in der Natur haben die Menschen von der Antike bis heute fasziniert, erschreckt und herausgefordert. Die Künste und Bildwelten insgesamt hatten und haben entscheidenden Anteil daran, wie diese Grenzüberschreitungen, die Vermischung, Auflösung, Überwindung von Ordnungen und Möglichkeiten der Natur, bekannt gemacht, imaginiert, kommentiert und bewältigt werden und wie Zukunftsvisionen dazu aussehen können. Durch neue Verfahren der Wissenschaft und Technik - von der Genforschung bis zu KI – sind solche Grenzüberschreitungen heute wohl relevanter denn je.
Herausgeber
Ulrich Pfisterer
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Kunstgeschichte
Zentnerstr. 31
80798 München
Erscheint demnächst
Mandrake - The Plant as Artist
Plants produce images, nature is an artist. What reads like an avowal of contemporary eco-art was already a subject of intense interest in early modern times: after all, there are many forms in nature that are reminiscent of a human figure - such as the mandragora or mandrake root. Explanations ranged from superstition and speculation about divine messages hidden in creation to scientific theories. At the same time, the relationship between natural and artificial products and the conditions for precise observation were also considered. One highlight of these discussions was the publication of an anthropomorphic beetroot in 1670 in Germany's first scientific journal.
German version: https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1369
Albrecht Dürers Traumgesicht von 1525
Das Traumgesicht gilt als eines der bedeutendsten Bilder Albrecht Dürers. Zu Papier gebracht im Jahr 1525, in einer Zeit gewaltigster Panik vor dem Weltuntergang, wird Dürers Aquarell einer Sintflut gemeinhin als Niederschlag einer unmittelbar persönlichen Vision des Künstlers interpretiert. Das vorliegende Buch schlägt eine konträre Deutung vor. Unter Bezugnahme auf andere Werke der Reformationszeit wie Michael Ostendorfers berühmten Holzschnitt der Wallfahrt zur ‚Schönen Maria‛ von Regensburg wird das Traumgesicht als ein höchst konstruiertes, ambigues Bild und als nichts Geringeres als eine Summe von Dürers Kunsttheorie verstanden.
Bisher erschienen
Mandragora – Pflanzen als Künstler: Eine Naturgeschichte des Bilder-Machens in der Frühen Neuzeit
Pflanzen produzieren Bilder, die Natur ist eine Künstlerin. Was sich wie ein Bekenntnis aktueller Öko-Art liest, beschäftigte bereits die Frühe Neuzeit intensiv: Gibt es doch in der Natur vielfach Formen, die an eine menschliche Gestalt erinnern – etwa die Mandragora oder Alraunwurzel. Erklärungen reichten von Aberglaube über Spekulationen zu göttlichen Botschaften in der Schöpfung bis hin zu wissenschaftlichen Theorien. Nachgedacht wurde zugleich über das Verhältnis von Natur- versus Kunstprodukten und über die Bedingungen genauen Beobachtens. Ein Höhepunkt dieser Diskussionen ist die Publikation einer anthropomorphen Rübe 1670 in der ersten naturwissenschaftlichen Zeitschrift Deutschlands.