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'Ulisse' (1954) – Eine monumentale Filmadaption der homerischen Odyssee
Michael Kleu stellt in seinem Beitrag fest, dass Mario Camerinis italienischer Monumentalfilm Ulisse (deutsch: Die Fahrten des Odysseus) aus dem Jahr 1954 sich trotz zeitbedingter Kürzungen erstaunlich eng an die homerische Vorlage hält. Kleu arbeitet die Elemente und Motive der homerischen Odyssee heraus, die von den Filmschaffenden als bedeutsam eingestuft wurden und daher im Unterschied zu anderen in den Film aufgenommen wurden. Ein Vorspann, der sich selbstbewusst mit Homer ins Verhältnis setzt, eröffnet den Film wie im Epos das Proöm und kündigt eine Geschichte von Göttern und Helden an. Tatsächlich jedoch zeigen sich die Götter dem Filmzuschauer – anders als dem Rezipienten des Epos – ebenso wenig wie den homerischen Figuren. Auch lässt sich feststellen, dass dem technisch aufwändigen Polyphemabenteuer sowie dem Aufenthalt bei Kirke, die mit Kalypso zu einer Figur zu verschmelzen scheint, ähnlich wie in der homerischen Vorlage besonders viel Gewicht beigemessen wurde, während andere Partien des Epos subtil angedeutet werden (Telemachie, Hades etc.). Obwohl als Unterhaltungsfilm konzipiert, offenbart Ulisse eine genaue Kenntnis der homerischen Vorlage sowie archäologischer Erkenntnisse in seiner Erzählstruktur wie in seinen Szenenbildern. Der enorme Aufwand, der für die Produktion betrieben wurde, spiegelt sich darin wider, dass es sich dabei um die teuerste Farbfilmproduktion seiner Zeit handelt. Wie viele andere Monumentalfilme der 1950er- und 60er-Jahre zog Die Fahrten des Odysseus eine große Zahl an Zuschauerinnen und Zuschauer in die Kinos und hat dementsprechend das populäre Bild der Odyssee nicht unwesentlich mitgeprägt.