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Vaterländische Altertumskunde
Sammeln und Bewahren in einer Umbruchszeit
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert erlebte das Interesse an „vaterländischen Altertümern“ in Deutschland eine nie da gewesene Blütezeit. Hochmotivierte Gelehrte sammelten und dokumentierten, um Sprach- und Sachaltertümer aus heidnischer Vorzeit und christlichem Mittelalter vor dem Vergessen und der Zerstörung zu bewahren. Feinverzweigte Systematiken wurden erstellt, um die Vielfalt der Überreste zu ordnen. Um vaterländische Geschichte möglichst umfassend darzustellen, bündelten Gelehrte ihre Einzelanstrengungen in den neugegründeten Altertumsvereinen. Ausgehend von einem frühen Programm des Schwäbisch Haller Sprachforschers Friedrich David Gräter wird gezeigt, wie verflochten die philologischen, historischen und archäologischen Forschungsinteressen der Gelehrten waren. Die Geschichte der Archäologie braucht diesen zeitgenössischen Kontext. Was wurde unter einem „Altertum“ und unter dem „Vaterland“ verstanden? Wer wollte der Geschichte des Vaterlandes so zielgerichtet auf den Grund gehen und warum? Ein unter französischer Fremdherrschaft und in den Befreiungskriegen neu erwachtes Nationalbewusstsein als Ursache für den Aufschwung der vaterländischen Altertumskunde ist ein legitimierender nationalistischer Topos. Bei näherer Betrachtung bieten die mit dem Reichsuntergang 1806 einhergehenden Traditions- und Kulturgutverluste eine umfassendere Erklärung als der Mythos der Befreiungskriege und der antifranzösische Affekt.