Zitationsvorschlag

Salač, Vladimír: Tschechische Nationalbewegung, Revolution 1848 und die Wissenschaft: Jan Erazim Wocel und die erste mitteleuropäische Professur für prähistorische Archäologie in Prag, in Germanisches Nationalmuseum, Wiwjorra, Ingo und Hakelberg, Dietrich (Hrsg.): Archäologie und Nation: Kontexte der Erforschung „vaterländischen Alterthums“: Zur Geschichte der Archäologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, 1800 bis 1860, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2021, S. 142–158. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.801.c11978

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-948466-84-8 (PDF)

Veröffentlicht

13.07.2021

Autor/innen

Vladimír Salač

Tschechische Nationalbewegung, Revolution 1848 und die Wissenschaft

Jan Erazim Wocel und die erste mitteleuropäische Professur für prähistorische Archäologie in Prag

Schon im 18. Jahrhundert haben Gelehrte aus dem tschechischen Intellektuellenmilieu in Böhmen archäologische Forschungen betrieben. Die Nationale Wiedergeburt als Bewegung des tschechischen Bürgertums, das sich neben dem deutsch-österreichischen Bürgertum etablieren wollte, konnte sich im 19. Jahrhundert langsam durchsetzen und nationalisierte die böhmische Archäologie. In diesem Kontext wurde im Jahr 1818 das tschechische Nationalmuseum und im Jahr 1827 auch seine Zeitschrift gegründet. Seitdem engagierten sich die Altertumsforscher verstärkt in der Nationalbewegung. Einer dieser Aktivisten war Jan Erazim Wocel – Archäologe, Literat und Politiker. Er spielte im Revolutionsjahr 1848 eine wichtige Rolle in der tschechischen Nationalbewegung. Später jedoch verhielt er sich konform zum neuen Establishment, was ihm bei seiner unbestrittenen wissenschaftlichen Qualität eine außerordentliche Professur für böhmische (prähistorische) Archäologie an der Prager Universität eintrug. Er erhielt die Professur 1850 nicht zuletzt aus politischen Gründen, sollte er doch „die studierende Jugend dem Einflusse eines gehaltlosen Nationalitätsschwindels minder zugänglich zu machen“, so der damalige österreichische Kultus- und Schulminister Leo von Thun-Hohenstein.