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Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter
Das Bodenseekloster Reichenau, um 724 von dem Wanderbischof Pirmin gegründet, hat im Reichenauer Verbrüderungsbuch und in zwei Totenbüchern umfangreiche Namenverzeichnisse aus der Zeit vor der Jahrtausendwende hinterlassen. Rund 40000 Personen sind im Verlauf des früheren Mittelalters zum Zweck des liturgischen Gebetsgedenkens in diese Gedenkbücher eingeschrieben worden. Mit der Eintragung des Namens in die Gedenkbücher, die auf den Altar gelegt wurden, verband der mittelalterliche Mensch die Vorstellung vom Eingang ins »himmlische Buch des Lebens«; er erhoffte sich davon immerwährende Präsenz bei der Liturgie und den Gebeten der Mönche, Nähe zu Gott und das Heil seiner Seele. Der Kernbestand der Reichenauer Memorialüberlieferung, die Namenlisten, die den Reichenauer Konvent und das Totengedenken im Inselkloster betreffen, sind Gegenstand dieses Buches. Der hier erstmals umfassend bearbeitete und präsentierte Überlieferungskomplex spiegelt aber nicht nur die wechselvolle Geschichte der Abtei im Bodensee und ihrer Mönchsgemeinschaft von der Gründung über das Goldene Zeitalter bis ins Hochmittelalter wider, sondern gewährt auch Einblick in die Geschichte des abendländischen Mönchtums und viele Aspekte des gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Lebens jener Zeit.