Wang, Yiming
Wealthy and Healthy? Methodological Approaches to Non-Élite Burials: Panel 1.2
Die Analyse antiker Gesellschaften jenseits politischer Systeme, Hauptakteure und Eliten ist in hohem Maße auf archäologische Hinterlassenschaften angewiesen. Zahlreich erhalten sind Gräber und Grabdenkmäler, die als Primärzeugnisse eine aussagekräftige antike Quellengattung darstellen. Allerdings können Nekropolen und Bestattungen weder als Spiegel sozialer Verhältnisse gewertet werden, noch ist eine dichotomische Darstellung der Gesellschaft als Gegensatz zwischen reichen Eliten und einer Masse von mehr oder weniger Armen angemessen. Stattdessen ist eine Kombination verschiedener Kriterien für eine weiterführende Gräberanalyse notwendig. Insbesondere menschliche Skelette sind erstklassige bio-historische Quellen, denn Wohlstand und Gesundheit stehen auch in der Antike in unmittelbarem Zusammenhang und menschliche Überreste verraten anhand der Untersuchung von Ernährung und Gesundheit viel über den Status der Verstorbenen.
Die Beiträge in diesem Band thematisieren das Verhältnis zwischen materieller Kultur, Gesundheit und gesellschaftlichem Status, wobei in der Funeralarchäologie verschiedene methodische Ansätze aus den archäologisch-historischen Wissenschaften sowie den Sozial- und Naturwissenschaften zur Anwendung kommen. Die Gräber nicht zur Elite zählender Bevölkerungsgruppen werden zum einen mit Blick auf das soziale Gefüge und den Lebensstil der Verstorbenen erforscht, zum anderen hinsichtlich der Vorstellungen und Ideologien der Hinterbliebenen, die im Bestattungsvorgang und durch die Praktiken am Grab zum Ausdruck kommen. Der Band vereinigt eine Reihe von Fallstudien, die als Kontextanalysen deutlich über den Grabbereich hinausweisen.