Rudnick, Bernhard
Die verzierte Arretina aus Oberaden und Haltern
Die Vorlage der verzierten Arretina aus den römischen Lippelagern Oberaden und Haltern ist vor allem deshalb von großem Interesse, weil durch historische Begebenheiten sowie dendrochronologische und numismatische Untersuchungen die Datierung der Lager auf die Zeitspanne zwischen 11 v. Chr. und 9 n. Chr. festgelegt ist.
Von diesem Rahmen ausgehend, ist die Bestimmung von konkreten Töpfern und Herstellungsorten der in Oberaden und Haltern gefunden Stücke das Hauptziel dieser Arbeit. Hierzu werden sowohl die Dekore und Töpferstempel ausgewertet als auch chemische Analysen berücksichtigt. Die typologische und chronologische Gliederung der Gefäße und schließlich ein Vergleich bestimmter Fundplätze sollen dazu beitragen, die Töpfereien selbst und ihre Lieferzeiten in den Absatzgebieten enger zu datieren. Dadurch entsteht zudem ein Überblick über das Formenspektrum und die verwendeten Motive bestimmter Töpfer innerhalb des fest umrissen Zeitraums und Fundgebietes.
Mit der Vorlage der verzierte Arretina ist nun auch der komplette Bestand der Terra Sigillata aus Haltern publiziert.
Diese Arbeit wurde 1991 von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Dissertation angenommen.
Die römischen Töpfereien von Haltern
Von 1990 bis 1993 wurde vor der porta praetoria des Hauptlagers Haltern ein Töpfereibezirk entdeckt und archäologisch untersucht, der zeitgleich mit dem Lager bestand. Eindeutige Werkstattgebäude konnte nicht dokumentiert werden, da Gebäudestrukturen nur angeschnitten wurden. Freigelegt wurden aber mehrere Öfen und Keramik. Die Palette der produzierten Typen ist deutlich breiter als bei anderen augusteischen Militärtöpfereien, zugleich sind einige, wie die Kochtopftypen Ha 56 bis 58, in einer regelrechten Massenproduktion hergestellt worden.
Der gesamte Töpfereibezirk T8 wurde noch in römischer Zeit einplaniert. Es wurden Skelette von 24 wahrscheinlich männlichen Individuen und einem Hund geborgen, die ohne Beigaben in die Arbeitsgrube des Ofens 10 geworfen und mit dem Schutt bedeckt worden waren. Da sowohl Germanen als auch Römer ihre eigenen Toten verbrannt und bestattet hätten, handelt es sich vermutlich um germanische Krieger, die nach einem Angriff vergraben wurden.
Anthropologische, archäomagnetische, geochemische und mineralische Untersuchungen von Funden und Befunden runden die Auswertung ab.
Varia Castrensia: Haltern, Oberaden, Anreppen
In dem vorliegenden Band stellen mehrere Autoren in sieben Beiträgen neue Funde aus den rechtsrheinischen Römerlagern Haltern, Oberaden und Anreppen vor. Die ersten drei Beiträge von K. Roth-Rubi, B. Rudnick und G. Schneider beschäftigen sich mit den gestempelten Sigillaten, die in den letzten Jahrzehnten in Haltern und Oberaden gefunden wurden und dokumentieren mit detaillierten Diagrammen und Tabellen anschaulich die Herkunftsorte der Sigillaten. Der Bilderwelt römischer Legionäre widmet sich C. Ellinghaus und versucht anhand der Funde die Sozialgeschichte der römischen Soldaten zu beleuchten. B. Tremmel legt mit den Glasgefäßen und Glasperlen aus den drei Lippelagern einen der bedeutendsten Glaskomplexe der frühen Kaiserzeit vor. Und M. Müller bearbeitet abschließend einen Helmfund und gibt in einem weiteren Beitrag anhand von zwei Neufunden eine Übersicht über das Formenspektrum der römischen Bronzegefäße aus Oberaden.