Huf, Leonie
Frauen jenseits der Konvention: Alterszüge, Tätowierungen und afrikanische Physiognomien im Frauenbild attischer Vasen des 5. Jahrhunderts v. Chr.
Besondere Faszination haben seit jeher Zeugnisse von Frauen hervorgerufen, die sich durch die Umkehrung etablierter Rollenbilder auszeichnen. Die Verhandlung des Konventionellen und der Abweichung davon wird in der bewussten Abkehr vom standardisierten Darstellungsschema antiker Frauen auf attischen Vasen sichtbar. Dabei erfahren direkt mit dem Körper verbundene Charakterisierungen – im Gegensatz zu (Ver-)Kleidung oder Ausstattung – eine besondere Betonung im Bild: Alterszüge, Tätowierungen und afrikanische Gesichtszüge.
Unkonventionelle Frauen treten in den verschiedensten Themenbereichen als Bildmittel der Differenzierung auf: So kann eine alte tätowierte Amme in Begräbnisszenen ein Bestandteil der Emotionsführung sein, eine vermeintlich alte afrikanische Opferdienerin eine Parodie von Festdarstellungen als solche erkennbar machen oder eine mit ihren exotischen Reizen spielende thrakische Sklavin auf einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Dabei werden die Frauen absichtlich einer eindeutigen Kategorisierbarkeit entzogen, im Fokus stand die effektvolle und z. T. ambivalente Einpassung in das Bildgefüge.