Abdelhamid, Selma
»Ein Ostwind wird Dich mitten auf dem Meer zerbrechen«: Phönizische Schiffswracks vom 8. bis 6. Jh. v. Chr.
Jahrhundertelang fuhren phönizische Schiffe, vom Wind angetrieben, von der syrischlibanesischen Küste über das Mittelmeer u nd über seine Grenzen hinaus. Die Berichte dieser Erkundungs- und Handelsfahrten wurden größtenteils nicht überliefert. Bis Mitte des 20. Jh. wurden keine Fahrzeuge aufgefunden, so dass sich der Wissenschaft ein äußerst beschränktes Bild des phönizischen Seewesens bot. Seit wenigen Jahrzehnten jedoch sind mehrere Wracks bekannt, Selbst ‚zerbrochen’ und versunken sind diese Schiffe als anschauliche Zeugnisse früheisenzeitlicher und archaischer Kommunikationsstrukturen zu betrachten, die erstmals eine direkte Rekonstruktion des phönizischen Handels in seiner Blütezeit erlauben. Die Wracks in Ashkelon belegen den Weinhandel. im östlichen Mittelmeer, jene in Mazarrón bringen Erkenntnisse zum Schiffsbau und dem aktiven Handel auf der iberischen Halbinsel. Die Befunde in Bajo de la Campana und Rocheslongues schließlich bezeugen den Handel mit Rohstoffen, der in Kontexten an Land nur selten nachgewiesen werden kann.