Zitationsvorschlag

Schnell, Christian C.: ’Unterwegs mit Odysseus’ (SWR 1979): Die filmische Wiederbelebung eines Mythos, in Dolle, Katrin und Dreiling, Semjon Aron (Hrsg.): Space Oddities: Die homerische Irrfahrt in Bildkünsten und Populärkultur 1800–2021 (Europa – USA – Südamerika), Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2022, S. 545–566. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.941.c12472

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-98501-050-9 (PDF)
ISBN 978-3-98501-051-6 (Hardcover)

Veröffentlicht

13.04.2022

Autor/innen

Christian C. Schnell

'Unterwegs mit Odysseus' (SWR 1979)

Die filmische Wiederbelebung eines Mythos

Christian C. Schnell beschäftigt sich in seinem Beitrag mit der Verbindung von Real- und Animationsfilm und dem Wandel vom Nacherleben zum Neuerleben in der Fernsehproduktion Tony Munzlingers. Das Nacherzählen einer Reise im Realfilm wird darin mit einer versförmigen Neudichtung der Odyssee im Trickfilm verbunden. Die Produktion stellt eine frühe Form dar, sich durch persönliches Nachstellen von Elementen der Vergangenheit diese anzueignen und zu vergegenwärtigen. Indem die Fahrt, die das Publikum auf den „Spuren des Odysseus“ miterlebt, nicht in der Absicht durchgeführt wird, sich wissenschaftlich z. B. mit dem Wahrheitsgehalt der Odyssee zu beschäftigen, nimmt diese Produktion gleichzeitig eine konzeptionelle Sonderstellung zu fast allen späteren Fernsehdokumentationen ein: Nicht die Historisierung der Odyssee steht im Mittelpunkt der Vermittlungsarbeit, sondern es wird versucht, eine persönliche emotionale Verbindung mit dem Mythos herzustellen, um damit Interesse (speziell bei Kindern und Jugendlichen) zu wecken und der antiken poetischen Erzählung dadurch für die Gegenwart Relevanz zu verleihen. Damit stellt die Produktion Unterwegs mit Odysseus ein ganz besonderes Transformationsphänomen in Bezug auf das antike Vorbild dar: In ihrer Interaktion zwischen Bild und Text allgemein und speziell mit dem Versuch, in der Verbindung von realer Reise und animierter Odyssee, das poetische Wesen der Odyssee im modernen Medium des Fernsehens zu erhalten und dem Mythos gleichzeitig eine neue Form zu geben. „Das visuelle Ergebnis sollte also ein ins Optische übersetztes Gedicht sein“.