Zitationsvorschlag

Moisich, Oliver: "The Stars Look Very Different Today": Aspekte von Genre und Gender in Comic-Adaptionen der homerischen Odyssee, in Dolle, Katrin und Dreiling, Semjon Aron (Hrsg.): Space Oddities: Die homerische Irrfahrt in Bildkünsten und Populärkultur 1800–2021 (Europa – USA – Südamerika), Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2022, S. 383–403. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.941.c12470

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-98501-050-9 (PDF)
ISBN 978-3-98501-051-6 (Hardcover)

Veröffentlicht

13.04.2022

Autor/innen

Oliver Moisich

"The Stars Look Very Different Today": Aspekte von Genre und Gender in Comic-Adaptionen der homerischen Odyssee

Comics sind untrennbar mit Helden verbunden – die Superhelden-Geschichte ist das einzige Genre, das im Comic-Medium seinen Ursprung findet. Superman, Captain Marvel und viele mehr erinnern deutlich an die Helden der Antike und damit auch an Homers Odyssee. Doch in Veröffentlichungen der jüngeren Vergangenheit erforschen Autoren und Zeichner den antiken Stoff unmittelbarer. Fernab von traditionellen Superhelden-Comics entsteht eine neue Beziehung zur Odyssee und eine freiere, zeitgemäße Interpretation, die dennoch den heroischen Kern bewahrt. Als Beispiele nutzt Oliver Moisich in seinem Beitrag zwei Comics: Tank Girl – The Odyssey (1995; Jamie Hewlett, Peter Milligan) und ODY-C (2014; Matt Fraction, Christian Ward), die die homerische Handlung in das Science-Fiction-Genre übertragen. Während Tank Girl dabei der Punk-Ästhetik der späten 1980er und frühen 90er folgt, übersetzt ODY-C die Irrfahrten des Odysseus in ein psychedelisches Weltraum-Abenteuer mit joyceanischen Versatzstücken. Gleichzeitig machen beide Comics radikal auf den heutigen Gender-Diskurs aufmerksam, indem sie den Heros durch die Heldin ersetzen und männliche Figuren zwischen Obsoleszenz und Objektifizierung verorten. In ihrer narrativen Struktur sind beide Comics mühelos mit ihrem antiken Original zu vergleichen; in ihrer teils parodistischen Adaption sind sie grundverschieden, beweisen aber gerade dadurch die Zeitlosigkeit des homerischen Stoffs und seiner universell übertragbaren Archetypen.