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Aufbruch oder Rückkehr? – Die homerische Irrfahrt bei Giorgio de Chirico und Alberto Savinio
Im ausgehenden 19. Jahrhundert avanciert Odysseus als Sinnsuchender zu einem Archetyp des modernen Menschen. Stephanie Schlörb untersucht das bildkünstlerische und literarische Œuvre der Brüder Giorgio de Chirico (1888–1978) und Alberto Savinio (1891–1952), das hier in seiner jeweils unterschiedlichen Auseinandersetzung mit Homer, Odysseus und Odyssee als geradezu paradigmatisch gelten kann. Während bei Savinio die innere Disposition des Helden und seine Rolle in der Moderne im Fokus steht, interessiert de Chirico die Figur des aus seinem ursprünglichen Kontext herausgelösten Odysseus als eine Art Symbolfigur des modernen Individuums; später – seit den 1920er-Jahren – erfolgt eine Identifikation mit dem Helden in Bezug auf die eigene ‚künstlerischen Reise‘, als einer „voyage sans fin“ (de Chirico, 1929). Einer allzu unreflektierten Gleichsetzung von Odysseus und de Chirico in der Kunstgeschichtsschreibung, welche literarische Äußerungen dieser „Privat-Mythologie“ (Wieland Schmied, 2001) im ‚bauschen Bogen‘ auf die Gemälde überträgt, tritt die Autorin problematisierend entgegen.