Zitationsvorschlag

Adler, Wolfgang: Gustav Friedrich Klemms ’Handbuch der germanischen Alterthumskunde’ und das Dreiperiodensystem, in Germanisches Nationalmuseum, Wiwjorra, Ingo und Hakelberg, Dietrich (Hrsg.): Archäologie und Nation: Kontexte der Erforschung „vaterländischen Alterthums“: Zur Geschichte der Archäologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, 1800 bis 1860, Heidelberg: arthistoricum.net, 2021, S. 43–62. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.801.c11972

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-948466-84-8 (PDF)

Veröffentlicht

13.07.2021

Autor/innen

Wolfgang Adler

Gustav Friedrich Klemms 'Handbuch der germanischen Alterthumskunde' und das Dreiperiodensystem

Gustav Friedrich Klemms Handbuch der germanischen Alterthumskunde (1836) enthält zwei unterschiedliche, wenn auch ähnliche Modelle der relativen Chronologie: sein eigenes sowie ein frühes Konzept von Friedrich Lisch. Beide definieren Gräbertypen und ordnen ihnen die charakteristischen Funde zu, worin sich die Hypothese einer Abfolge Stein – Bronze – Eisen spiegelt. Trotz dieser Gemeinsamkeit geht Klemms Chronologie nicht auf Lisch zurück. Klemm baut wahrscheinlich direkt auf Jaspersen (1828) auf, dessen in Angeln gewonnenen Ergebnisse er mit Beobachtungen der süddeutschen Archäologie verquickt. Klemms Chronologie ist – anders als die von Lisch – nicht auf einer breiten Basis von Einzelbefunden entwickelt, sondern eklektisch. Er wendet sie schon im Handbuch kaum an und entwickelt sie auch später nicht weiter – im Gegensatz zu Lisch, der sich in der Folgezeit intensiv mit dem Thema befasst. Klemms Handbuch sorgte zunächst für eine weiträumige Verbreitung der Grundgedanken Klemms und Lischs. Der Siegeszug von Thomsens gleichfalls 1836 veröffentlichtem Dreiperiodensystem wurde einerseits dadurch gefördert, führte andererseits aber dazu, dass das Handbuch schnell in Vergessenheit geriet, also seine Wirkung nur kurze Zeit entfalten konnte.