Zitationsvorschlag

Jannelli, Angela und Kößler, Gottfried: Impulse: Schwierige Dinge – ein Stadtlabor über Raubgut in Privathaushalten, in Andratschke, Claudia und Jachens, Maik (Hrsg.): Nach dem Erstcheck: Provenienzforschung nachhaltig vermitteln, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2020 (Veröffentlichungen des Netzwerks Provenienzforschung in Niedersachsen, Band 1), S. 98–118. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.696.c9998

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-948466-45-9 (PDF)
ISBN 978-3-948466-46-6 (Softcover)

Veröffentlicht

17.12.2020

Autor/innen

Angela Jannelli, Gottfried Kößler

Impulse: Schwierige Dinge – ein Stadtlabor über Raubgut in Privathaushalten

Das Stadtlabor ist ein Format des Historischen Museums Frankfurt, in welchem gemeinsam mit Bürger*innen der Stadt Ausstellungen und Veranstaltungen erarbeitet werden. In diesem Rahmen wurde 2018 das Projekt „Schwierige Dinge“ durchgeführt, welches den Fokus auf NS-Raubgut in Privathaushalten legte. Vier Frankfurter Museen kooperierten dabei: Das Historische Museum, das Museum Angewandte Kunst, das Weltkulturen Museum und das Jüdische Museum. Ausgangspunkt war die Annahme einer „kollektiven Amnesie“ innerhalb der deutschen Bevölkerung betreffend den Verbleib von Gegenständen verfolgter Vorbesitzer in privaten Haushalten. Am Beginn stand ein medialer Aufruf in Frankfurt, sich bei den teilnehmenden Institutionen zu melden, sollte man verdächtige Objekte besitzen. Der Aufruf stieß aber nur auf geringe Resonanz. Der Großteil der insgesamt neun Teilnehmer des Projektes hatte bereits früher Kontakt zum Stadtlabor gehabt. In einer Reihe von Workshops recherchierten die Teilnehmer mit Hilfestellung durch Experten zur Provenienz ihrer Objekte. Dies beinhaltete auch Gespräche über persönliche Sorgen und Ängste bzgl. der Objekte sowie über ihre Präsentation in einer Ausstellung. Der gesamte Prozess wurde schriftlich und zeichnerisch dokumentiert und ebenfalls in der Ausstellung gezeigt. Das Projekt regte bei den Teilnehmern die Erforschung der eigenen Familiengeschichte an und ließ den Wunsch nach einem ständigen Beratungsangebot entstehen. Ein solcher Service könnte v. a. ein lohnendes Betätigungsfeld für kleinere, lokal verankerte Museen sein, da sich herausgestellt hatte, dass für Projekte dieser Art ein bereits bestehendes Vertrauensverhältnis von Vorteil ist. Auf diese Weise können Museen aktiv eine inklusive Erinnerungskultur mitgestalten.