Zitationsvorschlag

Jehle, Oliver: „Lord Elgin’s Kalmuk“: Feodor Ivannoff und die Pluralisierung der Vaterländer, in Effinger, Maria et al. (Hrsg.): Von analogen und digitalen Zugängen zur Kunst: Festschrift für Hubertus Kohle zum 60. Geburtstag, Heidelberg: arthistoricum.net, 2019, S. 141–150. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.493.c6577

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-947449-57-6 (PDF)
ISBN 978-3-947449-58-3 (Softcover)
ISBN 978-3-947449-59-0 (Hardcover)

Veröffentlicht

07.06.2019

Autor/innen

Oliver Jehle

„Lord Elgin’s Kalmuk“

Feodor Ivannoff und die Pluralisierung der Vaterländer

Feodor Ivannoff ist mit seiner Lebensgeschichte Teil einer wenn nicht globalen, so doch weite Teile Europas und Asiens verbindenden Geistes- und Ideengeschichte der Aufklärung: In ihrem Verlauf dokumentiert sich ein europäisches Netzwerk aus Adligen, Gelehrten und Künstlern, das, engmaschig gewoben, Ivannoff von St. Petersburg nach Rom und Paris, London und Athen trug. Als Kind geraubt, verschleppt und schließlich als
Gabe der Zarin von Russland an den Hof in Darmstadt verschenkt, durchläuft der spätere Künstler einen exzeptionellen Bildungsgang, der ihm nicht nur die Vervielfältigung seiner Vaterländer beschert, sondern die Sprache des europäischen Klassizismus als lingua franca eröffnet. Dass Lavater glaubte, in der Physiognomie Ivannoffs feinste Fähigkeiten, ja die Reizbarkeit einer beweglichen Seele zu erkennen und zugleich die unterste „Thierheit“ repräsentiert zu sehen, verweist auf die gespaltene Wahrnehmung, die diesen Künstler ein Leben lang begleitete – auch wenn ihm der Ehrentitel eines neuen Euphranor verliehen wurde, des Erfinders der Symmetrie in den Künsten.