Zitationsvorschlag

Hoppe, Stephan: Das Wolfegger Hausbuch, der „Bellifortis“ des Konrad Kyeser und der junge Maximilian von Habsburg: Höfische Buchprojekte in einer Zeit des Wandels, in Effinger, Maria et al. (Hrsg.): Von analogen und digitalen Zugängen zur Kunst: Festschrift für Hubertus Kohle zum 60. Geburtstag, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2019, S. 15–50. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.493.c6558

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-947449-57-6 (PDF)
ISBN 978-3-947449-58-3 (Softcover)
ISBN 978-3-947449-59-0 (Hardcover)

Veröffentlicht

07.06.2019

Autor/innen

Stephan Hoppe

Das Wolfegger Hausbuch, der „Bellifortis“ des Konrad Kyeser und der junge Maximilian von Habsburg

Höfische Buchprojekte in einer Zeit des Wandels

Das sogenannte Wolfegger Hausbuch gehört zu den bekanntesten profanen Werken der Kunst in Deutschland vor Albrecht Dürer. Oft wurde in ihm der Ausdruck eines neuen bürgerlichen Berufes, des Büchsenmeisters als Spezialisten für die neuen Feuerwaffen gesehen. Vor dem Hintergrund der jüngsten Forschung zu den höfischen und adeligen Bildkulturen am Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit nimmt der vorliegende Beitrag zum Charakter und den mutmaßlichen Entstehungsumständen der reich bebilderten Handschrift Stellung. Signifikante Parallelen zu einem älteren illustrierten Kriegsbuch aus dem römisch-deutschen Reich, dem um 1402 für König Wenzel IV. zusammengestellten Bellifortis des Konrad Kyeser, lassen das bis vor kurzem im Besitz des namensgebenden Hauses Waldburg-Wolfegg befindliche Werk als eine ebenso hochrangige höfische Bilderhandschrift erscheinen. Vermutlich wurde das Manuskript in einem Zuge im Umfeld des Hofes des Mainzer Erzbischofs, Kurfürsten und Erzkanzlers des Reiches Berthold von Henneberg begonnen, blieb aber unvollendet. Es wird gemutmaßt, ob nicht die Wahl des jungen Erzherzogs Maximilian von Habsburg zum römisch-deutschen König im Frühjahr 1486 der Anlass für dieses ungewöhnliche und ambitionierte Buchprojekt gewesen sein könnte. Die hier vorgetragene Hypothese verfolgt das Ziel, sowohl die künstlerischen Entstehungsbedingungen als auch den politisch-gesellschaftlichen Kontext der Handschrift erneut im Lichte der jüngsten Forschungen verschiedener Disziplinen zu diskutieren.