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Geschichte und Kritik digitaler Kunst- und Bildgeschichte
Geschichte digitaler Kunstgeschichte, Geschichte der Digital Humanities, IBM, J. Paul Getty Trust, Getty Art History Information Program, Ulmer Verein, Erwin Panofsky, Methoden der Kunstgeschichte, Iconic Turn, Kritik
Der Beitrag erörtert die Geschichte der digitalen Kunstgeschichte seit den 1960er Jahren. Anhand exemplarischer Ereignisse werden dabei insbesondere die Diskurse rund um die Einführung des Computers in der Kunstgeschichte rekonstruiert: Zum einen wird gezeigt, wie im Verlauf der 1960er Jahre IBMs strategische Marketingpolitik mithilfe des Erwin Panofsky-Schülers Edmund A. Bowles zum Entstehen der Digital Humanities und insbesondere der digitalen Kunstgeschichte beitrug — und spezifische Faktoren von Disziplin- und Methodengeschichte mit Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik ineinandergriffen und zu einer Ökonomisierung der digitalen Kunstgeschichte führte. Zum anderen wird anhand der Forschungsförderung digitaler kunsthistorischer Vor haben durch den J. Paul Getty Trust in den 1980er Jahren dargelegt, welche Auswirkungen die Computerisierung der Kunstgeschichte auf die Demokratisierung und Monopolisierung von kunsthistorischem Wissen hatte und wie diese Entwicklung von heftigen Debatten der kritischen Kunstgeschichte geprägt war. Es wird gezeigt, wie der Diskurs um das noch bilderlose Medium Computer eine Bedingung des sogenannten Iconic Turn, mithin die Bilderfrage und somit eine theoretischen Erneuerung des Fachs Kunstgeschichte seit den 1990er Jahren wurde. Ziel des Beitrags ist es, zu zeigen, wie eng die digitale Kunstgeschichte mit der analogen Methoden- und Theorie-Geschichte des Fachs ver flochten ist und wie sich aus historischen Diskursen Argumente für eine Kritik der gegenwärtigen Praktiken, Methoden und Theorien der digitalen Kunstgeschichte gewinnen lassen.