Will, Thomas
Avantgarde oder uncool? Denkmalpflege in der Transformationsgesellschaft
Der Band setzt sich unter dem bewusst provokativen Titel „Avantgarde oder uncool?“ mit Traditionen der Selbst- und Fremdwahrnehmung der Denkmalpflege auseinander. Den Hintergrund zu dieser kritischen Bestandsaufnahme bildet die Frage nach der Notwendigkeit einer Neupositionierung der Zunft – nicht nur angesichts aktueller Herausforderungen des Klimawandels, sondern auch des steigenden politischen und gesellschaftlichen Bedürfnisses nach Beteiligung. So versammelt der Band nicht nur Überlegungen zum Selbstverständnis der Profession in Zeiten des Wandels, sondern auch zu fachlichen Positionen in Bezug auf aktuelle Themen wie Partizipation, Klimawandel und Diversität.
Erhaltung: Akteure – Interessen – Utopien
Der Wille zur Erhaltung des baulichen kulturellen Erbes kann als einer der Grundpfeiler der denkmalpflegerischen Theorie und Praxis betrachtet werden. Vom „Konservieren, nicht Restaurieren“ der letzten Jahrhundertwende, über die Forderungen nach Erhaltung und „Bewahrung des geschichtlichen Zeugnisses“ (Carta von Venedig, 1964) bis hin zur „Erhaltung des Kulturerbes in allen seinen Formen“ (Nara-Dokument zur Echtheit/Authentizität, 1994) zieht sich der Wunsch nach Erhaltung durch die verschiedenen Grundlagentexte der Denkmalpflege. Neben diesem scheinbar gemeinsamen, übergeordneten Ziel zeigt sich jedoch bei genauer Betrachtung auch hier ein breites Spektrum an unterschiedlichen Zielvorstellungen und Schwerpunktsetzungen. Diese sind jeweils eng verbunden mit den gesellschaftlichen Kontexten und den beteiligten Akteuren. Denn was unter Erhaltung verstanden wird und was an einem Denkmal erhalten werden soll, hängt in hohem Maße damit zusammen, was an einem Objekt als denkmalwert betrachtet wird – und ist somit abhängig nicht nur von den sich stetig wandelnden technischen Voraussetzungen, sondern auch von persönlichen und gesellschaftlichen Wertzuschreibungen.