Lialina, Olia
Turing Complete User: Resisting Alienation in Human Computer Interaction
Interface Critique book
Um das Jahr 2010 herum begannen der Bereich der Human-Computer-Interaction (HCI) und die IT-Branche insgesamt mit einer tiefgreifenden Reform ihrer Terminologie: einige Wörter wurden verboten und die Bedeutung anderer Wörter wurde umgekehrt, um die wachsende Kluft zwischen Benutzern und Entwicklern zu verbergen, um die Übergänge zu erleichtern von Computern zu “dumb terminals”, von Servern zu „Buckets“, vom Doppelklicken zum „OK, Google“. Computernutzer*innen lernten also auch laut und deutlich zu sprechen, um von Siri, Alexa, Google Glass, HoloLens und anderen Produkten, die sowohl zuhören als auch antworten, verstanden zu werden. Vielleicht ist es genau diese Verschmelzung von Input und Output zu einem „Gespräch“, das das vergangene Jahrzehnt prägt und in den kommenden Jahren den Kern der HCI-Forschung bilden wird. Wer skriptet die Gespräche mit diesen unsichtbaren Ohren und Mündern? Wie können die Nutzer*innen diese Interaktionen steuern? Wenn sich Hard- und Software in anthropomorphe Formen und formlose „Experiences“ auflösen, dann hören Wörter auf, bloße Namen und Metaphern zu sein. Sie regen nicht nur die Fantasie an und geben unsichtbaren Produkten Gestalt. Wörter selbst werden zu Schnittstellen – und entsprechend wird jede Änderung im Vokabular relevant.