Zitationsvorschlag

Weidinger, Leonhard: From Vienna to New York: On the migration of dealers, collectors, and artworks, in Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. (Hrsg.): ENTZUG, TRANSFER, TRANSIT: Menschen, Objekte, Orte und Ereignisse. 20 Jahre Arbeitskreis Provenienzforschung e.V., Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2024, S. 26–35. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1315.c18765

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Identifier (Buch)

ISBN 978-3-98501-230-5 (PDF)
ISBN 978-3-98501-231-2 (Softcover)

Veröffentlicht

10.04.2024

Autor/innen

Leonhard Weidinger

From Vienna to New York: On the migration of dealers, collectors, and artworks

Von Wien nach New York. Zur Migration von Händler*innen, Sammler*innen und Kunstwerken

Die Krisen der Zwischenkriegszeit führten in Wien dazu, dass Sammler*innen und Institutionen, die wirtschaftlich unter Druck geraten waren, Kunstwerke verkauften – und zahlungskräftige Kunden fanden sich oft jenseits des Atlantiks. Daher bauten einige Wiener Kunsthändler*innen Geschäftsverbindungen nach New York auf, dem wohl wichtigsten Kunstmarkt in den USA. Nach dem »Anschluss« Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 versuchten zahlreiche Wiener Sammler*innen und Kunsthändler*innen, die vom nationalsozialistischen Regime verfolgt wurden, sich und ihr Eigentum in Sicherheit zu bringen. New York wurde zu einem angestrebten Ziel der Emigrant*innen. Einige Kunsthändler*innen konnten sich rasch am New Yorker Markt etablieren, wie die Brüder Elkan und Abraham Silbermann sowie Max Glückselig und sein Sohn Frederick. Melanie Kende und ihr Sohn Herbert Kende, deren Wiener Auktionshaus von Adolf Weinmüller arisiert worden war, gründeten in New York die Kende Galleries, die u. a. 1940 die Sammlung des Wieners Anton Redlich und 1949 die Gemälde aus der restituierten Wiener Sammlung Oscar Bondy zur Versteigerung brachten. Kunsthandwerk aus der Sammlung Bondy verkaufte der ebenfalls aus Wien nach New York geflohene Kunsthändler Leopold Blumka. Auch die wohl bekanntesten Kunstsammler aus Wien, die Brüder Alphonse und Louis Rothschild, wählten New York als Ziel und lebten hier kurze Zeit. Nach 1945 wurden die unter dem NS-Regime entzogenen Sammlungen zum Teil restituiert, viele dieser Stücke gelangten nun nach New York. Die Chance, europäische Kunst zu relativ günstigen Konditionen zu erwerben, ließen sich New Yorker Sammler*innen nicht entgehen. Zahlreiche Objekte aus ehemaligen Wiener Sammlungen kamen in der Folge als Widmungen oder Nachlässe in New Yorker Museen – dass sie aber nur aufgrund der NS-Verfolgung nach New York gelangt waren, ist vielen Fällen (noch) nicht dokumentiert.