Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Die »Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters« SBKAM werden seit 1974 als einmal jährlich erscheinendes wissenschaftliches Jahrbuch vom Schweizerischen Burgenverein herausgegeben.

Entsprechend den statutengemässen Vereinszielen dient das Jahrbuch der Präsentation und Verbreitung aktueller Forschungsergebnisse der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Archäologie und Kulturgeschichte. Im Zentrum steht insbesondere die Präsentation von Forschungen zu mittelalterlichen Burgen und neuzeitlichen Schlössern, aber ebenso zu Klöstern, Kirchen und ländlichen wie städtischen Siedlungen sowie zur Sachkultur. Das Jahrbuch soll aktuelle wissenschaftliche Forschungsergebnisse so präsentieren, dass sie auch für interessierte Nichtfachleute verständlich sind.

SBKAM ist offen für Beiträge von Autoren aller archäologischen oder verwandten Disziplinen. Den geographischen Rahmen bildet die Schweiz, wobei Vergleiche und Einordnungen der untersuchten Fragestellungen in grössere Zusammenhänge erwünscht sind.

Die Beiträge in den SBKAM unterliegen einem Peer-Review-Verfahren durch Gutachter aus dem Kreis der Redaktionskommission; gegebenenfalls werden unabhängige externe Gutachter beigezogen.

SBKAM erscheint als Buch im Format A4. Es wird den Mitgliedern des Schweizerischen Burgenvereins als Jahresgabe abgegeben. Publikationssprache ist Deutsch mit Zusammenfassungen ins Französische, Italienische und Englische.

Bibliographische Angaben

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Herausgeber
Band 1-17 (Frohburg): Walter-Verlag Olten/Freiburg i.Br.
ab Band 18/19: Schweizerischer Burgenverein, Basel

Jasmin Frei
Geschäftsstelle
Schweizerischer Burgenverein
Obermattstrasse 27
CH-8330 Pfäffikon
++41 (0)78 420 98 14
E-Mail: info@burgenverein.ch
Internet: www.burgenverein.ch

ISSN
ISSN (online): 2747-6804

Bisher erschienen

Carola Jäggi (Hrsg.), Andrea Rumo (Hrsg.), Sabine Sommerer (Hrsg.)

Platz Da! Genese und Materialität des öffentlichen Platzes in der mittelalterlichen Stadt

In der Forschung sind mittelalterliche Platzanlagen als Orte von Öffentlichkeit und Herrschaftsrepräsentation, als «Schauplätze» von Ritualen und sozialen Interaktionen in jüngster Zeit vielfach thematisiert worden. Im vorliegenden Band sind zu diesem Thema 16 Beiträge einer Tagung von 2017 in Zürich zusammengetragen worden.
Bisweilen wurde die Genese und Materialität der konkreten Plätze aus dem Blick verloren. Nur selten wurde danach gefragt, wann, wo und durch wen Plätze angelegt wurden, durch welche physischen Elemente sie begrenzt wurden, woher sie zugänglich waren, wie die Platzfläche befestigt war und wie sich ihr physisches Erscheinungsbild durch die Jahrhunderte hindurch veränderte.
In der Tagung ging es um Plätze als physische Elemente im Gefüge mittelalterlicher Städte. Ganz bewusst werden einzelne Städte als Untersuchungseinheiten in den Blick genommen und die jeweiligen städtischen Freiflächen in ihrem Werden und Funktionieren im konkreten urbanistischen Kontext verglichen. Dass dafür archäologische Befunde genauso wie historische Quellen herangezogen werden, versteht sich von selbst.

Burgruine Hünenberg im Kanton Zug: Archäologie, Geschichte und vom «Geräusch rollender Steine»

Die seit 1962 unter eidgenössischen Denkmalschutz gestellte Burgruine Hünenberg zählt zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kulturdenkmälern des Kantons Zug. Die Anlage wurde bereits in der Zeit um 1100 errichtet. Aufwändig bearbeitete Bausteine, farbig bemalter Aussenverputz und kostbare Funde lassen eine Bauherrschaft des hochadligen Milieus erahnen. Später gehörte die Burg in den Besitz der Herren von Hünenberg, die im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts zur führenden Kleinadelsfamilie der Region avancierten. Bei den jüngsten archäologischen Untersuchungen, die in mehreren, kurzen Kampagnen von 2005 bis 2010 dauerten, wurden erstmals moderne, naturwissenschaftliche Methoden auf einer mittelalterlichen Burgstelle angewendet. Die Resultate dieser Analysen erlauben neue und überraschende Erkenntnisse zur Baugeschichte der Burg und geben Einblick in das Leben der einstigen Burgbewohner.

Eine Stadtwüstung im Kanton Solothurn: Altreu im Mittelalter

In Altreu, diesem zur Gemeinde Selzach gehörenden Weiler an der Aare, war es der Fluss, der die archäologische Substanz verschwinden liess. Seit 1949 wurden in zahlreichen Baugruben Teilbefunde einer ehemaligen Siedlungen gesammelt; diese sind nun in dieser vorliegenden Publikation zu einem Gesamtbild zusammen gesetzt worden Das Resultat ist für die Mittelalterforschung im Kanton Solothurn, aber auch für die Mittelalterarchäologie der ganzen Schweiz von grosser Bedeutung. Dank der Tatsache, dass hier vieles zusammenhängend überliefert ist, was andernorts aus Splittern mühsam rekonstruiert werden muss, ergeben sich wertvolle Einblicke in das Leben einer mittelalterlichen Kleinstadt. Mit der Stadtbefestigung, der Stadtburg und den zur Gasse hin orientierten Wohnbauten verfügt Altreu über alle Elemente einer mittelalterlichen Stadt. Nach einer Brandkatastrophe in der zweiten Hälfte des 14. Jh. wurde das Städtchen aufgegeben und geriet in Vergessenheit. Eine grosse Hinterlassenschaft hat aber im Boden überdauert: über 20'000 Artefakten sind geborgen worden und werden im umfangreichen Fundkatalog nach den verschiedensten Bereichen aufgegliedert vorgestellt.

Armand Baeriswyl (Hrsg.), Peter Niederhäuser (Hrsg.)

Zeugen vergangener Macht und Herrschaft: Schweizer Burgen und Schlösser vom Mittelalter bis heute

Die Spiezer Tagung 2016 gibt Einblick in den aktuellen Stand der Burgenforschung. Dabei werden sozial-, macht- und kulturgeschichtliche Aspekte beleuchtet. Der Überblick beginnt mit einer Einführung in den Themenkomplex vom mittelalterlichen Adel und Burgenbau (Thomas Biller). Danach folgen Betrachtungen zum zähringischen Burgenbau (Heinz Krieg) und den Burgen auf dem Gebiet der ehemaligen Diözese Genf (Matthieu de la Corbière), greifen die Burg Colombier NE exemplarisch heraus (Ferdinand Pajor) und geben einen Überblick über den frühen Burgenbau in der heutigen Schweiz (Armand Baeriswyl). Einen Fokus erhält auch die habsburgische Wehrgrenze nach 1499 (Peter Niederhäuser). Den zeitlichen Bogen bis zur Gegenwart schlagen die Beiträge zur Schlossbau (Jürg Schweizer) und der Burgenrenaissance (Elisabeth Crettaz) sowie der heutigen Nutzung von Burgen und Schlössern (Thomas Pauli-Gabi). Ergänzt wird die Publikation mit Kurzmonographien und Abbildungen zu 25 forschungsgeschichtlich und typologisch wichtigen Burgen der Schweiz.

Die Burg Kastelen bei Alberswil: Prähistorische Siedlung, Adelsburg und patrizischer Landsitz im Luzerner Wiggertal

Die archäologischen Spuren auf dem Burghügel von Kastelen reichen weit in die Prähistorie zurück: Bereits in der Bronzezeit vor 3000 Jahren bestand auf dem Kastelenhügel eine dörfliche Siedlung. Im Hochmittelalter wurde der markante Hügel zum Standort einer hölzernen Burganlage. An ihrer Stelle liessen die Grafen von Kyburg zwischen 1249 und 1253 eine ausgedehnte Burg errichten, von welcher heute noch die Ruine des Wohnturms sowie der Sodbrunnen erhalten sind. Der beeindruckende Wohnturm ist ein beredter Zeuge der hochstehenden mittelalterlichen Bautechnik. Zusammen mit den archäologischen Funden lässt die Ruine einen unmittelbaren Einblick in die Wohnkultur und das Leben auf einer mittelalterlichen Adelsburg zu.
Die historischen Schriftquellen zur Burg Kastelen erzählen von der geschichtlichen Entwicklung der gesamten Region: Sie zeigen nicht nur den gesellschaftlichen Wandel in der herrschenden Oberschicht während des Mittelalters und der Neuzeit, sondern werfen auch ein Schlaglicht auf die sozialen Verhältnisse beispielsweise zur Zeit des Bauernkriegs von 1653.
Weitere Kapitel sind den bautechnischen und denkmalpflegerischen Aspekten einer Burgenrestaurierung gewidmet. Abgerundet wird die Publikation durch eine Untersuchung zu den Sagenerzählungen rund um die Ruine Kastelen.

 

Brigitte Andres

Alpine Wüstungen im Berner Oberland: Ein archäologischer Blick auf die historische Alpwirtschaft in der Region Oberhasli

Auf den Alpweiden der Region Oberhasli im östlichen Berner Oberland wird seit Jahrhunderten Vieh gesömmert und Käse hergestellt. Nicht mehr benötigte und dem Zerfall überlassene Infrastrukturbauten sind im Gelände oft noch an den Trockenmauerresten dieser Wüstungen erkennbar. Rund 400 neue Befunde, die bei grossräumigen Prospektionen in der Region Oberhasli dokumentiert wurden, zeugen von der Vielfalt alpwirtschaftlicher Bauformen. Im Kontext der regionalen Alpwirtschaftsgeschichte werden sie in der vorliegenden Publikation diskutiert und eingeordnet. Anhand von archäologischen, historischen und ethnografischen Quellen wird zudem der Frage nach der Sichtbarkeit von Überresten typisch alpwirtschaftlicher Aktivitäten wie Milchverarbeitung, Weidewirtschaft und Wildheugewinnung im archäologischen Befund nachgegangen. Ein umfangreicher Katalog bietet mit Bild und Text die Möglichkeit zum formalen Vergleich von alpinen Wüstungen über das Berner Oberland hinaus.

Die Thuner Hochtrottoirs im städtebaulichen Kontext: Eine Studie zur Entstehungsgeschichte im Vergleich mit Bern, Burgdorf und Erlach

Die Obere Hauptgasse in Thun erhält ihren spezifischen Charakter durch ein ungewöhnliches Strassenprofil. Beidseitig hervorspringende untere Geschosse, Hochtrottoirs, Lauben oder Terrassen genannt, bilden eine zweigeschossige Ladenzeile. Planung, Bautypologie oder Zufall, die Ursachen dieses ungewöhnlichen Strassenprofils im anonymen Städtebau sind trotz der originären und pittoresken Situation bisher nicht untersucht worden. Städtebauliches Kuriosum oder Typus, dahinter steht die Frage, ob die zwei Erschliessungsebenen Elemente frühester Zeit, die Folge einer späteren Entwicklung oder gar Produkte einer Planung sind.
Die Entstehungsgeschichte der Hochtrottoirs in Thun lässt sich aufgrund unvollständiger Baubefunde und lückenhafter Quellenlage bisher nicht zweifelsfrei nachvollziehen. Die Untersuchung der Thuner Verhältnisse lässt zwar eine Steigungskorrektur der Gasse vermuten, bietet aber noch zu wenig gesicherte Belege für diese These. Selbst der Zeitraum für die Entstehung des Hochtrottoirs ist nur relativ vage mit dem 16./17. Jh. zu bestimmen. Sicher ist, dass komplexe Ursachen und Entscheidungen zum heutigen homogenen Erscheinungsbild führten.

Die Burg Marmels: Eine bündnerische Balmburg im Spiegel von Archäologie und Geschichte

Rund hundert Meter über dem Stausee Marmorera liegen unter einem gewaltigen Felsvorsprung die Ruinen der Burganlage Marmels (Gemeinde Marmorera im Tal Oberhalbstein/Sursés, Kanton Graubünden). Die Burg gehörte im hohen und späten Mittelalter den Herren von Marmels, Ministerialen des Churer Bischofs. Zur Anlage in schwindelerregender Höhe gehörte einst eine Kapelle mit zwei angrenzenden Gebäuden, ein Tortrakt und ein repräsentativer, mindestens viergeschossiger Wohnturm.
Eine umfassende Sanierung der Burgruine ermöglichte es dem Archäologischen Dienst Graubünden in den Jahren 1987 und 1988, bauhistorische Untersuchungen an den erhaltenen Gebäuderesten und Ausgrabungen auf dem Gelände durchzuführen. Dass auf einem Burgareal gegraben wird, hat im Kanton Graubünden Seltenheitswert. Doch gerade die Grabungsresultate von Marmels sind für die schweizerische Burgenforschung in verschiedener Hinsicht von Bedeutung.
Dank der Lage der Burg unter einem riesigen Felsvorsprung war ein Grossteil der Anlage stets vor der Witterung geschützt – ein Glücksfall für die Forschung, lagen die Funde doch so über all die Jahrhunderte mehrheitlich im Trockenen. Neben dem grossen Umfang des Fundmaterials ist dessen Bandbreite und Erhaltungszustand aussergewöhnlich. Insbesondere die in mittelalterlichen Ausgrabungen sonst nur marginal vorhandenen organischen Funde waren auf Marmels zahlreich: an die 1000 Hölzer, darunter Geräte, Möbelteile, Bauhölzer und Abfallhölzer, die vom Bauvorgang zeugen, lagen in den ergrabenen Schichten, ferner kamen Lederfragmente und Schuhe, Pergamentreste, zum Teil sogar beschrieben, mehr als 21 000 Tierknochen und 18 000 einzelne Pflanzenreste zutage. Zum organischen Material hinzu kommen Metallgegenstände sowie zahlreiche Schlacken, die von der Metallgewinnung und -verarbeitung zeugen, etwas Keramik und ein grosses Ensemble an Lavezgefässen. Diverse Holzobjekte (Bauhölzer und Geräte) konnten mithilfe der Dendrochronologie sicher datiert werden.
Dadurch gelang es, die Entstehung der Anlage um 1140 und deren Auflassen gegen Ende des 14. Jh. beziehungsweise zu Beginn des 15. Jh. zu datieren. Aber auch Ereignisse während der Burgenzeit konnten mit dieser Methode zeitlich näher bestimmt werden.

Josef Grünenfelder (Hrsg.), Toni Hofmann (Hrsg.), Peter Lehmann (Hrsg.)

Die Burg Zug: Archäologie – Baugeschichte – Restaurierung

Die Burg Zug hat in ihrer mehr als achthundertjährigen Geschichte ein wechselvolles Schicksal erlebt. Ein grosser Teil des heute noch erhaltenen Gebäudekomplexes wurde ab dem 12. Jh. als Herrschaftssitz erbaut, entwickelte sich seit dem Spätmittelalter zum Wohnhaus und erfuhr im 20. Jh. den Umbau in ein historisches Museum.
Zwischen 1967 und 1982 fanden auf dem Burgareal archäologische Ausgrabungen und im Burggebäude umfassende Bauuntersuchungen statt. Die Auswertung ergibt ein unerwartet detailreiches Bild der Geschichte dieses ausserordentlichen und über die Grenzen des Kantons Zug hinaus bedeutenden Gebäudes. Schwerpunkte der Veröffentlichung bilden die Vorstellung der Ergebnisse aus Ausgrabungen und Bauuntersuchungen sowie die Präsentation der archäologischen Funde. Im Weiteren werden aber auch die Restaurierung des Gebäudes und das Ausstellungskonzept des «Museums in der Burg» erläutert.

Maria Letizia Heyer-Boscardin (Hrsg.)

Die Grafen von Kyburg: Kyburger-Tagung 1980 in Winterthur

Anlässlich des 800-Jahr-Jubiläums der Ersterwähnung von Winterthur von 1180 veranstaltete der Historische Verein Winterthur eine durch eine kleine Ausstellung ergänzte Tagung zu den Grafen von Kyburg, den Gründern Winterthurs. Ziel war es, die lokale mit der überregionalen Geschichte zu verknüpfen und die Grafendynastie auf dem aktuellen Stand des historischen Wissens in einem grösseren Zusammenhang zu würdigen. Entsprechend breit ist die Publikation konzipiert.
Ein erster Teil widmet sich der Familien- und der Herrschaftsgeschichte, fragt nach den Dillinger Wurzeln in Schwaben und in der Schweiz (Heinz Bühler und Adolf Layer) und erforscht kritisch die Machtausübung des Grafengeschlechts (Roger Sablonier). Ein zweiter Abschnitt untersucht die kirchlichen Stiftungen (Alfred Häberle), den Burgenbau (Werner Meyer) und die Stadtgründungen (Karl Keller) der Grafen. Ein dritter und abschliessender Bereich ist dem «Stadtrecht» von Winterthur von 1180 (Ferdinand Elsener), den Münzen (Dietrich Schwarz) und der Heraldik (Hans Kläui) gewidmet. Ein Grabungsbericht zur Mörsburg (Jakob Obrecht), einer der gräflichen Residenzen in der Nähe von Winterthur, rundet den Sammelband ab.

Jürg Tauber

Herd und Ofen im Mittelalter: Untersuchungen zur Kulturgeschichte am archaologischen Material vomehmlich der Nordwestschweiz (9.-14. Jahrhundert)

Gerade die kleinen, wenig spektakulären Belege menschlicher Tätigkeit ermöglichen uns Einblicke in das tägliche Leben längst vergangener Zeiten, Einblicke, die uns schriftliche Quellen oder Kunstwerke der betreffenden Epochen meist nicht gewähren. In diesem Buch ist eine der wichtigsten und umfangreichsten Fundgattungen, die Keramik, die Hauptquelle beim Versuch, die Geschichte von Herd und Ofen nachzuzeichnen. Der Autor hat das meist unpublizierte Fundmaterial von gegen hundert Grabungen in Burgen und anderen Siedlungen des Mittelalters aufgenommen und ausgewertet und kann aufgrund dieser Funde und Befunde die Entwicklung von Koch- und Heizfeuerstelle rekonstruieren.

Burgen aus Holz und Stein: Burgenkundliches Kolloquium in Basel 1977

Die Publikation ist der Tagungsband eines burgenkundlichen Kolloquiums, welches 1977 in Basel anlässlich des 50. Geburtstags des Schweizerischen Burgenvereins durchgeführt wurde. In der Rückschau auf ein halbes Jahrhundert SBV, der auch im Ausland einen guten wissenschaftlichen Ruf geniesst, wurde der thematische Rahmen bewusst weit gefächert. Die Beiträge aus dem In- und Ausland weisen auf die Vielfalt des mittelalterlichen Wehrbaues hinsichtlich Funktion, Form und Material hin. Die sechs Vorträge verbindet ein wichtiges thematische Leitmotiv der derzeitigen Mittelalterforschung: die Eingliederung archäologischer Befunde in historische Zusammenhänge. Die beiden Schweizer Beträge: Hugo Schneider leuchtet in seinem Aufsatz über die Letzimauern (Letzinen=Sperranlagen oder Grenzbezeichnungen) im Alpenraum in die Entstehungszeit der Eidgenossenschaft hinein, während Werner Mayer versucht, über die Zusammenhänge von Burgenbau, Herrschaftsbildung und Rodungstätigkeit (Rodungsherrschaft) einen archäologischen Beitrag zur mittelalterlichen Siedungsgeschichte zu liefern. Walter Janssen zeigt anhand der Niederungsburgen im Rheinland den Übergang vom Holzbau zur Steinarchitektur im Hochmittelalter auf und untersucht die gesellschaftliche Stellung einzelner Adelsgeschlechter aufgrund archäologischer Unterschiede im Burgenbau. Ähnlich wie Jacques Renaud über die niederländischen Backsteinburgen des 13./14. Jh., in denen sich die Geschichte des niederländischen Feudalismus spiegelt. Aus der geographischen Lage und Bauweise der Holzburgen der Slawen in Nordwestdeutschland geht Karl Struve der sozialen Struktur der slawischen Stämme nach. Die geometrischen Ringwallfestungen (Ringburgen) der Wikingerburgen in Dänemark geben im Beitrag von Olaf Olsen Einblick in die militärische und politische Organisation des dänischen Königtums zur Zeit der Wikinger.

 

Maria-Letizia Boscardin, Werner Meyer

Burgenforschung in Graubünden: Berichte über die Forschungen auf den Burgruinen Fracstein und Schiedberg

Dieser Band enthält die Berichte über die Ausgrabungen und Bauuntersuchungen in der Grottenburg Fracstein in Seewis/ Prättigau bei Landquart und der Burgruine Schiedberg in Sagogn/ Sagens. Illustriert durch zahlreiche Fotografien und Zeichnungen.

 

Werner Meyer

Das Castel Grande in Bellinzona: Bericht über die Ausgrabungen und Banuntersuchungen von 1967

Die Talsperre von Bellinzona gehört zu den grossartigsten mittelalterlichen Wehranlagen der Schweiz. Immer wieder ist um den Besitz dieses festen Platzes gestritten worden. Hier dröhnte der Schritt des römischen Legionärs, hier zogen germanische und rätische Horden vorbei, hier versuchten die jeweiligen Herren Italiens, fremde Eindringlinge aufzuhalten. Erst als um 1500 Bellinzona an die Eidgenossen überging, kehrten ruhigere Zeiten ein, worauf die Festungswerke allmählich ihren militärischen Wert verloren.

Der vorliegende Bericht kann keinen Anspruch darauf erheben, eine vollständige Geschichte von Castel Grande zu bieten. Denn die Boden- und Bauuntersuchungen beschränkten sich infolge von Baumassnahmen auf den Südtrakt der Burg. Die Bodenuntersuchungen erbrachten Bauphasen vom 4. bis zum 11. Jh., die Untersuchungen an den Mauern zeigten Elemente von der 1. Hälfte des 13. Jh. bis zum Ende des 15. Jh. Die Kleinfunde machen eine prähistorische Besiedlung des Hügels wahrscheinlich und belegen eine Benützung von augusteischer Zeit bis in die Gegenwart. Das hochmittelalterliche Fundgut verrät deutlich Einflüsse aus dem nördlichen Alpenvorland (Ofenkacheln) und aus Italien (Majolika). Seit dem 13. Jh. verstärkt sich deutlich das lombardisch-italienische Element und findet im 15. Jh. den Höhepunkt; nicht nur im Fundgut, sondern in der baulichen Ausgestaltung der Wehranlage.

Die Burgruine Scheidegg bei Gelterkinden: Bericht über die Forschungen 1970–74

Abseits der grossen Verkehrsströme liegt die Burgruine Scheidegg auf einem bewaldeten Höhenzug, hoch über der Gemeinde Tecknau im obersten Teil des Ergolztales. Unter der Leitung der Kantonsarchäologie Basel-Landschaft wurde die Ruine 1970–74 untersucht. Aufgrund der bestimmbaren Kleinfunde liegt die Entstehungszeit der Burg zwischen 1220 und 1230. Den Untergang fand sie um 1320 in einer (natürlichen) Brandkatastrophe. Das zeigt sich neben der mächtigen Brand- und Schuttschicht in einem Fundensemble, das alle Bereiche des Alltagslebens der Burgbewohner erfasst. Bemerkenswert ist das Auffinden von Skelettteilen von 7 Pferden, die vermutlich beim Brand elendiglich zu Grunde gingen. Architektonisch zeichnet sich die Burg durch einen grossen Wohnturm aus, der an den Ecken mit Rundpfeilern verstärkt war, und einen Burghof, in den eine mächtige Filterzisterne eingebaut war.

Die Burgruine Alt-Wartburg im Kanton Aargau: Bericht über die Forschungen 1966/67

1966/67 wurde die Ruine von Alt-Wartburg über Olten vom Schutt befreit und archäologisch untersucht. Für die Forschung interessant ist der terminus ante quem der Zerstörung, die chronikalisch mehrfach für das Jahr 1415 erwähnt wird. Funde und Befunde zeigen einen Siedlungsbeginn im 11. Jahrhundert an, die erhaltenen Mauern stammen aus dem 12. Jahrhundert, dem in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Ausbau  folgte; weitere bauliche Veränderungen fanden im 14. Jahrhundert statt, bis 1415 die Burg im Rahmen der Eroberungen des Aargaus durch die Berner erobert, geplündert und durch Brand zerstört wurde. Das Fundspektrum zeigt nicht den gesamten Bereich des Hausrates einer mittelalterlichen Burg, da bei der Plünderung 1415 vieles verschwand, was sich leicht wegtragen liess. Um so eindrücklicher war die Fundserie der Ofenkacheln, die sich von unglasierten Becherkacheln über Napfkacheln bis zu den Medaillonkacheln mit Zubehör wie Gesims- und Kranzkacheln erstreckt. Aber auch hier zeigte sich das Wüten der Eroberer: praktisch kein Medaillon ist vollständig erhalten, die meisten sind zerschlagen worden. Der ausführlichen Darstellung des archäologischen Befundes schliesst sich ein Kapitel zur Besitz- und Herrschaftsgeschichte an.