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Leib Christi – Leib des Menschen. Wie real ist Realpräsenz noch?
Der Beitrag befasst sich mit dem Abendmahl in lutherischer Sicht unter Berücksichtigung des somatic turns in den Kulturwissenschaften, der beide Aspekte, biologische Gegebenheiten wie die Körperlichkeit als soziales Konstrukt gleichermaßen im Blick hat. Biographisch erscheint Luther als ein Theologe, der schöpfungstheologisch wie christologisch ein positives Verständnis zu Leiblichkeit entwickelt hat, zugleich aber sündentheologisch zu negativen Einschätzungen des Körpers kommt. Er greift darin die biblische Unterscheidung von Leib und Fleisch auf: Während der Leib im Unterschied zur Seele die äußerliche Seite der menschlichen Existenz beschreibt, die dann auch Fleisch und Blut enthalten, steht Fleisch in theologisch spezifischer Perspektive im Gegensatz zum Geist und repräsentiert damit die von Gott abgewandte Seite des Menschen und der Wirklichkeit insgesamt. Das bedeutet im Sinne des skizzierten somatic turns, Leib geht für Luther nicht in biologischen Bestimmungen auf. Besonders deutlich wird dies im Falle des Leibes Christi durch die Einheit von göttlicher und menschlicher Natur. Dieser Horizont bestimmt Luthers Verständnis von Leiblichkeit im Abendmahl. Der Leib geht über rein empirisch erfassbare Gegenständlichkeit hinaus – dies eröffnet ihm die Möglichkeit, von einer Präsenz des Leibes Christi im Abendmahl zu sprechen.