How to Cite

Anderson, Clifford: Transformation konventioneller Forschungsumgebungen und Publikationsformen, in Nunn, Christopher A. and van Oorschot, Frederike (Eds.): Compendium Computational Theology , vol. 1: Forschungspraktiken in den Digital Humanities, Heidelberg: heiBOOKS, 2024, p. 479–501. https://doi.org/10.11588/heibooks.1459.c21928

License (Chapter)

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This work is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 4.0 International License.

Identifiers (Book)

ISBN 978-3-911056-17-5 (PDF)

Published

12/19/2024

Authors

Clifford Anderson

Transformation konventioneller Forschungsumgebungen und Publikationsformen

Abstract In diesem Beitrag untersuche ich, wie und in welchem Ausmaß Transformationen in der akademischen Forschung und Publikationspraxis Veränderungen in der Wissenschaft selbst bewirkt haben. Ich orientiere mich an theoretischen Anregungen der Medienwissenschaft und verwende die beiden Perspektiven der Medienverdrängungs- und Mediensättigungstheorie, um die Wechselwirkungen in der Praxis zu analysieren, die eingetreten sind, als Wissenschaftler*innen von analogen zu digitalen Forschungs- und Schreibformen übergingen. Wir sehen, dass diese Verschiebung selbst nicht binär war, sondern entlang eines Kontinuums existiert. Die Digitalisierung von Primär- und Sekundärquellen versprach z. B. neue Methoden der digitalen Forschung zu erschließen, doch die oft schlechte Qualität der optischen Zeichenerkennung behindert die Anwendung dieser Methoden. Die Textverarbeitung versprach, die wissenschaftliche Produktion zu beschleunigen und war in mancher Hinsicht erfolgreich, schaffte es aber auch, die Digitalisate hinter ihren Programmoberflächen zu verdecken, was ihre Aggregation und Wiederverwendung erschwerte. Webannotationen zielten darauf ab, die Vision eines verteilten Netzes kritischer Kommentare zu realisieren, aber der Umfang des Internets macht es schwierig, solche Träume zu verwirklichen. Digitale Werkzeuge für eine systematische Bibliographie haben die Formulierung von Zitaten weitgehend automatisiert, obwohl sie noch nicht mit der Form selbst gebrochen haben. Schließlich ist das digitale Publizieren im Großen und Ganzen immer noch auf Interfaces angewiesen, die ihre analogen Gegenstücke nachahmen. Kurz gesagt: Wir stellen fest, dass digitale Werkzeuge und Methoden die analogen nicht verdrängen, sondern ergänzen. Ist dies ein Zeichen einer anhaltenden und unvollständigen digitalen Revolution oder einer stabilen und dauerhaften wissenschaftlichen Synthese?

Keywords Wissenschaftskultur, Medienwissenschaft, Digitalisierung, Bibliothekswesen, Textverarbeitung, Ausbildung der Digital Humanities