Zitationsvorschlag

Peters, Janelle: Computational Theology und Informationsvisualisierung, in Nunn, Christopher A. und van Oorschot, Frederike (Hrsg.): Kompendium Computational Theology, Bd. 1: Forschungspraktiken in den Digital Humanities, Heidelberg: heiBOOKS, 2024, S. 341–359. https://doi.org/10.11588/heibooks.1459.c21920

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-911056-17-5 (PDF)

Veröffentlicht

19.12.2024

Autor/innen

Janelle Peters

Computational Theology und Informationsvisualisierung

Abstract Die Informationsvisualisierung hilft bei der Interpretation theologischer Texte, indem sie sowohl Close als auch Distant Reading ermöglicht. Beim Close Reading unterstützt die Visualisierung den Vergleich von Manuskripten und sprachlichen Merkmalen eines theologischen Textes. Das Distant Reading folgt mit Hilfe von Informationsvisualisierungen theologischer Texte dem Schema von Morettis Graphs, maps and trees. Das Paul and Patristics-Projekt in Oxford unter der Leitung von Jenn Strawbridge sowie das Coptic Scriptorium von Carrie Schroeder verwenden Diagramme zur Veranschaulichung der Wortanzahl. Karten können mit dem in Stanford entwickelten Web-Programm ORBIS erstellt werden, einer interaktiven Kartenoberfläche mit geografischen, wirtschaftlichen und sozialen Daten des spätantiken Mittelmeerraums. Stanfords Palladio, das ursprünglich zur Analyse sozialer Netzwerke mittelalterlicher Elitefamilien entwickelt wurde, kann die Standorte von Schriftrollen vom Toten Meer zwischen den verschiedenen Qumran-Höhlen und der Kairoer Genizah visualisieren. Bäume resultierten aus dem beeindruckenden Erbe von Busas Index Thomisticus. Zu den Vorteilen dieser Lektüreformen gehört die Möglichkeit, Daten zu Wortzahl, Varianten, Korrekturen, Morphologie, Syntax und dem kulturellen Hintergrund von Manuskripten zusammenzustellen. Die Nachteile der Informationsvisualisierung reichen von der Verzerrung der Glaubwürdigkeit der Übersetzung oder des Netzwerks über die Ästhetik bis hin zur Nachhaltigkeit der Analyseprogramme und der Zugänglichkeit von Projekten, nachdem sie abgeschlossen sind. Mögliche zukünftige Anwendungen der Informationsvisualisierung in theologischen Studien könnten sich auf die Wissenschaftslandschaft selbst beziehen, indem die Netzwerke verschiedener Forscherinnen und Forscher und ihrer Projekte visualisiert werden, sowie auf Nachbildungen von Orten, die durch Texte beschrieben werden oder auch mithilfe von Augmented und Virtual Reality auf Orte, an denen Texte durch Visualisierungsprojekte aufgeführt, gelesen und reproduziert werden.

Keywords Geschichte der Visualisierung, Kurven, Karten, Bäume, Close Reading, Distant Reading, Theologische Datenvisualisierung