Zitationsvorschlag

Stoppel, Hendrik: Echokammern und Selbstbespiegelung, in Held, Benjamin und Oorschot, Frederike van (Hrsg.): Digitalisierung: Neue Technik – neue Ethik: Interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den Folgen der digitalen Transformation, Heidelberg: heiBOOKS, 2021 (FEST Forschung, Band 1), S. 165–188. https://doi.org/10.11588/heibooks.945.c12681

Identifier (Buch)

ISBN 978-3-948083-46-5 (PDF)
ISBN 978-3-948083-47-2 (Softcover)

Veröffentlicht

17.11.2021

Autor/innen

Hendrik Stoppel

Echokammern und Selbstbespiegelung

Abstract Sowohl das Phänomen der Echokammern oder Filterblasen als auch das der Selfie-Fotografie
werden vielfach unter dem Vorwurf der reinen Selbstbezüglichkeit diskutiert, unter der Bezeichnung des Narzissmus. Der Text nimmt das zum Anlass, den Mythos des Narciss – der aufs engste mit dem Echo-Mythos verwoben ist – bei Ovid in den Blick zu nehmen und vor allem auf dessen Tauglichkeit für eine kritische Beurteilung des Selfie-Phänomens zu überprüfen. Es lässt sich in beiden Mythen zeigen, dass nicht die Selbstbezogenheit im Zentrum steht, sondern gerade die Begegnung mit dem Anderen. Narciss verliebt sich nicht in sich selbst, sondern in den, den er für einen anderen hält. Anhand der Verarbeitung des Motivs des Narciss’ bei Jacques Lacan wird gezeigt, dass diese Begegnung mit dem Anderen im Eigenen maßgeblich für eine gelingende Subjektivierung des Menschen ist. Eine analoge Struktur lässt sich auch für Selfies aufzeigen. Sie partizipieren also an Chancen wie an Risiken der Eigenart menschlicher Subjektivierung.