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Schisma oder Renaissance?
Zum Verhältnis von Computational Humanities und Digital Humanities
Abstract Das jüngste Aufkommen der Computational Humanities wird oft als Abspaltung von den Digital Humanities betrachtet. Das Narrativ einer Spaltung ist verlockend, aber von Natur aus negativ und unproduktiv. Ich schlage stattdessen vor, die Digital und Computational Humanities als Erben zweier unterschiedlicher Traditionen zu betrachten. Ab 2004 wurden die anglo-amerikanischen Digital Humanities zur dominierenden Strömung und verdrängten die lokalen europäischen Traditionen weitgehend. Obwohl dies in mancher Hinsicht sicherlich von Vorteil war, unterscheiden sich angloamerikanische und europäische akademische Traditionen und institutionelle Kontexte wesentlich. Der grundlegende Unterschied zwischen den Digital Humanities und den Computational Humanities ist daher weniger zwischen digital und computational, sondern zwischen humanities und Geisteswissenschaften zu suchen: Die Digital Humanities stehen in ersterer, die Computational Humanities in der letzterer Tradition. Ich lehne daher die Vorstellung eines Schisma ab und schlage vor, das Aufkommen der Computational Humanities als Zeichen eines erneuerten Interesses an der kontinentalen Tradition formaler Methoden in den Geisteswissenschaften zu betrachten.
Keywords Computational Humanities, Digital Humanities, Geschichte, Definition