Zitationsvorschlag

Nelting, David und Rosen, Valeska von (Hrsg.): Gattungsmischungen – Hybridisierungen – Amalgamierungen: Perspektiven auf das Verhältnis von Traditionen und Novationen in Bild, Text und Musik des Barock, Heidelberg: arthistoricum.net-ART-Books, 2022. https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1072

Identifier

ISBN 978-3-98501-107-0 (PDF)

Veröffentlicht

10.08.2022
Die gedruckte Ausgabe erschien 2022 bei ad picturam Fachverlag für kunstwissenschaftliche Literatur e. K. ISBN: 978-3-942919-13-5

Autor/innen

David Nelting (Hrsg.), Valeska von Rosen (Hrsg.)

Gattungsmischungen – Hybridisierungen – Amalgamierungen

Perspektiven auf das Verhältnis von Traditionen und Novationen in Bild, Text und Musik des Barock

Wie inszenieren Texte, Bilder und musikalische Kompositionen das Verhältnis von ›Altem‹ und ›Neuem‹ in Zeiten, in denen sich mit den Gattungsordnungen auch die ästhetischen Sicherheiten auflösen? Wie setzen sie ›Novationen‹ in anderen diskursiven Ordnungen, etwa religiösen oder gesellschaftlich-politischen, ins Werk und machen damit auch epistemischen Wandel sichtbar? Und wie lassen sich diese Prozesse historisch angemessen beschreiben, ohne auf moderne Fortschritts-teleologien zurückzugreifen?
Diesen Grundfragen der historisch ausgerichteten Literatur-, Kunst- und Musikwissenschaft geht der vorliegende Sammelband nach. Er untersucht mit Schwerpunkt auf dem italienischen 17. Jahrhundert mit Ausblicken auf Shakespeares Sommernachtstraum sowie den englischen Antiquarismus systematische Verschränkungen von Traditionen und Novationen und deren mediale Modellierungen. Im Fokus steht die ›neue‹ Bildsprache der sich naturalistisch inszenierenden, emphatisch mit der Tradition brechenden, de facto aber neue ausbildenden Malweise der Caravaggio-Nachfolge. Im Bereich der Literatur entsteht eine ›neue‹ Dichtungstheorie und -praxis, welche mit einem Autor wie Giovan Battista Marino zwar einerseits ausdrücklich an Regel- und Wertesysteme des Humanismus anschließt, diese aber andererseits im spielerischen Rückbezug auf die Tradition gleichsam in die Leere laufen lässt und durch einen barocken ›Subjektivismus‹ ersetzt. Für die Musik ist die unerhörte Experimentierfreude von Claudio Monteverdi beispielhaft, der in seinen Madrigalen alte und neue Kompositions- und Musizierpraktiken hybridisiert und Third Spaces barocker Polyvalenz eröffnet.
Als überwölbendes Merkmal der barocken Neuerungsphänomene erweist sich das Prinzip der Gattungsmischung. Die Möglichkeiten reichen dabei von Hybridisierungen, in denen das Spannungspotential des Verschiedenen sichtbar ausgestellt wird, bis zu Amalgamierungen, in denen die Differenzqualität der unterschiedlichen Bezugssysteme zugunsten neuer ästhetischer Harmonie bis zur Unkenntlichkeit überspielt wird.

David Nelting ist Professor für Romanische Philologie (insbes. italienische Literatur) am Romanischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum. Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Autorschaft und Selbstautorisierung in Mittelalter und Früher Neuzeit sowie Realismus und Neorealismus. In der DFG-Forschungsgruppe 2305 »Diskursivierungen von Neuem« hat er in der ersten Förderphase ein Teilprojekt zu »Hybridisierungen von ›alt‹ und ›neu‹ in Epos und Epostheorie des Secondo Cinquecento« (mit einem Schwerpunkt auf Torquato Tasso) geleitet und vertritt in der zweiten Förderphase ein Teilprojekt zu dem hier interessierenden Gegenstand: »formar modelli nuovi... Marinos Poetik des ›Neuen‹ und die Struktur des literarischen Barock in Italien«. Er ist Mitherausgeber des Romanistischen Jahrbuchs.

Valeska von Rosen ist Inhaberin des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Neuzeit bis zur frühen Moderne an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Sie ist Mitglied der DFG-Forschungsgruppe »Diskursivierungen von Neuem. Tradition und Novation in Texten und Bildern des Mittelalters und der Frühen Neuzeit«, in deren Rahmen sie gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Anja Brug La carta del navegar pitoresco von Marco Boschini (1660) übersetzt und kommentiert und auch der vorliegende Tagungsband entstand. Mit einer Opus Magnum-Förderung der VWStiftung arbeitet sie derzeit an einer Monographie über Künstlerselbstbildnisse in der Neuzeit.

Kapitel

Inhaltsverzeichnis
Seiten
PDF
Titelei
a-4
Inhalt
David Nelting
Überlegungen zu einer möglichen Beschreibungskategorie barocker Poetik
19-37
Ilaria Paltrinieri
La sonorità in Marino e i suoi legami con il Cinquecento
75-100
Dominik Brabant
Valentin de Boulogne als Genrekünstler
203-239
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
279-283

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